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Lebensmittelsicherheit
Bedruckte Verpackungen als Risiko-"Black Box"

Mineralöle stecken in Verpackungen, Kosmetika und Arzneimitteln. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) lassen die toxikologischen Daten dazu allerdings keine Rückschlüsse auf gesundheitliche Risiken zu. Hingegen wisse man viel zu wenig über mögliche Gefahren durch bedruckte Verpackungen, die auf Lebensmittel abfärben, sagte Bärbel Vieth vom BfR im Dlf.

Bärbel Vieth im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 07.12.2017
    Supermarkt-Regal mit verschiedenen Produkten
    Bedruckte Lebensmittel-Verpackungen können auf den Inhalt abfärben - welche Risiken birgt das? (imago stock&people)
    Susanne Kuhlmann: Dass Mineralöl aus Alltagsprodukten nicht wegzudenken ist, und zwar jenseits vom Heizöl im Tank und vom Sprit im Auto, trifft uns gelegentlich als Warnung – zum Beispiel, wenn Ölbestandteile aus Verpackungen in Lebensmitteln nachgewiesen werden. Viele Cremes und andere Kosmetika kommen auch nicht ohne Mineralöl-Bestandteile aus. Einige davon stehen unter Beobachtung, und zwar bei Toxikologen.
    Was wissen sie über Mineralöl-Bestandteile in Alltagsprodukten und wo besteht Handlungsbedarf? – Mit diesen Fragen befasst sich heute das 17. Forum Verbraucherschutz beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin. Warum kommen Bestandteile von Mineralöl in Verpackungen, Kosmetika und auch Arzneimitteln überhaupt vor? – Das fragte ich kurz vor dieser Sendung Dr. Bärbel Vieth, die für kosmetische Mittel zuständig ist.
    Mineralöl-Komponenten halten Lebensmittel glänzend
    Bärbel Vieth: Ja! Sie werden natürlich gezielt bei diesen Produkten eingesetzt, um bestimmte Anwendungen auch zu ermöglichen beziehungsweise zu begünstigen. Zum Beispiel wissen wir von Kosmetika, dass da Mineralöl basierte Inhaltsstoffe eine wichtige Basis sind. Mineralöl-Komponenten in kosmetischen Mitteln sind zum Beispiel Feuchthaltemittel, die die Haut vor dem Austrocknen schützen. Sie sind wichtig, um eine gewisse Konsistenz zu erreichen, eine gewisse Viskosität. Bei Lebensmitteln wissen wir, die gezielte und bewusste Anwendung von Mineralöl-Komponenten - und auch Wachsen schließe ich mit ein - werden eingesetzt, um einen gewissen Glanz zum Beispiel zu erreichen, oder auch als Trennmittel. Sie haben bestimmte Funktionen in diesen Produkten und ich denke, jeder Verbraucher kennt auch Vaseline. Vaseline ist ein Mineralöl-Produkt und eine wichtige Grundlage zum Beispiel für Salben.
    Nur nicht-krebserregende Mineralöle dürfen eingesetzt werden
    Kuhlmann: Was ist über die Risiken solcher Mineralöl-Komponenten bekannt? Bestehen Gefährdungen für die Gesundheit?
    Vieth: Hier muss man, glaube ich, ganz klar unterscheiden: Was ist der gezielte Einsatz von Mineralöl-Komponenten? Die Beispiele, die ich Ihnen eben genannt habe, sind gezielte Verwendungen von Mineralöl-Komponenten, und diese Mineralöle unterliegen sehr strengen Reinheitsanforderungen. Es gibt die Reinheitsanforderung für die Qualitäten, die in Lebensmitteln eingesetzt werden, und es gibt Reinheitsanforderungen für Qualitäten, die in kosmetischen Mitteln eingesetzt werden.
    So fordert die Kosmetikverordnung der EU ganz klar, dass nur solche Mineralöle eingesetzt werden, die keine kanzerogene Wirkung haben. In der Praxis werden zum Beispiel in kosmetischen Mitteln Mineralöle eingesetzt, die Arzneimittelreinheit haben. Und damit ist auch schon klar: auch die Qualitäten, die im Arzneimittel selbst eingesetzt werden, müssen solchen Reinheitsanforderungen der Europäischen Pharmacopoea – das ist die europäische Sammlung von Reinheitskriterien für Arzneimittel – genügen. Für diese Qualitäten haben wir sehr viele toxikologische Daten und für diese Qualitäten können wir sagen, dass da gesundheitliche Risiken nicht abgeleitet werden können. Aber wir haben auf der anderen Seite auch das Problem, dass wir über unerwünschte Einträge zum Beispiel aus bedruckten Lebensmittelverpackungen und dann Übergänge in das Lebensmittel unkontrollierte und ungewünschte Übergänge in das Lebensmittel haben. Das ist etwas, was wir bisher nur unzureichend bewerten können.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.