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Hauptversammlung der Commerzbank
Von Boni-Plänen, Kapitalerhöhungen und Dividenden

Hauptversammlungen der Commerzbank sind in der Regel keine spannende Angelegenheit. Nicht so aber heute: Die Commerzbank will gut 200 Top-Managern unterhalb des Vorstands Leistungszulagen zahlen, die das Doppelte eines Jahresgehalts erreichen können. Der Bund als Anteilseigner will dagegen stimmen. Denn: Die Aktionäre selbst haben schon lange keine Dividende mehr gesehen.

Von Brigitte Scholtes | 30.04.2015
    Das Logo der Commerzbank am Hauptsitz in Frankfurt am Main
    Das Logo der Commerzbank am Hauptsitz in Frankfurt am Main (picture alliance / dpa - Daniel Reinhardt)
    Seit sieben Jahren haben die Aktionäre der Commerzbank keine Dividende erhalten. Das könnte sich in diesem Jahr ändern. Zumindest machte Vorstandschef Martin Blessing ihnen auf der Hauptversammlung heute Hoffnung:
    "Stand heute kann ich Ihnen jedoch sagen: Wir planen für das Jahr 2015 wieder eine Dividende auszuschütten. Das ist unser Anspruch! Ob es am Ende des Jahres reichen wird, müssen wir abwarten. Denn wir sind überzeugt: Die Stärkung des Kapitals aus eigener Kraft hat Vorrang vor einer Dividende."
    Das Kapital hatte die Commerzbank seit Blessings Amtsantritt zehn Mal gestärkt, zuletzt in dieser Woche, ein Schritt, den die Aktionäre auf der Hauptversammlung heute deutlich kritisierten:
    "Sehr schlimm, muss ich sagen. Jetzt schon wieder eine Kapitalerhöhung, soviel verloren. Also ich finde das eine Unverschämtheit, was da hier passiert. – Außerordentlich unzufrieden, weil jetzt noch mal das Aktienkapital erhöht worden ist, einfach so vor wenigen Tagen, ohne uns Aktionäre überhaupt zu fragen, noch nicht einmal zu informieren, - das ist schon hammerhart."
    Klaus Nieding, Vizepräsident der DSW, der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, kann dem nur zustimmen:
    "Die neuerliche Kapitalerhöhung verwässert zusätzlich die Anteile der Aktionäre an der Gesellschaft. Wir haben eine Verzwanzigfachung der Aktienanzahl in diesem Unternehmen festzustellen seit Amtsantritt Blessing. Wir reden über eine Aktienzahl von über 1,4 Milliarden, die ausgegeben sind. Herr Blessing ist damit der ungekrönte König der Anteilsverwässerung. Und diese Kapitalerhöhung wurde getätigt, um die Eigenkapitaldecke zu stärken. Das heißt, die Bank ist aus dem eigenen operativen Geschäft nicht dazu in der Lage, was wiederum ein negatives Zeichen ist."
    Bonusfrage sorgt für Aufregung
    Neben Kapitalerhöhung und Dividende aber diskutieren die Anteilseigner heute auch die Bonusfrage: die etwa 200 Top-Manager unterhalb des Vorstands sollen als variable Vergütungen das Doppelte ihres Festgehalts erhalten können, das sollen die Aktionäre heute absegnen. Aktionärsvertreter Klaus Nieding hält das zumindest für etwas ungeschickt:
    "Ich bin der Letzte, der es Managern verwehrt, leistungsbezogen motiviert zu werden, auch über die Vergütung, auch über Boni. Allerdings halte ich es aus politischen Gründen für unpassend, über diese Punkte heute, hier und jetzt zu beschließen. Damit hätte man mindestens noch ein Jahr zuwarten sollen, bis die Aktionäre auch mal wieder eine Dividende sehen und sich vielleicht auch der Aktienkurs bewegt. Dass man das heute macht, halte ich für unklug."
    Offenbar sperrt sich dagegen der Bund, der mit 17 Prozent immer noch größter Einzelaktionär ist. Die Vorstände sollen hingegen höchstens 140 Prozent ihres Fixgehalts als Bonus erhalten können. Dagegen habe der Bund angeblich nichts einzuwenden, heißt es in einem Bericht des "Handelsblatts". Für 2014 hatte Blessing erstmals wieder einen Bonus erhalten – denn da hatte die Commerzbank mit 264 Millionen Euro erstmals seit Jahren wieder einen dreistelligen Millionenüberschuss erzielt.