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Großbrand in London
Polizei rechnet nicht mehr mit Überlebenden

Nach dem Hochhaus-Brand in London hat sich die Zahl der Toten inzwischen auf zwölf erhöht. Mehrere Menschen werden noch vermisst - "Scotland Yard" geht davon aus, dass sie ebenfalls getötet wurden. 79 Menschen liegen im Krankenhaus, 18 von ihnen sind in kritischem Zustand.

14.06.2017
    Rauch steigt aus dem brennenden Grenfell-Tauer in London auf
    Der brennende Grenfell-Tauer in London (AFP / Daniel Leal-Olivas)
    "Leider erwarte ich nicht, dass es noch mehr Überlebende geben wird", sagte ein Sprecher der Polizeibehörde Scotland Yard am Abend vor Reportern. Noch immer würden Menschen vermisst. Eine Zahl nannte er aber nicht.
    Zuvor hatte die Feuerwehr mitgeteilt, dass 65 Menschen aus dem brennenden "Grenfell Tower" hätten gerettet werden können. Wie viele sich im Gebäude aufhielten, ist nicht bekannt. Die bisherige Bilanz der Katastrophe: zwölf Tote, fast 80 Verletzte, etwa 20 von ihnen geht es sehr schlecht. Die Polizei geht davon aus, dass die Bergungsaktion noch Tage dauern wird. Einsturzgefahr sehen Statiker trotz der großen Schäden nicht.
    Anwohnerinitiative kritisiert mangelnden Brandschutz
    Die Ursache des Brands ist weiter unklar. Die britische Premierministerin Theresa May hat am Abend eine "sorgfältige Untersuchung" angekündigt. Die "Grenfell Action Group", eine Initiative von Anwohnern und Nachbarn des Hochhauses im Stadtteil North Kensington, glaubt, dass das Unglück hätte verhindert werden können.
    Sie hätten die Behörden seit mehr als vier Jahren auf Brandgefahren hingewiesen, heißt es auf ihrer Internetseite. Notfallzugänge seien blockiert gewesen, Ausrüstung zur Feuerbekämpfung nicht instand gehalten worden. Alle Warnungen seien auf taube Ohren gestoßen. Eine Katastrophe sei nur eine Frage der Zeit gewesen.
    Dichter Rauch steigt am Morgen nach dem Feuer aus dem vielstöckigen Hochhaus.
    Das Londoner Hochhaus ist vollständig ausgebrannt (dpa-picture-alliance/Rick Findler)
    Londoner Bürgermeister verspricht Aufklärung
    Auch Londons Bürgermeister Khan hat noch einige Fragen. Es gebe viel Klärungsbedarf, insbesondere zu den Hintergründen des Unglücks, sagte er in London. Diese Fragen würden beantwortet. Das 24-stöckige Gebäude, 1974 erbaut - war erst vor Kurzem saniert worden. Die verantwortliche Baufirma äußerte sich bestürzt, erklärte aber, bei den Arbeiten seien alle erforderlichen Kontrollen eingehalten worden. Dies betreffe sowohl den Brandschutz als auch alle sonstigen Sicherheitsmaßnahmen.
    Trauer und Bestürzung
    Die britische Premierministerin May äußerte sich betroffen über die tragischen Todesfälle. Auch Bundeskanzlerin Merkel übermittelte ihre Anteilnahme. Die Kanzlerin sei in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien, erklärte eine Sprecherin in Berlin.
    In der Nacht hatten sich dramatische Szenen abgespielt. Augenzeugen berichten von Menschen, die in den oberen Stockwerken um Hilfe schrien. Eine Mutter habe ihr Baby aus dem neunten oder zehnten Stock geworfen, um es vor den Flammen zu retten. Das Kind sei von einem Helfer aufgefangen worden. Der britische Fernsehreporter George Clarke, der in der Nähe des Unglücksortes wohnt, beobachtete und fotografierte das Geschenen in der Nacht.
    Hilfsangebote aus dem Stadtteil
    Die nahegelegene St. Clemens Church versorgt seit dem frühen Morgen Opfer des Brandes, die sich aus dem Haus retten konnten. Bürger aus dem Stadtteil spendeten Decken, Kleidung, Lebensmittel und Wasser. Andere sammelten Geld, um den Menschen aus dem ausgebrannten Haus über den Tag zu helfen. Auf Twitter boten Nachbarn unter dem Schlagwort #bedsforgrenfell an, in ihren Wohnungen Schutz zu suchen oder zu übernachten. Bewohner, die sich in Sicherheit bringen konnten, sollen sich bei der Polizei melden. Über eine Notfall-Telefonnummer können Angehörige sich nach Vermissten erkundigen.
    (jasi/db)