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Großbritannien
Labour-Chef Corbyn verliert Vertrauensabstimmung

Eine große Mehrheit der Labour-Abgeordneten hat Parteichef Jeremy Corbyn das Misstrauen ausgesprochen. Sie werfen dem 67-Jährigen vor, er habe vor dem Brexit-Referendum nur halbherzig für den Verbleib Großbritanniens in der EU geworben. Zurücktreten will Corbyn trotzdem nicht.

28.06.2016
    Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn.
    Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn. (dpa/picture-alliance/Hannah Mckay)
    Corbyns Antwort kam prompt. "Ich wurde demokratisch zum Chef unserer Partei gewählt, um eine neue Art von Politik zu vertreten, und zwar von 60 Prozent der Labour-Mitglieder und Unterstützer. Diese werde ich nicht verraten, indem ich zurücktrete", schrieb er in einer per E-Mail verbreiteten Erklärung. "Die heutige Abstimmung der Unterhaus-Abgeordneten ist verfassungsrechtlich nicht bindend."
    Zuvor hatte der 67-Jährige die Misstrauensabstimmung in seiner Fraktion klar verloren. Nur 40 Abgeordnete sprachen sich für Corbyn aus, 172 votierten gegen ihn. Der Parteichef steht seit dem Sieg des "Brexit"-Lagers beim EU-Referendum am Freitag enorm unter Druck. Am Wochenende verließen elf führende Labour-Politiker auf eigenen Wunsch sein Schattenkabinett für die nächste Wahl. Zuvor hatte Corbyn selbst seinen Schatten-Außenminister Hilary Benn wegen dessen scharfer Kritik an seiner Person gefeuert.
    Die Vertreter des rechten Parteilagers machen Corbyn zum Vorwurf, viele Wähler aus dem eigenen Lager nicht vom Verbleib in der EU überzeugt zu haben. Die Parteilinken wittern dagegen einen seit längerem geplanten Coup gegen den Parteichef.
    (jasi,tgs)