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Großbritannien
Klimaschutz in Zeiten des Brexit - mit Atomkraft und Windenergie

Großbritannien zählt in der EU zu den Zugpferden beim Klimaschutz. Die Gesetzgebung geht über die der EU hinaus. David King, der das britische Außenministerium hinsichtlich globaler Erwärmung berät, ist sich sicher, dass der Brexit daran nichts ändern wird.

Von Friedbert Meurer | 03.04.2017
    Sir David King im Jahr 2015
    Die Zukunft der britischen Energiepolitik sieht der politische Berater David King in der Windenergie auf hoher See. ( AFP PHOTO / NIKLAS HALLE'N / AFP PHOTO / NIKLAS HALLE'N)
    David King ist mit sich im Reinen. Er hat zwei Labour-Premierministern als oberster Klimaschützer gedient, Tony Blair und Gordon Brown, und danach zwei Tory-Premierministern, David Cameron und Theresa May. Der Klimawandel, sagt King, ist in Großbritannien eine Bedrohung, die von allen als solche gesehen wird. Das werde sich nach dem Brexit auch nicht ändern.
    Es fange damit an, dass Großbritannien eine Insel ist und zuletzt 2007 oder 2014 erheblich unter Unwettern und Hochwasser gelitten hat.
    "Es wäre extrem schwierig, London gegen ansteigende Flutpegel zu verteidigen. Vor zehn Jahren in einem Report haben wir festgestellt, dass wir viele Siedlungen und Städte entlang der Küsten aufgeben müssten, einschließlich Londons."
    Zugpferd beim Klimaschutz
    Großbritannien zählt in der EU zu den Zugpferden beim Klimaschutz. Das Land hat gegenüber 1990 die Kohlendioxid-Emissionen um 40 Prozent gesenkt. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei knapp unter 30 Prozent, der EU-Durchschnitt bei etwa 25 Prozent.
    "Großbritannien gehört von Anfang an zu den führenden Ländern beim Klimaschutz. Unsere Gesetzgebung geht über die der EU hinaus. Ich kann Ihnen versichern, der Brexit wird keinen negativen Effekt haben."
    Anders als Deutschland setzt Großbritannien in erheblichem Maß auf die Atomenergie. Die Kosten sind allerdings gewaltig. David King, von Hause aus Chemiker, bekennt sich aber zur Kernenergie.
    "Deutschland ist aufgrund seiner geologischen Gegebenheiten sehr sicher für Atomenergie. Aber die Deutschen haben sich dagegen entschieden, das können Sie nicht ändern. In diesem Land aber werbe ich für Atomenergie. Meine Begründung lautet: Das größte Risiko ist der Klimawandel. Die Risiken der Atomenergie dagegen können wir bewältigen."
    16 Jahre lang hat David King als oberster Klimaschützer für Großbritannien gearbeitet. Zuletzt musste er auch einige Rückschläge einstecken. Der Plan, private Haushalte zu subventionieren, damit ältere Häuser besser isoliert werden, fiel vor zwei Jahren dem Sparkurs zum Opfer. Viele alte Häuser in Großbritannien haben weiter nur einfach verglaste Fenster. Theresa May legte letztes Jahr dann das Klima- mit dem Wirtschaftsministerium zusammen, Umweltschützer protestierten.
    King: Brexit werde die Briten nicht vom Klimaschutz abbringen
    Es gebe eine ganze Reihe von Gründen - abgesehen von ihrer eigenen Insellage - , warum der Brexit die Briten nicht vom Klimaschutz abbringen werde, meint David King. Die Hauptursache für den Flüchtlingsstrom aus Afrika sei der Klimawandel. Diesel-betriebene Taxis und Busse bekommen die gelbe Karte in London, alleine wegen der Luftverschmutzung. Und die Zukunft der britischen Energiepolitik sieht King in der Windenergie auf hoher See.
    "Großbritannien ist hier technologisch Spitzenreiter, weil wir auf die Erfahrungen aus der Öl- und Gasförderung in der Nordsee zurückgreifen. Wir entwickelten die maritimen und ingenieurstechnischen Fähigkeiten, die uns jetzt helfen, Offshore-Windanlagen zu bauen."