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Großbritannien
Ja zu Gen-Manipulationen bei Embryonen

Britische Forscher sollen künftig das Erbgut menschlicher Embryonen gezielt verändern dürfen. Die zuständige Behörde erteilte die Erlaubnis, eine bestimmte Methode dazu anzuwenden. Kritiker sehen darin einen Schritt auf dem Weg zum Designerbaby. Doch was bedeutet die Entscheidung?

01.02.2016
    Strang der menschlichen DNA (Computersimulation).
    Strang der menschlichen DNA (Computersimulation). (imago / Science Photo Library)
    Ein unliebsames - weil krankheitsauslösendes - Stück Erbgut wird entfernt und durch einen "gesunden" Code ersetzt. Es ist quasi die Reparatur der menschlichen DNA, die das Verfahren mit dem Namen "CRISPR/Cas" ermöglichen soll. Aber dass dadurch die Lebenswirklichkeit von Menschen verändert wird, ist noch eine Zukunftsvision.
    Erst einmal hat die britische Behörde HFEA (Human Fertilisation and Embryology Authority), also die Behörde für menschliche Befruchtung und Embryologie, erlaubt, dass das Verfahren mit der Gen-Schere an menschlichen Embryonen angewendet werden darf, wenn diese nicht älter als sieben Tage sind. Wissenschaftler am Londoner Francis Crick Institut wollen so erforschen, wie die Erfolgsrate von künstlichen Befruchtungen verbessert werden kann.
    Gründe für Fehlgeburten untersuchen
    Dazu müsse man verstehen, warum es zu Fehlgeburten komme und wie diese verhindert werden können, erklärte die beteiligte Forscherin Kathy Niakan. Dazu sei es wichtig zu wissen, welche Gene Embryonen benötigen, um sich erfolgreich zu entwickeln. Derzeit entwickeln sich nur 13 von 100 befruchteten Eizellen im weiblichen Körper erfolgreich weiter.
    Beginnen wollen die Forscher mit ihrer Arbeit in den kommenden Monaten. Ob sie das dürfen, hängt allerdings noch von der Entscheidung eines weiteren Ehtik-Komitees ab, wie ARD-Korrespondent Jens-Peter Marquardt berichtet. Aber auch mit einer Erlaubnis des Komitees, dürfen die veränderten Embryonen keiner Frau eingepflanzt werden.
    Mehrere britische Wissenschaftler begrüßten die grundlegende Erlaubnis dennoch. Der Biotechnologe Bruce Whitelaw vom Roslin Institute der Universität Edinburgh sagte, mit Hilfe des Projekts könnten Wege ausgelotet werden, unfruchtbaren Paaren zu helfen.
    Kritiker befürchten Designerbaby
    Doch es gibt auch Kritik: In der Manipulation der Bausteine menschlichen Lebens sehen viele den Weg hin zum Designerbaby ohne Makel geebnet. Einige Forscher weisen auch darauf hin, dass Versuche an Tieren oder Zellkulturen noch genug Ergebnisse bringen könnten, bevor menschliche Zellen verwendet werden.
    In China wurde die Gen-Scheren-Methode schon angewendet. Forscher an der Sun Yat-sen Universität in Guangzhou teilten im April 2015 mit, dass ihnen so die Veränderung eines fehlerhaften Gens gelungen sei. Es habe aber "große Schwierigkeiten" dabei gegeben. Die Wissenschaftler forderten, die Methode weiterzuentwickeln.
    In Deutschland ist die "CRISPR/Cas9"-Methode laut Embryonenschutzgesetz nicht erlaubt. Darin ist die Keimbahntherapie untersagt. Diese umfasst eine künstliche Veränderung menschlicher Erbinformationen, wie etwa die Reparatur von defekten Genen, die Erbkrankheiten auslösen.
    (pr/tj)