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Handelsriese setzt auf das Geschäft im Netz

Der Einzelhandel ist von der Stimmung des Verbrauchers abhängig. Der Handelsriese ist dennoch bislang gut durch die Eurokrise gekommen. Nicht zuletzt, weil Tengelmann zunehmend auf das Online-Geschäft setzt.

Von Andreas Kolbe | 12.07.2012
    Eine Hundefutter-Dose, hat Karl-Erivan Haub mitgebracht, der Chef und Miteigentümer von Tengelmann. So groß wie ein Bonbon-Glas und gefüllt mit Leckerli aus dem Internet, steht sie für den neuesten Zukauf des weitverzweigten Handelskonzerns.

    Während die Keimzelle des Unternehmens, die Tengelmann- und Kaiser’s-Supermärkte auch 2011 wieder rote Zahlen geschrieben haben, expandiert das Familienunternehmen aus Mülheim an der Ruhr immer zielstrebiger ins Internet.

    Mit Beteiligungen an aufstrebenden Start-up-Unternehmen: So ist Tengelmann an Deutschlands größtem Online-Schuhhändler Zalando beteiligt. Oder seit dem Frühjahr auch an Canimix, einem Anbieter für Premium-Hundefutter, dass die Kunden individuell für ihre Vierbeiner mischen können.

    Tengelmann setzt auf Online, auch mit eigenen Shops, die dem Chef Karl-Erivan Haub sichtbar große Freude machen:

    "Unsere Pflänzchen, wenn ich sie mal so nenne, plus.de oder Babymarkt – die sind noch klein, die Pflänzchen. Aber sie wachsen auch anhaltend und stetig. Und hier reden wir von Wachstumsraten, die natürlich nördlich von den drei oder vier Prozent sind, die wie im großen anderen Unternehmensteil erreichen können."

    Dieser andere Teil ist das stationäre Geschäft – neben den Supermärkten sind das die OBI-Baumärkte, die Textilhandelskette KIK und auch die Discountläden von TEDI. Hier sei es ein Achterbahn-Jahr gewesen, berichtet Haub, mit starken Umsatzzuwächsen im ersten Halbjahr und einer enttäuschenden zweiten Jahreshälfte.

    "Wir haben im zweiten Halbjahr eine Kombination aus schlechtem Sommerwetter – ich hoffe nicht, dass der heutige erste Herbsttag das gleiche bringen wird wie im letzten Jahr, nämlich keinen Sommer. Dann war der Winter viel zu warm. Das tut natürlich dann insbesondere bei den Textilien weh, aber im Sommer auch OBI. Aber auch im zweiten Halbjahr ist dann die Eurokrise, denke ich, den Verbrauchern furchtbar auf den Magen geschlagen."

    Insgesamt verbucht die Unternehmensgruppe Tengelmann damit ein kleines Umsatzplus von 2,4 Prozent auf nun 10,8 Milliarden Euro. Der operative Gewinn fiel hingegen um knapp fünf Prozent niedriger aus. Wie viel unter dem Strich hängen blieb, verraten die Mülheimer traditionell nicht.

    Und auch was den Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr angeht, so will sich der sonst so charismatische Chef angesichts der Unsicherheiten in Sachen Eurokrise nicht recht aus der Deckung wagen.

    "Wir planen vorsichtig. Wir sind realistisch zu wissen, dass jeden Monat hier irgendetwas passieren kann und dass man sich da bestmöglich darauf einrichtet – liquide bleibt vor allen Dingen, um handeln zu können, um aktiv bleiben zu können."

    So hat sich Tengelmann bei einem Bankenkonsortium eine Kreditlinie von 300 Millionen Euro gesichert, um im Krisenfall wegbrechende Umsätze abfedern zu können. In den krisengeplagten Südländern der Eurozone sei sein Unternehmen zum Glück nicht aktiv, freut sich Haub, weshalb er für das laufende Jahr zumindest von stabilen Umsätzen ausgeht.