Freitag, 19. April 2024

Archiv

Hackerangriff auf Macron
Wahlkommission spricht von erheblicher Datenmenge

Nach dem Hackerangriff auf das Wahlkampfteam des französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron ist "eine erhebliche Menge Daten" in sozialen Netzwerken veröffentlicht worden. Die Wahlkommission rief Medien und Bürger dazu auf, die Inhalte nicht zu weiterzuverbreiten, um die Wahl nicht zu beeinträchtigen.

06.05.2017
    Der Präsidentschaftskandidat der Bewegung En Marche, Emmanuel Macron, bei einer Rede am 1. Mai während seines Wahlkampfs.
    Der Präsidentschaftskandidat der Bewegung En Marche, Emmanuel Macron, bei einer Rede am 1. Mai während seines Wahlkampfs. (AFP - Geoffroy van der Hasselt)
    Das Team des französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron ist nach eigenen Angaben Ziel eines weitreichenden Hackerangriffs geworden, bei dem E-Mails und Abrechnungen an die Öffentlichkeit gelangten. Es handle sich um einen beispiellosen Vorgang und gezielten Versuch, die französische Präsidentenwahl zu destabilisieren, so Macrons Wahlkampfteam. Es seien echte Dokumente gestohlen und zusammen mit fingierten online gestellt worden, um Falschinformationen über den Bewerber zu streuen.
    Eine Datenmenge von rund neun Gigabyte wurde von einem Nutzer mit dem Namen EMLEAKS auf der Internetplattform "Pastebin" veröffentlicht. Das französische Innenministerium äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorgang.
    Behörde: "Freie Wahl steht auf dem Spiel"
    Die Nationale Kommission zur Kontrolle des Wahlkampfs (CNCCEP) warnte auf ihrer Internetseite, die freie Wahl und die Wahrhaftigkeit der Abstimmung stünden auf dem Spiel und erinnerte die Medien an ihre Verantwortung im Wahlkampf. Die Daten seien auf betrügerische Weise verschafft worden. Unechte Nachrichten seien wahrscheinlich damit vermischt worden. Französische Wahlgesetze schreiben für Samstag und den Großteil des Sonntags eine Nachrichtensperre für Wahlkampf und Medienberichterstattung vor, die die Wahl beeinflussen könnte.
    Frankreichs scheidender Präsident Hollande kündigte eine Reaktion an. Es werde juristische Verfahren geben, wenn tatsächlichen Daten gestohlen oder gefälscht worden seien.
    Es ist nicht der erste Hackerangriff auf Macron. Informationen einer IT-Sicherheitsfirma zufolge haben Mitglieder der Gruppe "Pawn Storm" vor einigen Wochen versucht, Zugriff zu Macrons Server zu bekommen. Macrons Mitarbeiter sollten über gefälschte Mails dazu verleitet werden, Schadsoftware auf ihre Computer zu laden sowie Logins und Passwörter zu verraten. Die Gruppe, die auch als "Fancy Bear", "Apt 28" und "Strontium" bekannt ist, wird von Experten mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU in Verbindung gebracht. Russland wurde in der Vergangenheit häufiger vorgeworfen, sich in Wahlkämpfe in anderen Ländern einzumischen - unter anderem in den USA.
    Russischer Einfluss befürchtet
    Die französische Regierung hatte wiederholt vor einer russischen Einmischung in den Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich gewarnt. Sie verdächtigte Moskau, die Wahl zugunsten der Rechtspopulistin Marine Le Pen beeinflussen zu wollen, die als russlandfreundlich gilt.
    Der Vizepräsident des Front National, Florian Philippot, nahm den Hack erfreut zur Kenntnis. Er schrieb auf Twitter: "Werden die Macronleaks uns etwas verraten, was der Investigativjournalismus absichtlich verschwiegen hat? Fürchterlich, dieser demokratische Schiffbruch."
    Macron gilt als Favorit
    Der Linksliberale Macron geht am Sonntag als Favorit in die Stichwahl gegen Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National. Am gestrigen letzten Wahlkampftag lag Macron (62 Prozent) in mehreren Umfragen 24 Prozentpunkte vor Le Pen (38 Prozent).
    Frankreich steht bei der Wahl vor einer Richtungsentscheidung: Macron ist Proeuropäer, will staatliche Regulierung für Unternehmen beschneiden, aber Arbeitnehmerrechte schützen. Le Pen ist gegen die EU, will Frankreich aus der Euro-Zone herausführen und Einwanderung begrenzen.
    Die Wahl findet unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt: In Frankreich herrscht nach einer Reihe von Anschlägen der Ausnahmezustand.
    (vic/jasi/fwa)