Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Handelsstreit
China empört über Trumps neue Zoll-Ankündigung

Falls die neuen US-Zölle auf Produkte aus China tatsächlich in Kraft treten, werde China kraftvoll zurückschlagen müssen - das gab das chinesische Handelsministerium bekannt. An den Börsen ist eine gewisse Nervosität zu spüren.

Von Steffen Wurzel | 19.06.2018
    Mehrere Gürtel mit der Aufschrift "Made in China"
    Wenn Zölle auf Produkte "Made in China" in Kraft treten, werden die Folgen schwerwiegend, warnt Deborah Elms vom "Asian Trade Centre". (dpa / picture alliance / Daniel Kalker)
    Die Angst vor einem ausgewachsenen Handelskrieg zwischen den USA und China schlägt zunehmend auf die Börsen durch. In Hongkong gab der für ganz Asien wichtige Hang-Seng-Index um knapp drei Prozent nach und auch die Aktien in Festlandchina verloren an Wert: An der Shanghaier Börse ging es im Schnitt fast vier Prozent runter, in Shenzhen brach der Composite Index um fast sechs Prozent ein. Auch wenn die festlandchinesischen Börsen nicht mit denen in Frankfurt, London oder New York vergleichbar sind: Eine gewisse Nervosität ist spürbar.
    Die möglichen neuen US-Zölle gegen Produkte aus China sind zwar noch nicht beschlossene Sache, trotzdem hat China heute verbal schonmal kräftig zurückgekeilt. Die Vereinigten Staaten sollten ihre schädlichen Worte und Taten unterlassen, erklärte das Außenministerium in Peking. Das Handelsministerium wurde noch deutlicher: Falls die US-Seite tatsächlich den Verstand verliere und die neuen Zölle in Kraft setze, werde China gezwungen sein, kraftvoll zurückzuschlagen. Erneut betonte Chinas Staats- und Parteiführung außerdem, dass ein Handelskrieg zwischen den USA und China beiden Staaten schade, auch dem Rest der Welt. Davor warnt auch die Europäische Handelskammer, der größte Lobbyverband europäischer Firmen, die in China aktiv sind.
    Ein Handelskrieg nütze niemandem, warnt Carlo D’Andrea von der Europäischen Handelskammer. "Protektionismus funktioniert nicht auf dieser Welt. Die Geschichtsbücher zeigen, wozu Protektionismus in der Vergangenheit geführt hat. Was den Handelskonflikt zwischen den USA und China angeht, besteht die Gefahr, dass auch europäische Firmen ins Kreuzfeuer geraten."
    China stellt sich als Kämpfer für weltweit offene Märkte dar
    Auch Unternehmen im Rest der Welt seien indirekt betroffen, warnt Deborah Elms vom "Asian Trade Centre", einer Wirtschafts-Denkfabrik in Singapur. Im Wirtschafts-Fernsehsender Bloomberg erklärt sie: "Wenn man sich mal die Lieferketten anschaut von Produkten, auf denen offiziell "Made in China" steht: Teile dieser Produkte kommen häufig auch aus anderen asiatischen Staaten oder sogar aus Europa. Wenn also US-Zölle auf diese Produkte in Kraft treten, werden die Folgen schwerwiegender sein, als derzeit angenommen."
    Die chinesische Führung wies die neuen Zoll-Drohungen der USA heute in Peking nicht nur zurück, sie nutzte die Gelegenheit einmal wieder, um sich als Kämpfer für weltweit offene Märkte darzustellen. "China wird wegen eines Handelskriegs mit den USA nicht seine Türen verschließen oder Reformen aufgeben. Im Gegenteil: Wir sollten uns weiter öffnen," sagte Wang Changlin von der staatlichen Kommission für Entwicklung und Reformen. "Wir werden unsere Politik in Richtung stabiler, gesunder und nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung wie vorgesehen weiterverfolgen."
    Diese Lesart allerdings, dass sich China in Sachen Freihandel vorbildlich verhalte, entspricht nach Auffassung der meisten internationalen Wirtschaftsexperten nicht der Wahrheit. China hat in den vergangenen Jahren zwar viele Reformen hin zu mehr Marktöffnung angekündigt, aber nur wenig davon umgesetzt. In einigen Bereichen hat sich China zuletzt sogar wirtschaftlich weiter abgeschottet.