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Meldungen aus der Wissenschaft

China testet eine neue Großrakete und Raumkapsel +++ Covid-19 kam schon früher nach Europa +++ Pflanzen haben ein Stressgedächtnis +++ Eine allergische Reaktion kann auch ohne das auslösende Allergen auftreten +++ Ein Brauner Zwerg zeigt Wolkenbänder +++ Forscher testen künstliche Antikörper gegen Covid-19

Von Lucian Haas | 06.05.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
China testet eine neue Großrakete und Raumkapsel
China hat große Raumfahrtpläne für die kommenden 20 Jahre. Dazu zählen der Aufbau einer eigenen Raumstation und bemannte Flüge zum Mond. Auf dem Weg dorthin hat China jetzt eine Rakete eines neuen Typs namens "Langer Marsch 5B" erfolgreich gestartet. Mit einer Höhe von 54 Metern und einer Nutzlast von mehr als 20 Tonnen zählt sie zu den tragfähigsten Raketen der Welt. An Bord war der Prototyp einer Astronautenkapsel, in der bis zu sechs Raumfahrer transportiert und wieder zur Erde zurückgebracht werden können. Bei diesem ersten Flug waren noch keine Menschen an Bord. Ziel war es, den Wiedereintritt in die Atmosphäre, einen neuen Hitzeschild sowie die Funktion von Fallschirmen und Airbags für die Landung der Kapsel zu testen. Der Hitzeschild ist austauschbar. Auf diese Weise soll die Rückkehrkapsel bis zu zehnmal wiederverwendet werden können.
Quelle: Agenturen

Covid-19 kam schon früher nach Europa
Der Beginn der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Europa wurde bisher Mitte Januar dieses Jahres angenommen. Doch neuen Erkenntnissen nach gab es schon Ende Dezember 2019 in Frankreich einen Fall von Covid-19. Wie französische Ärzte im Fachmagazin International Journal of Antimicrobial Agents berichten, hatten sie damals einen 42-jährigen Patienten mit Atemwegserkrankungen und Fieber auf der Intensivstation eines Pariser Krankenhauses behandelt. Jüngst ließen sie aus Interesse eine aufbewahrte Probe von Bronchialsekret dieses Patienten auf Sars-CoV-2 nachtesten. Das Testergebnis und auch eine weitere Kontrolle waren positiv. Unklar ist, wie sich der Mann angesteckt haben könnte. Er war weder selbst gereist noch hatte er nachvollziehbaren Kontakt zu Menschen aus China. Der Fall stützt die Theorie, wonach Sars-CoV-2 sich schon deutlich früher als angenommen in Europa ausbreitete. Das könnte auch erklären, warum zumindest manche Regionen so stark betroffen sind. Demnach kamen die Gegenmaßnahmen dort einfach zu spät, die Infektionswelle war schon weiter fortgeschritten.
Quelle: International Journal of Antimicrobial Agents

Pflanzen haben ein Stressgedächtnis
Und sie können das sogar an ihre Nachkommen weitergeben. Das berichten Forschende aus den USA im Fachmagazin Nature Communications. Die Wissenschaftler machten Versuche mit Arabidopsis-Pflanzen, bei denen sie ein bestimmtes Gen namens MSH1 vorübergehend stilllegten. Ohne die Aktivität von MSH1 passten die Pflanzen ihr Wachstum stärker an Stressfaktoren wie Trockenheit an, unter anderem durch Veränderungen ihres Wurzelsystems. Interessanterweise zeigte dann auch ein Teil der Nachkommen dieser Pflanzen die gleichen Anpassungen. Und das über mehrere Generationen hinweg – auch wenn bei ihnen das Gen MSH1 gar nicht mehr stillgelegt war. Die Wissenschaftler erklären dieses vererbbare Stressgedächtnis der Pflanzen mit der Epigenetik. Dabei kommt es nicht zu direkten Veränderungen des Erbguts. Stattdessen spielen andere Faktoren eine Rolle, welche die Aktivität von Genen in den Zellen steuern. In Zukunft könnte die gezielte epigenetische Programmierung des Stressgedächtnisses neue Wege für die Pflanzenzüchtung eröffnen – etwa zur Anpassung an den Klimawandel.
Quelle: Nature Communications

