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Halbjahresbilanz
Vonovia profitiert von steigenden Mieteinnahmen

Der Immobilienkonzern Vonovia - früher Deutsche Annington - hat eine gute Halbjahresbilanz vorgelegt. Fast alle Wohnungen sind vermietet. Zudem steigen die Mieteinnahmen deutlich, unter anderem wegen Modernisierungen. Mietervereine kritisieren das Vorgehen.

Von Dirk Groß-Langenhoff | 02.08.2016
    Das neue Firmenschild "Vonovia", die Umfirmierung der Deutschen Annington, wird am 2.9.2015 in Bochum vor der Firmenzentrale aufgehängt.
    Das Firmenschild der Vonovia vor der Firmenzentrale in Bochum. (dpa / picture alliance / Roland Weihrauch)
    Angesichts der positiven Zahlen ist die gescheiterte Übernahme der Deutsche Wohnen Anfang des Jahres schon fast wieder vergessen. Die Mieteinnahmen sind bei Vonovia im ersten Halbjahr um fast 25 Prozent auf 775 Millionen Euro gestiegen. Denn die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt nehme immer weiter zu, sagt Vonovia-Sprecher Max Niklas Gille.
    "Wohnraum ist ein gefragtes Gut. Das hängt natürlich mit der starken Migration im vergangenen Jahr zusammen, aber auch andere Faktoren spielen mit rein: Innenstädte werden immer attraktiver durch die Nähe zu Infrastruktur und Jobs und immer mehr Menschen leben alleine."
    Arabische Hotline für Mieter
    Die Zuwanderung von Flüchtlingen ist ein Grund von vielen, der den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöht. Trotzdem hat sich Vonovia mit einem speziellen Service darauf eingestellt.
    "Unsere Mieter haben schon jetzt verschiedenste Hintergründe. Wir bieten in vielen Kommunen natürlich Wohnraum für Flüchtlinge und haben entsprechende Services, zum Beispiel eine arabische Hotline. Eine gesteigerte Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt für Flüchtlinge erwarten wir aber erst dann, wenn die meisten Asylverfahren abgeschlossen sind."
    Vonovia hat aus den Zeiten, als der Konzern noch Deutsche Annington hieß, eine große Anzahl halbverfallener Wohnungen. Diese werden zurzeit nach und nach saniert. Dafür investiert der Bochumer Immobilienriese mehrere Millionen Euro. Denn nach der Modernisierung kann die Miete deutlich angehoben werden. Mietervereine kritisieren das, zum Beispiel Knut Unger vom Mieterverein Witten:
    "Vonovia hat sich vorgenommen, viele Wohnungen zu modernisieren und auch instand zu setzen. Das ist auch bitter nötig, weil viele Jahrzehnte eigentlich nichts passiert ist. Ein großer Teil, eigentlich die Hälfte der Investitionen sind aber Modernisierungen, und da dürfen die Kosten auf die Miete umgelegt werden. Und zwar elf Prozent der Investitionskosten pro Jahr macht das aus. Und das führt zu sehr hohen Mieterhöhungen für viele Mieter."
    Modernisierungen über Tochterfirma selbst durchgeführt
    Höhere Gewinne macht Vonovia laut Knut Unger aber auch deswegen, weil sie die Modernisierungen neuerdings über eine Tochterfirma selbst durchführt. Denn die Tochterfirma berechnet Vonovia marktüblich Preise für die Modernisierungen, die dann an die Mieter weitergegeben werden.
    "94 Prozent aller Bestandsinvestitionen, Reparaturen, Modernisierungen werden jetzt durch die eigene Handwerkerorganisation erbracht. Die Leute werden untertariflich bezahlt, aber intern wird dann nach Marktpreisen abgerechnet. Das zahlen dann die Mieter mit ihrer Modernisierungsmieterhöhung auch mit."
    Neuer Wohnraum soll geschaffen werden
    Vonovia will aber nicht nur alte Wohnungen modernisieren, sondern auch neuen Wohnraum schaffen, der für die große Masse der Menschen bezahlbar bleibt. Da komplett neue Gebäude zurzeit zu teuer seien, um günstigen Wohnraum zu schaffen, habe sich der Konzern andere Ideen einfallen lassen, sagt Sprecher Max Niklas Gille.
    "Wir wollen durch Neubauten neuen Wohnraum schaffen. Dazu nutzen wir die Potenziale in den Innenstädten zum Beispiel mit Nachverdichtung und Dachaufstockung. Durch serielles Bauen senken wir die Baukosten und machen den neuen Wohnraum so bezahlbar."
    Serielles Bauen hat man früher einfach Plattenbauten genannt. Auch hier ist der Mieterverein Witten skeptisch. Denn die Plattenbauten sollen auf den Grünflächen bestehender Vonovia-Grundstücke gebaut werden, sodass die Lebensqualität der Mieter leiden könnte.