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Harte Strafen für Lehrermobbing

Wer Lehrer und Professoren übers Internet quält oder erniedrigt, so der genaue Wortlaut des Gesetzes im US-Bundesstaat North Carolina, muss mit einer Haftstrafe von einem Monat und einer Geldstrafe von 1000 Dollar rechnen. Viele finden, Jugendliche, die einmal einen dummen Fehler machen, würden dadurch kriminalisiert.

Von Gunnar Schultz-Burkel | 26.03.2013
    Erst versuchte Chip Douglas, das Getuschel auf den Fluren zu ignorieren. Dann wurden ihm scheinheilige Fragen während es Unterrichts gestellt. Schließlich wurde ihm von einem anderen Lehrer mitgeteilt, dass jemand beim sozialen Netzwerk Twitter ein Konto unter seinem Namen eingerichtet hatte.

    "Es war furchtbar. Ich wurde als drogensüchtiger, gewalttätiger Mensch und Sexprotz abgestempelt."

    Mobbing hat häufig gravierende Auswirkungen auf die Opfer. Vor allem wenn es sich um Kinder und Jugendliche handelt. Deshalb reagieren amerikanische Schulbehörden auch besonders scharf, wenn Mitschüler übers Internet attackiert werden. In der Regel werden die Mobber für einige Zeit vom Unterricht ausgeschlossen, in ganz schlimmen Fällen fliegen sie sogar von der Schule .

    Aber nicht nur Schüler werden gemobbt, sondern seit geraumer Zeit auch Lehrer wie Chip Douglas. Nicht selten mit einer Skrupellosigkeit und Brutalität, die kaum zu überbieten ist. Douglas wollte die Attacken nicht einfach schlucken, sondern machte den Schülern klar, dass er die Polizei verständigen würde und die Täter angeklagt werden könnten. Das Recht dazu hatte er.

    North Carolina ist der erste amerikanische Bundesstaat, der Cyber Mobbing gegen Pädagogen mit aller Härte bestraft. Wer Lehrer und Professoren übers Internet quält oder erniedrigt, so der genaue Wortlaut des Gesetzes, muss mit einer Haftstrafe von einem Monat und einer Geldstrafe von 1000 Dollar rechnen.

    Die Bürgerrechtsorganisation ACLU hat zwar gegen das Gesetz protestiert, aber ohne Erfolg. Chris Brook:

    "15-, 16- und 17-Jährige werden plötzlich kriminalisiert, weil sie einen dummen Fehler gemacht haben."

    Das Gesetz, sagt er, sei einfach zu breit ausgelegt. Er kann ja verstehen, dass es verboten sein soll, gefälschte Konten über Lehrer bei Twitter oder Facebook aufzubauen. Aber dass jemand auch automatisch kriminell handelt , wenn er oder sie sich auf der eigenen Seite eines sozialen Netzwerks über einen Lehrer äußert und die Behauptungen stimmen - das gehe einfach zu weit.

    "Das sendet ein ganz verheerendes Signal an die Schüler. Nämlich, dass dich selbst angebrachte und sinnvolle Kritik an Lehrern in den Knast bringen kann."

    Kenny Lynch ist von der Schulbehörde in Charlotte als Internetdetektiv angeheuert worden.

    "Ich achte darauf, dass nicht gegen das Gesetz verstoßen wird und versuche, trotzdem klaren Menschenverstand zu behalten."

    Im Klartext: Schüler, die von ihm enttarnt werden, bekommen eine Verwarnung. Reicht das nicht, werden sie für einige Zeit vom Unterricht suspendiert. Erst wenn auch das nicht hilft, wird die Polizei eingeschaltet und es kommt zu einem Gerichtsverfahren.

    Lynch meint, man hätte das neue Gesetz schon viel früher verabschieden sollen. Vor fünf Jahren wurden Fotos eines Lehrers mit Lügen über ihn im Internet verbreitet.

    "Er wurde als pädophiler Sexualtäter gebrandmarkt, der eine kriminelle Vergangenheit hatte. Nichts davon war wahr."

    Kayla Jackson, Schülerin der neunten Klasse, weiß genau, wie brutal einige Mitschüler mit Lehrern online umgehen. Und sie hat Angst vor dem neuen Gesetz:

    "Man kann doch nicht jemanden sofort verhaften, weil er einmal was Dummes angestellt hat."

    Sie kennt einen Jungen, der einen Lehrer gemobbt hat. Und sie meint, wenn jemand für einige Tage vom Unterricht suspendiert wird, dann sollte das genügen.

    "Aber festnehmen, das ist dann doch ziemlich heftig."

    Lehrer Chip Douglas überlegte tagelang, wie er reagieren sollte. Schließlich verzichtete er darauf, den Schüler vor Gericht zu bringen.

    "Er ist eigentlich ein außergewöhnlicher Schüler, der beste in seiner Klasse. Wenn ich ihn angezeigt hätte, wäre er für immer als Krimineller abgestempelt worden. Das wollte ich nicht."

    Inzwischen wollen auch andere Bundesstaaten ein Lehrerschutzgesetz auf den Weg bringen. Douglas ist das inzwischen egal. Er hat vor Kurzem gekündigt. Den Angriff auf seine Person konnte er einfach nicht vergessen. Douglas hatte Angst, dass er irgendwann wieder übers Internet gemobbt wird. Und das wollte er nicht noch einmal erleben.