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Griechische Linke SYRIZA gibt sich kämpferisch

Der Chef der linksgerichteten griechischen Partei SYRIZA, Alexis Tsipras, hat der neuen Regierung einen harten Oppositionskurs versprochen. Doch wie sehen das die Parteimitglieder - und was bedeutet das für Griechenland?

Von Rodothea Seralidou | 27.06.2012
    An der Athener Panteion-Universität herrscht reges Treiben: Studierende mit Büchern und Notizblöcken in den Händen gehen ein und aus. Es sind die letzten Klausuren vor den Sommerferien. Auf dem Campus haben die politischen Studentenvereinigungen ihre Tische aufgestellt. Am Tisch des Linksbündnisses SYRIZA sitzt der 29-jährige Doktorand Stavros Panagiotidis und liest Zeitung. Der schlanke junge Mann mit dem Vollbart findet es konsequent von seiner Partei, dass sie sich nicht an der Koalitionsregierung beteiligt:

    "Wir wollten eine Koalitionsregierung der linken Parteien, aber nicht als Selbstzweck, sondern weil nur so eine Politik möglich wäre, die sich für das Volk einsetzt und mit Nachdruck Neuverhandlungen mit unseren Kreditgebern fordern könnte. Klar hätten die Regierungsparteien am liebsten gar keine Opposition. Aber diesen Gefallen tun wir ihnen nicht."

    Denn, das seien sie ihren Wählern schuldig, so Stavros Panagiotidis. Und viele ihrer Wähler begrüßen diese Haltung. So auch der 32-jährige Vangelis.

    "Bei den letzten Wahlen gab es eine Polarisierung: pro oder kontra Sparkurs. Es hat die konservative Nea Dimokratia gewonnen und die Regierung wird nun die Pro-Sparkurs-Politik der alten Regierung fortführen. Eine Einheitsregierung mit allen Parteien wäre da eine Utopie."

    Kritischer ist da der 77-jährige Nikos Mpalaskas. Dass Tsipras sich an der neuen Regierung nicht beteiligen will, findet er falsch:

    "Der Volksmund sagt: 'Wer selbst nicht mittanzt, kann viele Lieder singen!' Was sollen wir mit Tsipras Einwänden, wenn er nicht mittanzt, also nicht an der Regierung teilnimmt. Auch da sollte er seine Meinung vertreten und seine Ideen, egal, wie radikal sie sind!"

    Die Mitglieder von SYRIZA jedoch sehen das anders. So auch der Doktorand Stavros Panagiotidis. Er findet, dass seine Partei als starke Opposition weitaus mehr bewirken kann, denn als schwaches Mitglied einer Einheitsregierung. Dabei sieht er SYRIZA durchaus auch in einer konstruktiven Rolle:

    "Wenn wir finden, dass ein Gesetzentwurf gut ist, dann werden wir auch für dieses Gesetz stimmen. Doch wenn wir sehen, dass etwas als Reform durchgehen soll und in Wirklichkeit die Rechte der Arbeitnehmer verletzt, wie die Arbeitsreform, die die Tarifverträge aufhebt, dann werden wir uns dagegen stemmen und das Volk bei der Mobilisierung unterstützen."

    Kritiker aus dem In- und Ausland befürchten allerdings, dass SYRIZA aktiv die Massen auf die Straßen holen und große Streiks provozieren könnte- das öffentliche Leben wäre damit wieder einmal lahmgelegt. Eine lächerliche Unterstellung, findet der Rechtsanwalt Vasilis Asimakopoulos, Kandidat der SYRIZA bei den letzten Parlamentswahlen:

    "Es ist nicht eine Partei, die so eine Situation herbeiführt, sondern es ist eine volksfeindliche Politik, die dazu führt. Und solange die Politik weiter macht wie bisher, kann keiner diese Art von gesellschaftlichen Konflikten ausschließen. Wer hat denn die großen Streiks der letzten zwei Jahre verursacht? Doch nicht SYRIZA mit damals noch vier Prozent der Wähler-Stimmen. Es war das Volk selbst!"

    "Auch wenn SYRIZA uns befehlen würde, zuhause zu bleiben, wir würden trotzdem auf die Straße gehen! Wenn die Europäer und vor allem die Deutschen so große Angst davor haben, dann sollten sie mal den harten Sparkurs, den sie Griechenland auferlegt haben, überdenken."

    Dass so eine Diskussion in Europa so langsam ins Rollen kommt, findet Vangelis gut. Der 29-jährige Doktorand Stavros jedenfalls stellt sich jetzt schon auf einen heißen Herbst ein:

    "Ich werde an den Demos teilnehmen, Wir sind doch auch ein Teil dieser Gesellschaft und werden für unsere Rechte kämpfen. Man muss kämpfen, wenn man etwas erreichen will!"