Eine allergische Reaktion kann auch ohne das auslösende Allergen auftreten
Gräser-, Birken- und andere Pollen können für Allergiker eine Plage sein. Allerdings können die Betroffenen auch dann einen Heuschnupfen-Schub erleiden, wenn sie den Pollen gar nicht direkt ausgesetzt sind. Wie Experimente von Forschenden der Uni Tübingen zeigen, kann es dafür ausreichen, dass ein Allergiker in die gleiche räumliche Umgebung zurückkehrt, in der er zuvor dem echten Allergen ausgesetzt war. Das ist dann so, als würde der Körper die Immunreaktion aus der Erinnerung wieder wachrufen. Allerdings konnten die Wissenschaftler diese Konditionierung des Körpers nur bei Probanden beobachten, die direkt nach einer allergischen Reaktion auf echte Pollen schlafen gingen. Jenen Probanden, die gemäß Vorgaben des Experimentes nach der Exposition noch länger wach blieben, machte die spätere Rückkehr an den Ort mit dem ursprünglichen Allergieschub nichts aus. Nach Angaben der Forscher ist es schwierig, aus diesen Ergebnissen einfache Schlussfolgerungen zu ziehen, wie sich die Situation von Allergikern verbessern ließe. Offenbar verfestigt der Schlaf das in diesem Fall störende Immungedächtnis. Doch man könne auf Schlaf auch nicht verzichten, zumal sich Schlaf positiv auf andere, hilfreiche Immunreaktionen und die allgemeine Fitness auswirke. Die Studie ist im Fachjournal PNAS erschienen.
Quelle: PNAS

Ein Brauner Zwerg zeigt Wolkenbänder
Braune Zwerge sind ganz besondere Himmelskörper, die wegen ihrer Masse und Leuchtkraft eine Stellung zwischen klassischen Sternen und Planeten einnehmen. Der Braune Zwerg, der mit einem Abstand von 6,5 Lichtjahren am nächsten zur Erde steht, heißt Luhman 16A. Und bei diesem haben Astronomen aus den USA mit Hilfe des Very Large Telescope in Chile jetzt entdeckt, dass er ähnlich wie der Planet Jupiter von stationären Wolkenbändern umzogen ist. Der Nachweis gelang durch die Analyse der Polarisation des von Luhman 16A ausgehenden Lichtes – das heißt der Schwingungsrichtung der Lichtwellen. Diese kann verändert werden, wenn sie Wolken passieren. Es ist das erste Mal, dass Astronomen diese Technik einsetzten, um Exowolken zu bestimmen. Die Bezeichnung Exowolken steht, analog zu Exoplaneten, für Wolken um Himmelsobjekte, die sich außerhalb unseres Sonnensystems befinden. Luhman 16A gehört zu einem Doppelsystem mit Luhman 16B als Partner. Bei diesem Braunen Zwerg fanden sich aber keine Hinweise auf stationäre Wolkenbänder. Die Studie ist im Astrophysical Journal erschienen.
Quelle: The Astrophysical Journal

Forscher testen künstliche Antikörper gegen Covid-19
Virologen des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig haben in Laborversuchen künstliche Antikörper gefunden, die eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus verhindern können. Laut einem Bericht der Braunschweiger Zeitung, analysierte das Forschungsteam rund 6000 Varianten von künstlich hergestellten, menschlichen Antikörpern. Die Frage war, ob diese an das Coronavirus andocken können. Bei 750 davon war das der Fall. Nun sollen weitere Tests an Zellkulturen zeigen, welche Antikörper eine Infektion mit Sars-CoV-2 am wirksamsten unterbinden. Das Ziel der Forschung ist nicht eine Impfung, sondern ein Medikament, um schwer kranke Corona-Patienten besser behandeln zu können. Durch die sogenannte passive Immunisierung mit den verabreichten Antikörpern werden die Erreger direkt bekämpft, ohne dass das körpereigene Immunsystem erst zeitaufwendig selbst Antikörper herstellen muss. Das könnte die Heilung beschleunigen. Die Forscher hoffen darauf, bis zum Herbst mit ihren Studien soweit zu sein, dass erste Covid-19-Patienten mit den passenden Antikörpern behandelt werden können.
Quelle: Agenturen