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Halbjahresbilanz der Deutschen Bahn
Jeder achte Fernzug verspätet - Bahn gibt Gewinnziel auf

Weil ICEs und ICs dauerhaft unpünktlich sind, hat die Deutsche Bahn im ersten Halbjahr weniger verdient und muss ihr Gewinnziel für 2018 kippen. Zusätzliche Ausgaben von 100 Millionen Euro werden nötig sein, um pünktlicher zu werden. Auch der Schienen-Güterverkehr schwächelt.

von Dieter Nürnberger | 25.07.2018
    Züge der Deutschen Bahn in Frankfurt am Main
    Züge sollten pünktlich sein (dpa / picture-alliance / Boris Roessler)
    So manches Detail in der Halbjahresbilanz der Deutschen Bahn mutet widersprüchlich an. So ist beispielsweise die Kundenzufriedenheit im Fernverkehr leicht gestiegen, obwohl die Pünktlichkeit in diesem Bereich für den Konzern eine Enttäuschung ist. Mit gut 77 Prozent liegt man rund ein Prozent unter dem Vorjahreswert. Hier müssen wir besser werden, sagt Vorstandschef Richard Lutz. Erklärungsversuche:
    "Wir haben da alle Hebel und Maßnahmen in Bewegung, aber wir müssen auch ein Stück weit anerkennen, dass wir gerade durch die zusätzlichen Baustellen und durch eine immer stärker belastete Infrastruktur auch gleichzeitig mehr Verkehr und Nachfrage abwickeln müssen."
    Baustellenkoordinierung muss verbessert werden
    Rund 800 Baustellen müssten derzeit pro Tag koordiniert werden. Gleichzeitig steigt die Zahl der Fahrgäste im Fernverkehr. Rund 71 Millionen Passagiere waren im ersten Halbjahr hier unterwegs, ein Plus von 3,8 Prozent. Karl-Peter Naumann ist Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Selbstverständlich kam er heute Vormittag mit dem Zug nach Berlin. Die Klimaanlage habe funktioniert, dafür streikte aber das Reservierungssystem. Und zur Pünktlichkeit folgende Einschätzung:
    "Was wir beobachten, ist, dass die Züge entweder pünktlich sind oder sehr stark verspätet sind. Und das ist das Problem, was die Bahn noch nicht im Griff hat: eine saubere Planung von Bauarbeiten und den damit einhergehenden Fahrzeitverlängerungen."
    Die Bahn will zusätzlich 100 Millionen Euro für mehr Pünktlichkeit in die Hand nehmen. Und an derzeit überlasteten Knoten sollen Lagezentren die Kommunikation zwischen Bahn- und Bauunternehmen optimieren.
    Güterbahn in den roten Zahlen
    Diese Zusatzausgaben werden allerdings die Gewinne beeinträchtigen: So rechnet der Konzern für das Gesamtjahr 2018 nur noch mit einem operativen Ergebnis von 2,1 Milliarden Euro. Etwas weniger als 2017. Für das erste Halbjahr macht die Bahn zudem Sonderbelastungen aus Unwettern und vor allem den weiterhin schleppenden Güterverkehr geltend. Trotz umfangreicher Sanierungsbemühungen rutscht die Güterbahn DB Cargo wieder in die roten Zahlen, auch die Transportleistung ging hier um fast sieben Prozent zurück.
    Bahnchef Richard Lutz ist nun fast anderthalb Jahre im Amt. "Die Richtung stimmt" sagt er. Was vor allem mit den steigenden Passagier- und Umsatzzahlen zusammenhängt. Auch steigen die Investitionen in die Schiene.
    Bahnchef optimistisch
    Und daraus resultierende Verbesserungen für die Kunden sollen schon bald spürbar sein. Man setzt auch auf Kooperationen. So soll die Mobilität in Großstädten komfortabler werden.
    "So haben wir heute vor einer Woche in Hamburg einen individuellen Shuttle-Service gestartet, der per App bestellt werden kann und Fahrgäste rund um die Uhr auf flexiblen Routen ans Ziel bringt."
    Die vorgestellten Zahlen zeigen: Es gibt Licht und Schatten in der Bahnbilanz. Optimismus gehört für den Bahnchef dennoch dazu. So zeigt er sich zuversichtlich, dass die Verschuldung des Konzerns nicht über die 20 Milliarden Euro-Grenze klettern wird. Vorsichthalber hat der Haushaltsausschuss des Bundestages hier eine Obergrenze von 20,4 Milliarden Euro gezogen.