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Heathrow
Britische Regierung beschließt Flughafen-Ausbau

Mit fast 75 Millionen Passagieren jährlich ist Heathrow der größte Flughafen Europas. Trotz fünf Terminals ist er überlastet. Nun hat die britische Regierung entschieden, bis 2025 eine neue Start- und Landebahn in Heathrow zu bauen. Das stößt auf erbitterten Protest im Westen von London und innerhalb der Regierungs- sowie Oppositionspartei gibt es keine Einigkeit über den Ausbau.

Von Friedbert Meurer | 25.10.2016
    Blick auf ein Flugzeug von unten und einem Schild mit der Aufschrift "Heathrow (Terminal 4 & Cargo)
    Der Bau einer dritten Startbahn am Flughafen Heathrow wurde beschlossen. (picture alliance /dpa - EPA/HANNAH MCKAY)
    Es ist für die Briten eine Entscheidung mit großer Tragweite, die nach derzeitigem Stand über 26 Milliarden Euro kosten wird.
    "Das ist ein bedeutender Schritt für unser Land", erklärte Verkehrsminister Chris Grayling im britischen Unterhaus. "Die Entscheidung war lange überfällig. Die kommenden Generationen werden davon profitieren. Es ist wichtig für Jobs, Wirtschaft, Umwelt und Passagiere. Wir senden ein klares Signal aus: Dieses Land bleibt weltoffen für den Handel."
    Auseinandersetzungen innerhalb der regierenden konservativen Partei
    Der Ausbau von Heathrow ist auf der Insel fast so heftig umstritten wie der Brexit. Ähnlich dem Ausstieg aus der EU sorgt Heathrow vor allem für heftige Auseinandersetzungen innerhalb der regierenden konservativen Partei. Hauptgegner der Heathrow-Entscheidung ist und bleibt Außenminister Boris Johnson, ehedem Bürgermeister von London.
    "Es ist falsch, jetzt plötzlich eine dritte Startbahn im Westen Londons in der großartigsten Stadt der Welt zu bauen. Das bedeutet noch mehr Fluglärm für hunderttauende von Londonern. Ich glaube auch nicht, dass sie kommen wird. Wollen wir wirklich, dass London zur Hauptstadt der Flugzeuge wird?"
    Zahlriechen juristische Klagen drohen. Noch gravierender aber ist für Premierministerin Theresa May die Machtprobe in ihrer eigenen Partei. Johnson und eine weitere Ministerin wurden vorübergehend von der Kabinettsdisziplin befreit. Bis zu 60 Abgeordnete der Tories lehnen den Ausbau von Heathrow ab.
    "Wir wollen 2021 anfangen zu bauen, kurz nach dem Brexit, ab 2025 könnte die Bahn fertig sein", erklärt zwar der Chef des Flughafens Heathrow, John Holland-Kaye. Ihm entgeht aber nicht der große politische Widerstand gegen das Projekt. Die Abstimmung im Unterhaus ist schon um ein Jahr verschoben worden.
    "Wir brauchen den Ausbau jetzt, so der Flughafenchef, damit der Brexit ein Erfolg wird und wir im globalen Wettbewerb bestehen."
    Auch die Labour-Partei ist in der Heathrow-Debatte gespalten
    Auch die oppositionelle Labour-Partei ist gespalten. Eine Mehrheit sieht die wirtschaftlichen Chancen für das ganze Land. Nicht so dagegen Parteichef Jeremy Corbyn und auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan.
    "Das ist die falsche Entscheidung für London und Großbritannien. Vom Fluglärm im Londoner Westen werden mehr Menschen betroffen sein als in Paris, Amsterdam, Frankfurt, München und Madrid zusammen."
    Die Debatte um Heathrow ist noch nicht zu Ende. Die Luftfahrtgesellschaft British Airways forderte, die Kosten des Ausbaus dürften nicht den Airlines aufgebürdet werden. Ryanair Chef Michael O'Leary zeigte sich gewohnt hemdsärmelig und forderte, die Regierung solle gleich drei neue Start und Landebahnen bauen: neben Heathrow auch eine in Gatwick südlich und eine in Stansted nördlich von London.