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Handball
Ein strukturelles Manko

Der finanziell angeschlagene Handball-Bundesligist HSV Hamburg hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der Champions-League-Sieger von 2013 hatte bis zuletzt auf die Rettung durch einen Mäzen gehofft. Handball-Experte Erik Eggers spricht von einer "sehr ernsten Lage".

Erik Eggers im Gespräch mit Bastian Rudde | 19.12.2015
    Ein Handball in der Hand eines Spielers.
    Ein Handball in der Hand eines Spielers. (picture alliance / dpa - Jens Wolf)
    Die Handballer des HSV Hamburg sind finanziell am Ende und haben einen Insolvenzantrag gestellt. Dem Bundesligisten werden laut Statuten zunächst acht Punkte abgezogen. Der vorläufige Insolvenzverwalter zeigt sich zwar zuversichtlich, Handball-Experte Erik Eggers sprach im Deutschlandfunk aber von einer "sehr ernsten Lage" für den HSV.
    "Nachdem Mäzen Andreas Rudolph vor einigen Jahren schon angekündigt hat, sich allmählich zurückziehen zu wollen, konnte dort das Sponsoren-Minus nicht aufgefangen werden", sagte Eggers. Auch seien die Zuschauerzahlen kontinuierlich zurückgegangen. Inzwischen gebe es ein strukturelles Defizit. Rudolph habe gerade in einer PK davon berichtet, dass Erlösen von 700.000 Euro für dieses Jahr noch Forderungen von 5 Millionen Euro gegenüberstünden. "Es ist ein strukturelles Manko, wenn nur ein Mäzen für alles zuständig ist", betonte Eggers.
    Nicht nur die GmbH sei damit konfrontiert, sondern auch der Gesamtverein, der HSV Handball eV, der die Lizenz halte. Auch dieser Verein stecke in großen Schwierigkeiten und werde Insolvenz beantragen müssen.
    Nach den Worten Eggers ist das Problem in vielen anderen Vereinen ähnlich. Er verwies auf die SG Flensburg-Handewitt. Auch dort gebe es zwei große Gönner, "die dafür bekannt sind, dass sie Defizite ausgleichen." Auch beim TuS N-Lübbecke bezahle ein großer Mäzen fast alles. Und auch andere Vereine seien auf solche Mäzene angewiesen.
    Wie Eggers berichtete, gibt es auch seitens der Liga Bestrebungen, potentiellen Investoren den Einstieg zu erleichtern, indem man Lizenzen leichter übertragen könne. "Ich weiß von großen Sportmarken, die sich für den Handball interessieren. Damit meine ich Vereine wie den 1. FC Köln."
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 19. Juni 2016 nachhören.