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Guido Westerwelle
Begehrter Interviewpartner des DLF

Guido Westerwelle war ein wortgewaltiger Politiker. Auch beim Deutschlandfunk ist er als glänzender Rhetoriker ein gern gesehener Interview-Gast gewesen. Hier können Sie einige Zitate aus Gesprächen mit unseren Moderatoren nachlesen und nachhören.

18.03.2016
    Ein schwarz-weiss-Bild eines ernst blickenden Westerwelle in einem Raum mit einem Strahler.
    Häufiger DLF-Interviewpartner: Guido Westerwelle. (Imago / Sven Simon)
    Westerwelle zur Macht der Gewerkschaften:
    Im Interview vom 04.05.2005 wirft der damalige FDP-Chef Westerwelle den Gewerkschaften vor, nur noch die Interessen ihrer Funktionäre und nicht jene der Arbeitnehmer zu vertreten. Außerdem reagierten die Gewerkschaften "wie eine Mimose" auf Kritik, so Westerwelle. Er forderte in dem Gespräch, die Rechte der Betriebsräte zu stärken:
    "Wir wollen ja die Mitbestimmung ausweiten, aber wir wollen die Mitbestimmung eben in die Betriebe zurückgeben. Das Problem ist ja heute, dass wir zu wenig betriebliche Bündnisse haben. Wenn dann in einem Unternehmen entschieden wurde, gibt es immer noch das Vetorecht der Funktionäre, und zwar bei beiden: auf der Arbeitgeberseite wie auf der Gewerkschaftsseite. Das finden wir falsch!"
    "Ich glaube, dass wir mit unserer Politik weit besser die Arbeitnehmerinteressen vertreten, denn eine Wirtschaftspolitik, die auf Wachstum setzt, die dafür sorgt, dass Arbeitsplätze entstehen, dass junge Menschen einen Ausbildungsplatz haben, das ist die arbeitnehmerfreundlichste Politik und die sozialste Politik, die man in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit machen kann."
    Westerwelle zu Bürgerprotesten:
    Im Interview vom 14.11.2010 warnt Westerwelle anlässlich der Proteste gegen "Stuttgart 21" vor einer wachsenden Fortschritts-Feindlichkeit in Deutschland:
    "Ich mache mir Sorgen darüber, dass wir zu einer 'Dagegen-Republik' werden. Ich mache mir Sorgen darüber, dass bei uns nichts mehr geht, dass keine Straßen mehr gebaut werden können, keine Kraftwerke mehr, dass wir keine Stromleitungen mehr bauen dürfen, dass keine Flughäfen mehr ausgebaut werden können und jetzt auch keine Bahnhöfe mehr. Und dann werden wir den Wohlstand für alle verlieren."
    Westerwelle zur Rolle Deutschlands in der NATO:
    Im Interview vom 23.08.2011 verteidigt Westerwelle - damals Bundesaußenminister - Deutschland gegen den Vorwurf, bei internationalen Konflikten keine militärische Verantwortung zu übernehmen:
    "Deutschland ist in der NATO sehr stark engagiert. Wir sind mit mehr als 5000 Soldaten bei dem internationalen Einsatz in Afghanistan dabei, an vielen anderen Stellen der Welt sind deutsche Soldaten dabei und helfen und haben wirklich dort mutige Einsätze. Deutschland muss nicht an jedem Krieg teilnehmen, um im Bündnis akzeptiert zu sein."
    Westerwelle zur Meinungsfreiheit und ihren Grenzen:
    Im Zusammenhang mit der Debatte über die Austrahlung eines islamfeindlichen Films über den Propheten Mohammed verteidigte Westerwelle im Interview vom 18.9.2012 die Kunst- und Meinungsfreiheit, verweist aber auch auf deren Grenzen: "Die Beschimpfung einer Religion, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, ist bei uns untersagt."
    "Sehen Sie, die Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Güter bei uns in Deutschland, aber auch die Meinungsfreiheit ist nicht grenzenlos. Beleidigungen zum Beispiel, Erniedrigungen sind bei uns strafbar und werden nicht durch die Meinungsfreiheit geschützt. Und es ist wichtig, dass wir ein tolerantes Land sind, ein tolerantes Land bleiben, und zwar in beiden Hinsichten: einmal ein Land, das auch anders denkende in vollem Umfange respektiert und toleriert, aber auch ein Land, das klar macht, bei uns ist religiöse Vielfalt, der Respekt vor Religionen selbstverständlich, und dieses Signal wollen wir auch in die Welt senden."
    "Deutschland darf vor Fanatismus niemals einknicken, vor Gewalt selbstverständlich auch nicht, nicht im Ausland, aber auch nicht im Inland. So wie diese Fundamentalisten und Gewalttäter in der arabischen Welt nicht repräsentativ sind für die Mehrheit der Menschen dort, so sind die Rechtsradikalen hier in Deutschland nicht repräsentativ für unser Volk."
    (aj/mg/fwa)