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GSG9 braucht mehr Nachwuchs
Eliteeinheit soll deutlich größer werden

Wie viele Männer genau zur Spezialeinheit GSG9 gehören ist unklar. Fest steht allerdings, dass es deutlich mehr werden sollen. Denn die GSG9 wird einen zweiten Standort bekommen, in Berlin. Geeignete Bewerber sind aber schwer zu finden.

Von Michael Götschenberg | 15.01.2018
    GSG9-Spezialeinsatzkräfte lassen sich am 08.08.2017 in Berlin beim Besuch des Bundesinnenministers in der neuen Bundespolizeidirektion 11 fotografieren und filmen.
    GSG9-Spezialeinsatzkräfte lassen sich in Berlin beim Besuch des Bundesinnenministers in der neuen Bundespolizeidirektion 11 fotografieren und filmen. (picture alliance / Kay Nietfeld/dpa)
    Wie viele Männer genau zur GSG9 gehören, das will Jerome Fuchs nicht sagen. Aus taktischen Gründen behalte man das lieber für sich, so der Kommandeur der GSG9. Der vor kurzem verstorbene Gründungskommandeur Ulrich Wegener hatte zuletzt von 400 gesprochen. Fest steht, dass es deutlich mehr werden sollen. Denn die GSG9 wird, neben ihrem Standort in St. Augustin, einen zweiten Standort in Berlin bekommen.
    Grund dafür ist die anhaltende terroristische Bedrohung. "Wenn man sich die vergleichbaren Terrorlagen anschaut europaweit, dann waren oftmals die Hauptstädte betroffen. Wir müssen uns auf jeden Fall in der Hauptstadt besser aufstellen. Die Zielrichtung ist klar: Eine schnelle Reaktionsfähigkeit der GSG9 in der Hauptstadt", sagte Kommandeur Jerome Fuchs dem rbb. Stationiert wird die Einheit voraussichtlich in Spandau, endgültig entschieden ist das jedoch noch nicht.
    Die Eliteeinheit ist auf Bewerbungen angewiesen
    Im August vergangenen Jahres hatte die Bundespolizei ihre Spezialkräfte in einer neu geschaffenen Direktion 11 gebündelt: Neben der GSG9 gehören dazu der Flugdienst der Bundespolizei, sowie der Bereich "polizeiliche Schutzaufgaben im Ausland", der an den deutschen Auslandsvertretungen im Einsatz ist. Personell soll die GSG9 mit dem Aufbau eines zweiten Standbeins in Berlin deutlich verstärkt werden. "Wir reden über circa ein Drittel der aktuellen Stärke des Verbandes. Das ist auch die große Herausforderung für die GSG9, den geeigneten Nachwuchs zu bekommen".
    Denn geeignete Bewerber sind nur schwer zu finden. Die Eliteeinheit ist dabei nämlich auf Bewerbungen angewiesen, eine Abordnung aus anderen Spezialeinheiten zur GSG9 der Bundespolizei findet nicht statt. Bewerben können sich ohnehin nur ausgebildete Polizistinnen und Polizisten, idealerweise schon mit Berufserfahrung sagt Fuchs. Doch die Anforderungen sind sehr hoch: Körperliche Fitness ist dabei nur eines von mehreren Kriterien und noch nicht einmal das wichtigste, betont der Kommandeur. "Charakterliche Stärke, Teamfähigkeit, große Belastbarkeit, das sind Dinge auf die wir ganz, ganz großen Wert legen, und Stressstabilität."
    Wer es schafft und genommen wird, der bleibt meist lange bei der GSG9. Jerome Fuchs selbst ist seit gut 20 Jahren bei der Einheit, was keine Seltenheit ist, obwohl der Job alles andere als ruhig ist. Rund 50 Mal im Jahr ist die GSG9 im Einsatz, ob bei Anti-Terror-Razzien oder bei der Bekämpfung von schwerer Kriminalität.
    Sitz in St. Augustin soll Hauptquartier bleiben
    Von anderen Spezial-Einheiten der Polizei unterscheidet sich die GSG9 dadurch, dass ausschließlich sie über bestimmte Fähigkeiten verfügt: das gilt insbesondere für Luft-Landeverfahren, Fallschirmspringer, taktische Einsatz-Taucher und besonders ausgebildete Präzisionsschützen. Auch besondere technische Fähigkeiten hat die GSG9 –, welche das sind, will der Kommandeur lieber für sich behalten.
    Gegründet wurde die Antiterroreinheit 1972. Seitdem hat sie ihren Sitz in St. Augustin bei Bonn. Diesen Standort wolle die GSG9 auch als Hauptquartier behalten und weiter ausbauen, so Fuchs im rbb. "Wir sind da nahezu in der Mitte der Republik lokalisiert. Wir operieren nicht nur in Berlin, sondern Deutschland- beziehungsweise weltweit". Darum sei der Standort eine gute Ausgangsbasis.
    Die bekannteste Mission der GSG9 ist bis heute die Erstürmung der entführten Lufthansa-Maschine Landshut in Mogadischu im Jahre 1977. Seitdem ist die GSG9 ein Mythos.