Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Grubenunglück Ostukraine
Kohleförderung sollte wegen Kämpfe eigentlich ruhen

Um 12 Uhr Ortszeit stand das Land still: Staatstrauer in der Ukraine. 32 Bergarbeiter sind bei dem Grubenunglück nach einer Explosion ums Leben gekommen. Die sogenannte Donezker Volksrepublik weist die Verantwortung von sich. Das Bergwerk sollte wegen der Kämpfe eigentlich gar nicht mehr betrieben werden.

Von Florian Kellermann | 05.03.2015
    Menschen trauern um ihre toten Angehörigen, die bei einem Grubenunglück in Donezk starben (04.03.2015)
    Mindestens 32 Menschen starben bei einem Grubenunglück in der Ostukraine. (AFP / John MacDougall)
    Präsident Petro Poroschenko hat für heute Staatstrauer in der Ukraine angeordnet, um 12 Uhr Ortszeit sollte das ganze Land für eine Schweigeminute innehalten. Die Rettungskräfte in Donezk suchen zwar immer noch nach einem bisher nicht aufgefundenen Bergmann. Hoffnungen, dass er noch leben könnte, bestehen aber nicht mehr. Damit hat das gestrige Grubenunglück 32 Todesopfer gefordert. Es ist damit das sechste schwere Unglück im Bergwerk Sasjadko innerhalb von zwei Jahrzehnten. Vor sieben Jahren starben dort sogar über 100 Menschen.
    Dafür waren, wie auch gestern, Explosionen verantwortlich, die von Methangas hervorgerufen wurden. Das Bergwerk Sasjadko wird schon seit den 1950er-Jahren betrieben. Inzwischen bauen die Bergleute dort Kohle in einer Tiefe von bis zu 1.500 Metern ab.
    Donezker Volksrepublik weist Verantwortung zurück
    Das Bergwerk liegt auf dem Gelände der Separatisten in der Ostukraine. Die Führung der sogenannten Donezker Volksrepublik wies eine Verantwortung an dem Unglück von sich. Ein Sprecher sagte: "Unsere Kontrollbehörden haben der Geschäftsleitung des Bergwerks schon vor einem Monat angeordnet, die Förderung einzustellen. Kein Bergmann sollte dort mehr unter Tage fahren. An den Gesprächen darüber war sogar unser Ministerpräsident beteiligt. Die Geschäftsleitung hat die Anordnung ignoriert."
    Das Bergwerk gehört Personen aus der ostukrainischen "Partei der Regionen", der auch der Donezker Oligarch Rinat Achmetow angehört. Dessen Fabriken sind Hauptabnehmer der Kohle aus dem Bergwerk - darunter ein Stahlwerk in Donezk und eine Koksfabrik in Mariupol. Achmetow ließ erklären, er werde für die Behandlung der verletzten Bergleute aufkommen.
    Kämpfe haben Bergwerksbetrieb gefährdet
    Das Risiko, das Bergwerk zu betreiben, war in den vergangenen Monaten weiter gestiegen - wegen der Kämpfe im Donezkbecken. Immer wieder war unter Tage der Strom ausgefallen. Trotz der geltenden Waffenruhe berichtete die ukrainische Armee heute, sie werde weiterhin beschossen. Unruhig sei es weiterhin in der Region Donezk und bei Mariupol am Asowschen Meer. Dort hätten die Separatisten auch Mörser gegen die Armee eingesetzt. Die Separatisten weisen das zurück.
    Präsident Poroschenko forderte, dass der Abzug der schweren Waffen aus dem Kriegsgebiet strenger überwacht wird: "An jedem kritischen Punkt brauchen wir einen Beobachterposten der OSZE. Als erstes sollte dies am Donezker Flughafen geschehen, wo die von Russland unterstützten Kämpfer die Waffenruhe am häufigsten verletzen."
    Auch die Gefahr von Terroranschlägen in der Ukraine bleibt hoch. In der Nacht explodierte in Odessa eine Bombe vor dem Büro der paramilitärischen Organisation "Rechter Sektor". Verletzt wurde dabei niemand.