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Grünen-Parteitag
Waffenlieferungen als Gewissensfrage

Die Kurden im Irak und Syrien mit Waffen zu versorgen, lehnen die Grünen ab. Zum Abschluss des Bundesparteitages in Hamburg haben die Delegierten mehrheitlich einen entsprechenden Antrag beschlossen. Die Partei respektiert aber ausdrücklich die "Gewissensfreiheit der Abgeordneten".

23.11.2014
    Bundesparteitag der Grünen
    Die Delegierten beim Bundesparteitag der Grünen haben sich mehrheitlich gegen Waffenlieferungen in Krisenregionen ausgesprochen. (picture-alliance/Christian Charisius)
    Die Mehrheit der Partei hat sich nicht der Meinung des Bundesvorsitzenden Cem Özdemir angeschlossen. Er verteidigte sein Ja zu Waffenlieferungen an die Kurden im Irak und Syrien noch einmal: "Man muss die Kurden in die Lage versetzen, sich zu wehren", erklärte Özdemir. Er wisse allerdings, dass er den Grünen mit dieser Position viel zugemutet habe. Grundsätzlich, betonte Özdemir, sei ein Militäreinsatz aber nur das letzte Mittel. Hintergrund der Forderung ist das Vorrücken von IS-Kämpfern im Nahen Osten.
    Die ehemalige Grünen-Chefin Claudia Roth konterte Özdemirs Forderung so: "Die ganze Region ist doch schon ein gigantisches Waffenlager." Nötig seien vielmehr eine Gesamtstrategie und eine politische Lösung. Schließlich stimmten die Delegierten der Mehrheitslinie des Bundesvorstands zu, der gegen solche Waffenlieferungen ist. Als Begründung wurde unter anderem genannt, dass die Waffen in die falschen Hände geraten könnten.
    Grünen-Parteichef Cem Özdemir beim Bundesparteitag der Grünen
    Parteichef Cem Özdemir hat sich in Hamburg für Waffenlieferungen an die Kurden in Syrien und im Irak ausgesprochen. (picture-alliance/Christian Charisiu)
    Die Grünen hielten auf ihrem Parteitag aber ausdrücklich fest, dass "die Gewissensfreiheit der Abgeordneten, die zu einer anderen Einschätzung gelangt sind", zu respektieren sei. Ein weiterer Antrag, der Waffenlieferungen in Krisengebiete grundsätzlich für falsch erklären wollte, erhielt keine ausreichende Mehrheit.
    Die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt sprach sich in dem Zusammenhang noch einmal für einen Einsatz deutscher Bodentruppen im Kampf gegen den IS aus - wenn es ein entsprechendes Mandat der Vereinten Nationen gebe. Ein Antrag dazu fand ebenfalls eine Mehrheit bei den Delegierten. Einen solchen Einsatz ohne UNO-Mandat lehnen die Grünen ab.
    Bereits gestern hatten die Grünen in Hamburg über den Umgang mit Flüchtlingen, Ernährungspolitik und Schritte gegen den Klimawandel diskutiert.
    (pr/tj)