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Große Sprünge auf dem Mars

Raumfahrt.- In der Vergangenheit sind Sonden in Mars-Umlaufbahnen entsandt worden, die fahrende Rover auf dem Planeten abgesetzt haben. Weil der Mars jedoch über eine geringere Schwerkraft verfügt als die Erde, könnten sich die Gefährte bald hüpfend durch die rote Wüste bewegen.

Von Guido Meyer | 30.11.2010
    Große Sprünge auf dem Mars machen wollen Ingenieure von der Universität von Leicester in England. Am dortigen Weltraumforschungszentrum der Abteilung für Physik und Astronomie hat ein Team um Nigel Bannister den Mars-Hopper entwickelt, die erste Sonde, die sich mit Siebenmeilenstiefeln hüpfend über den Mars bewegen soll – mit Sprüngen von einem Kilometer Länge.

    "Der Mars besteht zu einem Großteil aus felsigen oder steilen Landschaftszügen wie Kraterhängen. Ein Rover hätte es schwer, sich dort fortzubewegen. Ein Hopper könnte jedoch einfach darüber hinweg springen. So könnten wir völlig neue geologische Formationen untersuchen, die uns bislang verschlossen waren."

    Rund eine Woche könnte sich dieser außerirdische Spring-ins-Feld nach jedem Sprung an der entsprechenden Stelle aufhalten und wissenschaftliche Messungen der Umgebung anstellen. Um die Stabilität und damit eine stets aufrechte Position der Sonde zu gewährleisten, wird sie die Sprünge nicht mit einer Sprungfeder ausführen, sondern durch kurzes Zünden ihrer Raketentriebwerke.

    "Den Treibstoff gewinnen wir direkt aus der Mars-Atmosphäre. Sie besteht zu 95 Prozent aus Kohlendioxid. Dieses Gas dient dem Hopper als Antrieb. Das CO2 der Atmosphäre verleiht ihm jeweils genügend Schub für einen Sprung. Danach füllen wir die Tanks wieder auf und sind bereit, erneut loszuspringen."

    Die für die Erkundung benötigten dreidimensionale Karten vom Mars würden dem Hopper bereits vor dem Start einprogrammiert werden, wie Richard Ambrosi betont, ebenfalls vom Leicester Space Research Centre.

    "Die Entfernung zwischen Erde und Mars ist so immens, dass Funksignale zehn bis 20 Minuten für die einfache Strecke benötigen, je nachdem in welchem Abstand sich die beiden Planeten gerade befinden. Das macht eine Steuerung in Echtzeit unmöglich. Die Sonde muss also anhand ihres mitgeführten Kartenmaterials selbstständig erkennen, wo sie sich befindet und entscheiden, ob sie ein Hindernis in welche Richtung überspringt. Ein solches Konzept bietet uns für die Untersuchung unebener Oberflächen ganz neue Möglichkeiten."

    Frühestens in zehn Jahren gibt es für den Mars Hopper die erste Flugmöglichkeit zum Roten Planeten, denn bis dahin sind die zweijährlichen Mars-Missionen schon verplant. Eine Sonde mit einem derartigen Antrieb könnte für die Erforschung des Mars ein großer Sprung sein.