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Gustav Peter Wöhler
Der kleine Mann hat den Blues im Blut

Als Schauspieler schlüpft Gustav Peter Wöhler in immer neue Rollen. Als Sänger auch: Dann rockt er wie Bruce Springsteen, ist romantisch wie Elton John und eine Rampensau wie Mick Jagger. Seine Konzerte sind ein Erlebnis - gerade weil sie so vielseitig sind.

Von Oliver Kranz | 02.09.2014
    Der Schauspieler und Sänger Gustav Peter Wöhler.
    Der Schauspieler und Sänger Gustav Peter Wöhler. (picture alliance / dpa)
    Man sieht, dass er kein riesengroßes Ego mit sich herumträgt. Mit Trippelschritten betritt er die Bühne und säuselt einen Elton-John-Song ins Mikrofon. Gustav Peter Wöhler muss erst warm werden.
    "Sie sind ja vom Altersdurchschnitt her, wie ich. 'Bei Dir sind ja nur alte Leute im Publikum', hat mein Neffe gesagt. 'Lieber alte Leute im Publikum, als Idioten auf der Bühne', sage ich mir immer."
    "Wer heute über 50 ist, ist mit guter Musik aufgewachsen", sagt Wöhler, und diese Musik covert er mit akustischen Instrumenten. Zur Band gehören ein Klavier, ein Kontrabass und eine Gitarre.
    "Stuck in the middle" von Stealers Wheel steht ganz weit oben in Wöhlers persönlicher Hitparade, und das teilt er dem Publikum auch mit. Bei ihm bekommt jeder Song eine kleine Ansage:
    "Der nächste Herr hat es faustdick hinter den Ohren und ist eigentlich nie bei uns aufgetaut, weil er es eben so faustdick hinter den Ohren hat - oder wie meine Band sagt: Der hat die Eier in der Hose."
    Die Rede ist von Bruce "The Boss" Springsteen. Wenn Wöhler "I'm on fire" singt, gerät auch er in Rage. Wöhler singt, breitet die Arme aus und dreht sich wie ein Derwisch um die eigene Achse.
    "Die liebe ich, diese Pirouetten. Die bringen mich immer wieder auf den Boden. Das finde ich wunderbar. Mittlerweile wird mir schwindlig. Früher war mir überhaupt nicht schwindlig.“
    Doch auch wenn er ab und zu ins Taumeln gerät, er kann immer noch ganze Säle rocken. Der kleine, dicke Mann hat den Blues im Blut.
    "Ich wollte immer Musiker, Sänger werden, ich wollte gar nicht Schauspieler werden. Als kleiner Junge fand ich Katharina Valente toll. Dann kamen die Beatles und dann kamen die ganzen Rocker: Colosseum, King Crimson - das waren meine großen Helden.“
    Es Menschen geben muss, die das spielen können
    Wöhler singt Songs von den Stones, von Slade, von Simon & Garfunkel - alles Titel, die ihm persönlich wichtig sind. Am allerwichtigsten aber ist ihm ein Lied mit dem schlichten Titel "Your Song" von Elton John.
    "Ich habe somit 14 gemerkt, ich bin schwul, und das war 1971 noch verboten. Da durfte man das nicht öffentlich sagen und in meiner Familie schon gar nicht. Die wären ausgerastet. … Also, ich stand sehr allein damit da. Da war dieser Song von Elton John für mich eine Art Bestätigung, dass der Weg, den ich vor mir sehe, der Richtige ist."
    Der Abend hat Gänsehautmomente. Aber Wöhler wäre nicht Wöhler, wenn er die nicht kontern würde. Wenn Gustav Peter Wöhler Nena singt, verdreht er auf so witzige Weise die Augen, dass man sich vor Lachen kaum halten kann. Er ist ein Komödiant. Das fiel schon während seines Studiums an der Schauspielschule auf.
    "Ich wollte, wie alle meine Kollegen, die großen, ernsten Rollen spielen, aber ich kriegte immer diese kleinen Idioten - dieses Boulevardhafte, das war immer eine nicht ernst zu nehmende Geschichte, habe ich gedacht. Mittlerweile ist mir klar, dass es meine Welt ist und dass es Menschen geben muss, die das spielen können.“
    Wöhler rockt, Wöhler ist romantisch und er ist eine Rampensau. Seine Konzerte sind ein Erlebnis - gerade weil sie so vielseitig sind.