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Hawaiianische Himmelssage
Die Ratte und das Plejaden-Netz

Gegen 20 Uhr tauchen am Osthimmel die Makali'i auf, die Sterne des Häuptlings. Wir kennen diesen Sternhaufen als Plejaden. Makali'i heißt er bei den Ureinwohnern Hawaiis.

Von Dirk Lorenzen | 21.10.2015
    Die Plejaden und ihr Eimer nach einer hawaiianischen Sternsage.
    Die Plejaden und ihr Eimer nach einer hawaiianischen Sternsage. (Stellarium)
    Der Legende nach wollte einst ein böswilliger Häuptling, Ali'i, seinen Stamm und alle Tiere auf der großen Hawaii-Insel vernichten. Er sammelte die Lebensmittel ein und riss alle Pflanzen der fruchtbaren Gegend mitsamt ihren Wurzeln aus dem Boden.
    Dann stopfte er alles in ein Netz und schleuderte es an den Himmel. Da blieb es an den Sternen der Plejaden hängen. Schließlich kamen die Inselbewohner fast um vor Hunger und beklagten ihr Schicksal.
    Da kletterte eine kleine Ratte auf den höchsten Berg der Insel, sprang auf einen Regenbogen und stieg immer höher in den Himmel auf. Sie hangelte sich bis zum Netz und nagte an seinen Schnüren. Endlich zerriss das Gewebe und alle Pflanzen und Nahrungsmittel fielen zurück auf die Erde.
    Die Sterne im Netz benannten die Menschen nach dem Häuptling Makali'i. Das Auftauchen der Plejaden am Abendhimmel war ein Zeichen für den bevorstehenden Winter.
    Ein Stück links des Haufens sahen die Ureinwohner eine der vier Sternfamilien, die sie für die Navigation nutzten. Kekaomakali'i, der Eimer von Makali'i, erstreckte sich von Capella im Fuhrmann, über Kastor und Pollux in den Zwillingen, Prokyon und Sirius in den Hunden bis zu Canopus.
    Gegen 4 Uhr früh stehen die Makali'i-Plejaden hoch am Südhimmel und auch ihr Sterneneimer. Diese Familie ist bei uns allerdings nicht ganz zu sehen: Denn Canopus am unteren Ende schafft es in Europa nicht über den Horizont.