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Handygespräche
Kostenfalle Auslandsgespräche

Seit die EU-Kommission strenge Vorgaben für Mobilfunkanbieter macht, sind Handygespräche aus dem Urlaub erschwinglich geworden. Mit einer Einschränkung: Der Ferienort sollte nicht in Deutschland liegen, wenn der Gesprächspartner im EU-Ausland wohnt. In diesem Fall können Minutenpreise von 1,49 Euro oder mehr berechnet werden.

Von Philip Banse | 01.09.2014
    Ein Journalist hält ein Smartphone hoch.
    Wer seine Auslandstelefonate über das Smartphone abwickelt, rennt schnell in eine Kostenfalle. (dpa/ederico Gambarini)
    Überschaubar. Nach Angaben der Bundesnetzagentur gingen 2012 nur etwa drei bis vier Prozent der deutschen Mobilfunktelefonate ins Ausland. Viele nutzen inzwischen für internationale Gespräche auch datenbasierte Kommunikationsmittel wie Skype oder Apples FaceTime. Auslandstelefonate mit dem Mobiltelefon sind also eine Nische, allerdings eine bizarre Nische. Denn wenn ich mit meinem deutschen Handy im EU-Ausland telefoniere, also etwa von Frankreich nach Italien, darf mich das maximal noch 19 Cent kosten. Wenn ich im EU-Ausland einen Anruf bekomme, darf mich das sogar nur maximal 5 Cent kosten. Wenn ich aber mit meinem deutschen Handy aus Deutschland ins EU-Ausland, etwa nach Italien telefoniere, kann mich das ein Vielfaches davon kosten. 1,49 pro Minute sind keine Seltenheit. Wer seine Auslandstelefonate über das Smartphone abwickelt, rennt also schnell in eine Kostenfalle.
    Auslandsgespräche sind ein teures Vergnügen
    Wie kommt es dazu, dass die Mobilfunkunternehmen in diesen Fällen so hohe Minutenpreise abrechnen?
    "Auslandsgespräche sind einfach ein lukratives Geschäft - so wie es Roaming früher war, also das Telefonat im Ausland. Nur, dass die EU Roaming regulieren kann, Auslandsgespräche, also Gespräche im Inland eben nicht."
    Ist das legal?
    Das habe ich Armasari Soetarto gefragt, sie ist bei der deutschen Regulierungsbehörde für solche Telefonate, der Bundesnetzagentur, zuständig für internationale Fragen:
    "Der Preisunterschied zwischen den einzelnen Produkten, einmal internationales Roaming und auf der anderen Seite Auslandsgespräche, ist rechtlich nicht zu beanstanden. Der Grund hierfür ist, dass Preise für internationales Roaming durch eine EU-Verordnung gedeckelt sind. Die Preise für Auslandsgespräche wiederum werden nicht reguliert."
    Ihr sei auch nicht bekannt, dass Deutschland plane, Auslandsgespräche zu regulieren, sprich ähnliche Höchstpreise festzulegen wie die EU das fürs Roaming getan hat.
    Wie reagieren die Mobilfunkunternehmen?
    "Unterschiedlich. Marktführer Deutsche Telekom verweist nur an den Lobbyisten-Verband der Branche, den BITKOM. 02 argumentiert, dass Auslandsgespräche nicht in jedem Fall teurer sind als Roaming-Gespräche, das hänge vom Tarif ab. So gebe es beispielsweise ein Paket für internationale Telefonie, das knapp 10 Euro koste und 50 Gesprächsminuten ins Ausland enthalte. Da würden die einzelne Minute tatsächlich nur knapp 19 Cent kosten, also so viel wie bei einem Gespräch aus Frankreich nach Italien. Der Pferdefuß: Dieser Preis gilt natürlich nur, wenn man 10 Euro im Monat zahlt und auch wirklich alle 50 Gesprächsminuten aufbraucht."
    Hat die EU vor, diesen Punkt noch zu regulieren?
    "Brüssel will die Roaming-Gebühren komplett abschaffen. Das würde in der Praxis bedeuten, dass Gespräche im EU-Ausland genausviel kosten wie Inlandsgespräche in Deutschland. Für Verbraucher sicher ein großer Gewinn. Der Plan wird aber derzeit noch zwischen EU-Kommission, EU-Parlament und Ministerrat diskutiert. Ende offen."