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Hannover Messe
Der Weg zur industriellen und digitalen Einheit

Die weltgrößte Industrieschau Hannover Messe setzt in der diesjährigen Auflage besonders auf ihren Charakter als Ausstellungsplattform. Die Leitmesse der Branche hat als Schwerpunktthemen die selbstlernende Fabrik und Energiesysteme im Wandel.

Von Michael Braun | 07.04.2014
    Ein Ingenieur bedient auf der Hannover Messe eine vollautomatische Montagezelle.
    Ein Ingenieur bedient auf der Hannover Messe eine vollautomatische Montagezelle. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Der Tag begann gut. Das Statistische Bundesamt hatte Daten gesammelt und ließ dann heute Morgen wissen, der Ausstoß im Produzierenden Gewerbe sei im Februar saisonbereinigt 0,4 Prozent höher gewesen als im Januar. Auch der war schon gut gelaufen. Eine der Säulen der deutschen Industrie, der Maschinenbau, bestätigte heute die positiven Erwartungen für das Jahr 2014.
    "Für 2014 erwarten wir einen Produktionszuwachs von immerhin drei Prozent. Und das ist ein sehr ordentliches Ergebnis."
    Energiewende könnte einen Nutzen für die Elektroindustrie haben
    So Hannes Hesse, der Hauptgeschäftsführer des Maschinenbauverbandes. Die Branche ist mit ihren knapp eine Million Beschäftigten der größte deutsche Industriezweig. Er setzt etwa 200 Milliarden Euro um und lebt zu drei Vierteln vom Export. Da kann die Autoindustrie mithalten. Ihr Umsatz liegt mit rund 280 Milliarden Euro aber deutlich über dem des Maschinenbaus. Die 756.000 Beschäftigten bedeuten aber nur Platz drei. Den zweiten Platz im Arbeitsplatzranking nimmt die Elektrotechnik mit ihren knapp 840.000 Beschäftigten ein. Diese Branche kommt auf rund 170 Milliarden Euro Umsatz. Sie rechnet dieses Jahr mit zwei Prozent Wachstum. Ein zentrales Anliegen der Bundesregierung, so Klaus Mittelbach, der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes ZVEI, spiele der Elektrotechnik dabei in die Hände:
    "Primär ist natürlich die Elektroindustrie schon eine Branche, die einen Nutzen von der Energiewende haben kann. Bei uns werden die Produkte hergestellt, die nötig sind, um sie erfolgreich gestalten zu können."
    Man wird weiterhin Menschen in der Fertigung brauchen
    Das Thema der Hannover Messe, die Industrie 4.0, also quasi die vierte industrielle Revolution, beschäftigt nahezu alle Branchen. Nach den Rationalisierungsschüben durch die Dampfmaschine, dann durch die elektrischen Maschinen, schließlich durch die computergesteuerten Produktionsverfahren, kommt als viertes die intelligente Fabrik. Intelligente Produkte, ausgestattet mit einem Chip, wissen um ihren künftigen Einsatzort, kennen ihren Herstellungsprozess, suchen sich die entsprechende Maschine, fordern von der die notwendigen Einbauteile, suchen sich, wenn sie fertig sind, die passende Verpackung und bereiten ihren Versand vor. Ob danach der Mensch noch Platz in den Fabriken haben wird? Bernhard Mattes, der Deutschlandchef von Ford:
    "Das ist die Frage der 4.0. Damit haben wir neue Technologien einführen können, auch noch effizienter sein können, und uns mit den Mitarbeiten auf andere Dinge zu konzentrieren, die die Wertschöpfung mehr bestimmen als eben die reine Fertigung. Trotzdem wird es weiterhin Menschen in der Fertigung brauchen."
    Energieverbrauch weiter senken
    Die Gewerkschaften bangen um den Datenschutz, fürchten Überwachung, wenn Menschen an übers Internet vernetzten Maschinen arbeiten, ahnen, dann zur Arbeit kommen zu müssen, wenn die Maschine das will, etwa nachts, wenn der Strom billiger ist. Jörg Hofmann, der Zweite Vorsitzende der IG Metall, mahnt schon an:
    "Ausufernde Arbeitszeiten, Ausweitung von Schichtbetrieb, Verfall von Arbeitszeit führen zu steigenden Belastungen und Leistungsdruck. Flexibilitätsansprüche des Unternehmens stehen gegen Ansprüche nach Vereinbarkeit von Arbeit und Leben."
    Dagegen stehen Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit. Bei der Karosseriefertigung mit Laserschweißtechniken etwa fehlen derzeit noch vielfach bedarfsgeregelte Motoren für die Absauganlagen. In den Pausenzeiten laufen sie einfach weiter. Dabei könnte der Energieverbrauch in diesen Zeiten um 90 Prozent sinken.