Topic

Go Slow! - aber schnell

27.12.2008
Es ist langsam an der Zeit unser schnelllebiges Leben zu verlangsamen.  Alles langsamer machen - aber schnell, das fordert Dr.
Es ist langsam an der Zeit unser schnelllebiges Leben zu verlangsamen. Alles langsamer machen - aber schnell, das fordert Dr. Peter Heintel vom Verein zur Verzögerung der Zeit.
Als Journalist konsumiere ich täglich eine große Auswahl an Medien. Morgens lese ich zu Hause meine regionale Tageszeitung. Bevor ich das Haus verlasse, aktualisiere ich meinen iPod, um in der Bahn anschließend die amerikanischen Nachrichten von CBS mit Catie Couric oder von NBC mit Brian Williams zu sehen. Noch vo der Arbeit überfliege ich die großen überregionalen Tageszeitungen. Auf dem Weg nach Hause lese ich dann auf dem Mobiltelefon die New York Times oder beantworte ein paar e-mails, die ich natürlich auch auf meinem Mobiltelefon empfange. Dank moderner Technik kann ich von überall auf die Medien dieser Welt zugreifen. Und in den nächsten Jahren wird das alles noch viel toller: das Internet wird zunehmend mobil, dann brauche ich nicht mal mehr einen stationären Internetanschluss. Allerdings entsteht dabei auch ein gewisser Druck, denn es wird erwartet, dass ich jederzeit und überall meine e-mails beantworte. Zeit, die ich früher privat genutzt habe, wird jetzt immer wieder von beruflichem unterbrochen. Ich gebe zu, bei der Frage ob diese Errungenschaften ein Fluch oder ein Segen sind, bin ich zwiegespalten.
Auch privat geht alles viel schneller, unmittelbarer. Ich wohne hier in Berlin, mein Bruder wohnt irgendwo hier zwischen Manchester und Liverpool, meine Schwägerin hier in Melbourne, meine Tante in Südengland, ein Freund in New York City und andere gute Freunde in der Nähe von San Francisco. Dank eines VoIP-Angebots für Mobiltelefone kann ich von überall in Deutschland für nur 1,5 Cent Familie und Freunde überall in der Welt erreichen - und die mich auch! Früher haben wir mal Briefe geschrieben, die dann eine Woche und länger unterwegs waren. Die Antwort entsprechend auch. So vergingen dann schon mal 14 Tage (!) vom Schreiben bis zur Antwort. Das wäre heute undenkbar. Heute schreibe ich in der U-Bahn sitzend eine e-mail oder rufe schnell mal in Australien an, wenn ich meine Schwägerin sprechen will. Das einzige, was mich daran hindern kann, ist etwas, was auch moderne Technik nicht lösen kann: die Zeitverschiebung - im Sommer 8 Stunden, im Winter sogar 10 Stunden.
Über diese Schnelllebigkeit und wie man sich ihr entziehen kann sprechen wir im Topic mit Dr. Peter Heintel, der als Professor für Entschleunigung an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt tätig ist und den Verein zur Verzögerung der Zeit gegründet hat.