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Großbritannien
Berlin bedauert britischen EU-Austritt

Großbritannien hat seinen Austritt aus der Europäischen Union offiziell eingeleitet. Premierministerin May sprach von einem historischen Moment - jetzt gebe es kein Zurück mehr. Bundeskanzlerin Merkel bedauerte den Schritt und kündigte konstruktive Verhandlungen an.

29.03.2017
    Eine Flagge der Europäischen Union und eine Fahne vom Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland, der Union Jack
    Nun ist es offiziell: Der britische EU-Botschafter Barrow hat das Austrittsgesuch in Brüssel abgegeben. (Jens Kalaene/dpa)
    Die Bundeskanzlerin sagte in Berlin, Deutschland und die anderen EU-Partner hätten sich diesen Tag nicht gewünscht. Man verliere einen starken Mitgliedsstaat. Sie unterstrich aber zugleich, die EU sei eine einmalige Erfolgsgeschichte und werde es auch nach dem Austritt Großbritanniens bleiben. "Dafür tragen wir Sorge." Merkel erklärte, sie wünsche sich, dass Großbritannien und die EU enge Partner blieben.
    Mit Blick auf die jetzt anstehenden Brexit-Verhandlungen betonte Merkel, nun liege es an den 27 EU-Staaten zusammenzuhalten und die eigenen Interessen und Ziele zu formulieren. Man werde die Gespräche fair und konstruktiv führen und hoffe, dass London dies ebenso halte. Die Bundesregierung habe sich gut vorbereitet und werde sich zu allen Fragen positionieren.
    Merkel versicherte, für sie bleibe Großbritannien ein Teil von Europa. Man teile viele Werte. Bundesaußenminister Gabriel hatte zuvor bereits erklärt, man sollte alles dafür tun, um auch in Zukunft gute und freundschaftliche Beziehungen mit London zu pflegen.
    EU-Botschafter Barrow hatte den Antrag in Brüssel am Mittag an EU-Ratspräsident Tusk ausgehändigt. Mit der Übergabe des Trennungs-Gesuchs an den Europäischen Rat wird offiziell Artikel 50 des EU-Vertrags ausgelöst. Zum ersten Mal seit der Gründung der EU hat damit ein Mitgliedsland seinen Austritt aus der Staatengemeinschaft angekündigt.
    Premierministerin May sprach im Parlament in London von einem historischen Moment. Es gebe jetzt kein Zurück mehr, die Briten müssten jetzt zusammenstehen. Großbritannien biete sich aber mit dem Austritt aus der Union die einmalige Gelegenheit, eine glänzende Zukunft zu schaffen. Man werde stärker, fairer und geschlossener aus dem EU-Austritt hervorgehen. Zugleich betonte May, das Land wolle den EU-Partnern künftig "bester Freund und Nachbar" sein. Sie zeigte sich überzeugt, die Verhandlungen in zwei Jahren abschließen zu können.
    EU-Ratspräsident Tusk betonte, es gebe keinen Grund vorzugeben, dass dies ein "glücklicher Tag" sei, weder in Brüssel noch in London. Der Brexit führe dazu, dass die EU entschiedener handle und geschlossener sei. Ziel sei es jetzt, die Kosten des Brexits für EU-Bürger, Unternehmen und Staaten so niedrig wie möglich zu halten.
    Mit Vorlage des Austritt-Gesuchs in Brüssel können die Verhandlungen über den Brexit beginnen. Die Regierung in London und die übrigen 27 EU-Staaten haben zwei Jahre Zeit, um die Bedingungen auszuhandeln. May möchten einen harten Brexit, dass heißt das Land soll zugleich den europäischen Binnenmarkt verlassen. Die Europäische Union sicherte Großbritannien bereits zu, konstruktiv nach Lösungen zu suchen. Die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens wird voraussichtlich im März 2019 enden. Die Briten hatten im vergangenen Juni in einem historischen Referendum mit einer knappen Mehrheit von 52 Prozent für den Brexit votiert.
    (kr/tgs)