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Grünes Mäntelchen für schnelle Flitzer

Kalifornien gilt als Umwelt-Vorzeigestaaten der USA – zum Beispiel bei Grenzwerten für Autoabgase. Und so blickt die Automobilbranche derzeit neugierig auf die Automesse in Los Angeles

Von Jan Tussing | 19.11.2010
    Partystimmung auf der Automesse in Los Angeles. Der neue Porsche Cayenne wird gerade enthüllt. Fast alle Hersteller schreiben wieder schwarze Zahlen und deutsche Hersteller wie Audi, BMW und Porsche freuen sich über wachsende Gewinne.

    Kalifornien ist nach China und Großbritannien der wichtigste Absatzmarkt für die deutschen Luxushersteller. Hier sitzen die reichen Kunden und kein US - Bundesstaat importiert mehr deutsche Autos als Kalifornien. Aber Andreas Klugescheidt von BMW ist aus anderen Gründen auf die LA Motor Show gekommen:

    "Kalifornien hat unterschiedlichen Bedeutungen für BMW, einerseits ist es ist ein Markt der Trends setzt, trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten und es ist ein Markt, der hochgradig innovativ ist, und es ist zum Dritten auch ein Markt der uns von Regulierungs- und politischer Seite interessiert, weil hier im hohen Maße Emissionsregulierungen entstehen, die für den US-Markt und auch für den europäischen Markt interessant werden."

    Im Klartext: Kalifornien verlangt von den Herstellern saubere Autos. Und die versuchen mit neuester Technologie schadstoffarme Autos zu produzieren und einen neuen Markt zu erobern. Nicht Sportwagen und schnelle Flitzer stehen in LA im Rampenlicht, sondern Elektroautos und Hybridmotoren.

    "Wir haben seit 2009 den Mini E auf dem Markt. Der kann geleast werden, wir haben in Kalifornien rund 250 Stück. Das ist der Start in die Elektromobilität gewesen."

    Peter Norby war einer der glücklichen Testpersonen, die ein Jahr lang einen E-Mini in Kalifornien fahren durften. Der Amerikaner dänischen Ursprungs stellt auf seinem Grundstück seine eigene erneuerbare Energie her. Er wollte mit dem E-Mini testen, wie sein Lebensstil sich mit einem elektrischen Fahrzeug verändern würde.

    Für den Umweltfreund ist das Elektroauto vergleichbar mit dem Handy von früher. Neue Technologien verändern immer unseren Lebensstil und unser Verhalten. Wir passen uns den Veränderungen an – wie die mit einem Elektroauto aussehen, wollte Peter Norby für sich selbst herausfinden. Der E-Mini hat ihm das ermöglicht.

    "Peter fuhr schon vorher einen Mini und mochte das Auto. Aber als Versuchsperson wollte er ausprobieren, ob ein Elektroauto für seinen Lebensstil ihn infrage kommt."

    Die Automesse in Los Angeles versucht mit sparsamen und schadstoffarmen Fahrzeugen Trends zu setzen. Und nicht nur BMW will ganz vorne mitspielen, so Andreas Klugescheid.

    "Im nächsten Jahr werden wir den 1er-BMW mit Elektroantrieb sehen. Der wird die Technologie und Speicherkapazität unseres Megacityvehicles haben, das kommt im Jahr 2013. Wir bewegen uns sukzessive auf einen Großserienbetrieb zu und machen dem Kunden seit Mitte vergangenen Jahres eine Offerte, dass er sich bei Mini ein Elektrofahrzeug leasen kann."

    Jedes Jahr wird auf der L.A.-Autoshow das grünste Auto des Jahres gekürt. Ein begehrter Titel, der wachsenden Umsatz bei Verbraucher verspricht. In diesem Jahr hat es der Chevy Volt geschafft. Das Hybrid Auto von Chevrolet, das Ende 2010 auch als Opel Ampera in Europa im Handel erscheinen wird, hat sich gegen Mitbewerber wie der Nissan Leaf oder der Ford Fiesta durchgesetzt. Damit erhält zum ersten Mal ein Großserien-Elektrofahrzeug die traditionelle Auszeichnung.