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Hapag Lloyd
Reederei will umweltgerecht abwracken

Bislang verkaufte Deutschlands größte Reederei ausrangierte Schiffe. Stattdessen sollen sie jetzt ihre letzte Reise zu chinesischen oder türkischen Abwrackwerften antreten, die auf die Entsorgung der Schiffe spezialisiert sind. Eine Vorreiterrolle spielt Hapag Lloyd bei dem umweltverträglichen Verfahren allerdings nicht.

Von Axel Schröder | 11.08.2014
    Bisher werden sie wild entsorgt. An den Stränden Indiens, Pakistans und Bangladeschs wurden allein im letzten Jahr über 600 Frachter Stück für Stück auseinandergeschweißt, der Stahl wird weiterverkauft. Ein kleineres Containerschiff bringt den Abwrackunternehmen rund 2,7 Millionen Dollar ein. Übrig bleiben verseuchte Strände und Arbeiter, die für Niedriglöhne ungeschützt mit den Giftstoffen in den Altschiffen hantieren müssen, erklärt Rainer Horn von Hapag Lloyd:
    "Es gibt diese Dokumentationen, wo man sieht, dass die Schiffe mit Vollgas möglichst schnell auf diesen Strand bei Hochwasser raufgefahren werden. Möglichst weit an den Strand ran. Die bleiben aber noch im Wasser liegen. Und dann werden diese Schiffe nach und nach auseinandergeschweißt, wobei es eben zu Explosionen kommen kann, weilvielleicht noch Gase in Tanks drin sind oder Reststoffe. Es gibt relativ viele Arbeitsunfälle. Und wir haben dann den Beschluss gefasst, unsere Schiffe, nicht mehr als Futter auf die Strände zu geben."
    Verkauf an spezielle Abwrackwerften
    Und stattdessen wurde ein erstes ausrangiertes Schiff, die "New Orleans", an eine chinesische Spezialwerft verkauft. Dort, so Horn, hat man das Knowhow im Umgang mit den giftigen Reststoffen und Kräne, die die tonnenschweren Gewichte heben können:
    "Es ist sicherlich Asbest mit dabei, Öle sehr viel und auch Chemikalien, die für den Schiffsbetrieb nötig sind. Man muss sich eben auch vorstellen, dass diese Maschinen sind eben nicht so groß wie der Motor eines Autos. Allein die Hauptmaschine auf so einem Schiff kann so groß sein wie ein Einfamilienhaus und wiegt schnell 2.000 Tonnen, je nach Größe des Schiffes."
    Wirtschaftlich macht das umweltverträgliche Abwracken der Schiffe für Hapag-Lloyd keinen Sinn. Pro Frachter fallen immerhin zwischen ein und zwei Millionen Euro Kosten dafür an. Eine gesetzliche Regelung, die alle Reedereien zur umweltschonenden Verschrottung ihrer Schiffe zwingt, gibt es bereits. Dieses 2009 von der Internationaler Seeschifffahrts-Organisation IMO beschlossene "Hongkonger Übereinkommen" haben allerdings erst Norwegen, Kongo und Frankreich ratifiziert. Das Abkommen tritt erst in Kraft, wenn ausreichend viele Länder ihm beitreten. Eine Vorreiterrolle spielt die Hamburger Hapag-Lloyd mit ihrer neuen Entsorgungspolitik aber nicht. Beim Konkurrenten "Hamburg Süd" hat man schon 1999, nach Protesten der Umweltschutzorganisation Greenpeace umgedacht. "Hamburg Süd", erklärt Sprecherin Eva Graumann schickt seine Altschiffe schon seit 14 Jahren auf Abwrackwerften in der Türkei.