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Vor 25 Jahren gestorben
Norman Bates alias Anthony Perkins

Der Schauspieler Anthony Perkins war in "Psycho" Hollywoods erster Serienmörder in Frauenkleidern. Doch in seiner Karriere kam er nie über diese Rolle hinaus. Heute vor 25 Jahren, am 12. September 1992, starb er im Alter von 60 Jahren an Aids.

Von Marli Feldvoß | 12.09.2017
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    Anthony Perkins wurde sein Leben lang mit der Rolle des Norman Bates identifiziert. Hier am Filmset von "Psycho III" 1986 (imago stock&people)
    So gut wie jeder kennt die Duschszene, die Anthony Perkins in seiner Rolle als Mörder Norman Bates in Alfred Hitchcocks "Psycho" weltberühmt gemacht hat. Aber Hitchcock ersparte Perkins den problematischen Auftritt als schizophrener Mörder im Kleid seiner Mutter und engagierte gleich mehrere Doubles.
    Der ehrgeizige junge Schauspieler hatte das Angebot des großen Hitchcock angenommen, ohne das Drehbuch gelesen zu haben. Hitchcock hatte wiederum im Gefühl, dass dieser Perkins die Idealbesetzung sein würde und ließ sich bereitwillig auf seine Änderungswünsche ein. So flossen biografische Details in die Figur des Norman Bates ein. Es klingt zuweilen so, als ob Anthony Perkins aus seinem eigenen Leben erzählt, insbesondere dann, wenn er das schwere Schicksal seiner Mutter beklagt, die ihn allein aufziehen musste, nachdem sein Vater gestorben war, wie hier in "Psycho":
    "She had to raise me all by herself after my father died. I was only five. And it must have been a great strain for her. She didn’t have to go to work or anything like that. He left her a little money."
    Serienmörder Bates das Rollenbild fürs Leben
    Tatsächlich hatte der am 4. April 1932 in New York City geborene Anthony Perkins im Alter von fünf Jahren seinen Vater, den Schauspieler Osgood Perkins, verloren und trat früh in seine Fußstapfen. Tony war nicht nur sein Ebenbild, sondern auch ein Naturtalent, spielte - zunächst ohne jede Ausbildung - wie selbstverständlich Theater und übernahm erste Filmrollen. Schon sein zweiter Hollywoodfilm "Friendly Persuasion" in der Regie von William Wyler 1956, brachte ihm eine Oscarnominierung als bester Nebendarsteller ein. Seine höchste Auszeichnung war 1961 die Goldene Palme in Cannes für den jugendlichen Liebhaber von Ingrid Bergman in der Françoise-Sagan-Verfilmung "Goodbye Again". In den nachfolgenden, eher enttäuschenden europäischen Filmen gab er den linkisch-charmanten, meist neurotischen, ziemlich unmännlichen Liebhaber und startete auch eine Gesangskarriere.
    Eigentlich zählte Anthony Perkins zur Schauspielergeneration von Marlon Brando, wurde auch als Nachfolger des früh verstorbenen James Dean gehandelt. Als er jedoch Anfang der Siebzigerjahre - viel zu spät - aus Europa zurückkehrte, hatte er die Chance auf einen leading man verspielt. Es schien unmöglich, das früh etablierte mächtige Rollenbild des nervösen sensiblen All-American-Boy, das Hitchcock so genial in Szene setzte, wieder abzuschütteln. Im Grunde war er mit 28 und mit dem Erfolg als Serienmörder Bates in "Psycho" schon auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt:
    "Sicherlich wurde ich mit dieser speziellen Rolle identifiziert. Aber es gibt da auch etwas Liebenswertes an diesem Menschen, und ich glaube, die Zuschauer haben nicht nur Angstgefühle ihm gegenüber, sie haben auch eine Art von Bewunderung für seinen Charakter."
    Endgültig der Psychopath vom Dienst
    Seine Rollenangebote kreisten immer wieder um die alten Stereotype, im Grunde ging es mit seiner Karriere bergab. Tony, so hatte es den Anschein, saß ein Leben lang in einer Falle, der er nicht entkommen konnte. Eine Existenz ohne Hoffnung auf Veränderung, auf Fortschritt. Auch das hatte ihm sein Alter Ego Norman Bates bereits prophezeit:
    "I think that we are all in our private traps. Clammed in them and none of us can never get out. We scratch and club only at the air, only at each other."
    Ein völlig neues Kapitel in seinem Leben begann, als Perkins mit 41 die wesentlich jüngere Fotografin Berry Berenson heiratete. Seine Homosexualität war ein offenes Geheimnis. Sein Wechsel zum treuen Familienvater, der fortan ein glückliches zurückgezogenes Leben mit Frau und zwei Söhnen lebte, war umso erstaunlicher. Und plötzlich, 1982, zweiundzwanzig Jahre nach "Psycho", eroberte er als Norman Bates erneut sein Publikum. "Psycho II" war ein ironisches Spiel mit dem Zuschauer; doch die drei weiteren Ableger fanden weniger Zuspruch. Anthony Perkins war endgültig der Psychopath vom Dienst.
    Er starb am 12. September 1992 sechzigjährig in Hollywood an Aids. Seine Krankheit hatte er bis zum Schluss geheim gehalten.