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Kohlemine in Australien
Kleiner Auftrag beschert Siemens großen Imageschaden

Das indische Unternehmen Adani baut derzeit in Australien eine der größten Kohleminen der Welt - mit einer Zugstrecke, für die der deutsche Siemens-Konzern die Signaltechnik liefern soll. Ein recht kleiner Auftrag, der aber schon jetzt einen großen Imageschaden verursacht hat.

Von Silke Hahne | 13.01.2020
Am 10.01.2019 demonstrierten rund 350 Schülerinnen und Schüler von Fridays For Future in Hamburg gegen die Pläne von Siemens.
Demo in Hamburg gegen die Siemens-Pläne in Australien (imago-images /Jannis Große)
Siemens will an dem Auftrag festhalten und argumentiert mit rechtlichen Verpflichtungen, weil der Vertrag mit Adani schon unterzeichnet worden sei. Es gebe praktisch keinen rechtlich und wirtschaftlich verantwortungsvollen Weg, den Vertrag aufzulösen, ohne treuhänderische Pflichten zu vernachlässigen, wie zum Beispiel: Pflichten gegenüber Siemens-Anteilseignern etwa. Das schreibt Siemens-Chef Joe Kaeser in einem langen Statement auf der Internetseite des Konzerns. Er müsse verschiedene Interessen balancieren und nur wenn Siemens ein zuverlässiger Geschäftspartner bleibe, könne es auch ein Partner für eine grünere Zukunft sein.
Auftragsvolumen von 18 Millionen Euro
Dass die Mine auch ohne Siemens-Technik gebaut werde, hatten Umweltschützer in Frage gestellt. Fest steht: Die Signaltechnik für die Zugstrecke ist ein eher kleiner Baustein in dem riesigen Projekt. Denn mit 18 Millionen Euro bezeichnet auch Siemens den Auftrag als relativ klein.
Nicht nur australische Umweltschützer kritisieren die Entscheidung des Konzerns mit Sitz in Deutschland scharf, auch deutsche Klima-Aktivisten protestieren dagegen. Die Fridays-for-Future-Sprecherin Luisa Neubauer hatte sich ja noch am Freitag mit Finanzvorstand Joe Kaeser getroffen, um über das Geschäft zu diskutieren. Neubauer sprach jetzt von einer historischen Fehlentscheidung und kündigte neue Proteste an.
Ihr Mitstreiter Nick Heubeck sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, Fridays For Future werde Kaeser bei der Hauptversammlung Anfang Februar wiedersehen. Der Sturm der Entrüstung sei absehbar gewesen und Luisa Neubauer dürfte nun erleichtert sein, dass sie ein Angebot von Kaeser für einen Aufsichtsposten bei Siemens Energy ausgeschlagen hat. Die Siemens-Tochterfirma soll in diesem Jahr abgespalten und an die Börse gebracht werden. Neubauer hatte das Angebot abgelehnt, weil sie es für unvereinbar hielt mit ihrer Unabhängigkeit als Aktivistin.
Siemens: Nachhaltigkeitsrat mit externen Mitgliedern etablieren
Neubauer hatte Siemens gebeten, den Posten stattdessen mit einem kritischen Wissenschaftler der Scientists for Future zu besetzen. Das wiederum wollte Kaeser nicht: Es gibt genug Wissenschaftler, die über das Problem reden, so der Siemens-Chef.
Ob das Unternehmen Siemens irgendwelche Konsequenzen aus diesem Image-Desaster zieht, ist nicht klar zu beantworten. Das Unternehmen gab allerdings bekannt, nun einen Nachhaltigkeitsrat mit externen Mitgliedern zu etablieren. Der bislang existierende Nachhaltigkeitsrat von Siemens hatte zu dem Auftrag in Australien Bedenken geäußert. Doch hatte dies nicht zur Konsequenz, dass das Projekt gestoppt wurde.