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Handel in China
Europas Firmen sorgen sich vor Protektionismus

In China erschwert die Regierung europäischen Firmen zunehmend das Geschäft. Das ist der Kernvorwurf einer Studie der Europäischen Handelskammer in China. In einigen wenigen Branchen werde es leichter für ausländische Unternehmen, in vielen anderen Industriezweigen werden massiv Hürden aufgebaut.

Von Steffen Wurzel | 19.09.2017
    Ein Stahlarbeiter im chinesischen Dalian
    Ein Stahlarbeiter im chinesischen Dalian (dpa / picture-alliance / Liu Debin)
    Keine wirklich guten Nachrichten gebe es zu verkünden, so Carlo Diego D'Andrea von der Europäischen Handelskammer in Shanghai:
    "Today I have no good news to tell you. Because: There is lots of talk, but only little facts."
    Die Staatsführung in Peking rede zwar viel über Globalisierung und den Abbau von Handelsschranken, umgesetzt werde aber wenig. China macht es ausländischen Firmen zunehmend schwer, so die Kritik.
    China macht es den Europäern schwer
    Der wichtigste Lobbyverband europäischer Firmen in China kritisiert zum Beispiel, dass es für Europäer, die in China investieren wollten, viel schwieriger sei als umgekehrt für chinesische Unternehmen in Europa.
    "Vergangenes Jahr haben chinesische Firmen rund 40 Milliarden Euro in Europa investiert. Auch in Wirtschaftsbereichen, die für Europäer in China tabu wären, die Halbleiterbranche zum Beispiel."
    Andere Beispiele sind der Finanz- und Telekommunikationssektor. Auch diese Industriebranchen sind für Ausländer in China weiterhin verschlossen.
    Chinas Staatspräsident Xi Jinping erscheint auf einem Bildschirm während eines Parteitreffens in Peking.
    Bisher präsentiert Chinas Staatspräsident Xi Jinping nur leere Versprechen. (picture alliance / dpa / How Hwee Young)
    "Wollen Versprechen jetzt auch umgesetzt sehen"
    Chinas Staatschef Xi Jinping Anfang des Jahres beim Weltwirtschaftsforum in Davos in der Schweiz: Sein Land werde die Türen nicht verschließen, sondern weit geöffnet halten für ausländische Investoren, sagte er. Das werde zu einem weltweiten Wirtschaftsaustausch führen und das Land besser mit anderen Staaten vernetzen. China werde für gleiche wirtschaftliche Bedingungen sorgen, beteuerte Xi.
    "China betont immer wieder, der Weltmeister in Sachen Globalisierung zu sein. Der Präsident und der Premierminister haben wichtige Reden dazu gehalten. Wir wollen diese Versprechen jetzt auch umgesetzt sehen", fordert Mats Harborn, der Präsident der Europäischen Handelskammer in China.
    Internetzensur belastet Firmen
    In einem Bereich spüren europäische Firmen ganz konkret, dass es schwieriger für sie wird in China: im Bereich Internetzensur. Dass die Führung in Peking Dienste wie Google, Facebook oder Dropbox komplett sperrt, ist bekannt. Dass sie verstärkt aber auch die Hintertürchen bekämpft, mit denen man die Internetzensur bisher umgehen konnte, ist ein neuer Trend. Carlo Diego D'Andrea von der Europäischen Handelskammer in Shanghai kritisiert, dass das nicht nur ausländische Unternehmer abschrecke, sondern China insgesamt schade.
    Der Hafen von Qingdao in China.
    Der Hafen von Qingdao in China. (dpa/ Stringer)
    "Wenn man das neue Finanzzentrum der Welt werden will, braucht man Talente, junge Talente. Um sie anzulocken, muss man sicherstellen, dass sie Zugriff auf alle Online- und Social-Media-Dienste haben, die sie brauchen. Im Moment ist das unmöglich in China."
    Die Kritik aus dem Positionspapier der europäischen Wirtschaftslobby ist nicht neu. Im Gegenteil. Seit Jahren beschweren sich ausländische Firmen darüber, dass sich die Rahmenbedingungen in vielen Bereichen verschlechtern. Offene Kritik üben die Firmen selten, aus Angst, das könne den Geschäften schaden. Die Europäische Handelskammer ist eine der wenigen Wirtschaftsstimmen in China, die sich traut, ihre Kritik offen zu äußern.