Donnerstag, 28. März 2024

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Heizanlagen
Erst informieren, dann kaufen

Wer sich eine neue Heizung zulegt, muss sich erst einmal umfassend informieren - doch die Informationen im Netz sind oft nicht neutral. Viele greifen deswegen auf Erfahrungen von Freunden und Bekannten zurück. Johannes Kulms hat in der Region Kiel bei Menschen nachgefragt, die gerade bauen oder gebaut haben.

Von Johannes Kulms | 01.03.2018
    Erwärmepumpe und Heizanlage in einem Neubau-Wohnhaus
    Erdwärme, Erdgas, Heizöl, Pellets, Photovoltaik - bei Heizungen gibt es viele Optionen (imago/UIG)
    Da steht er nun: Ein großer weißer Kasten, der aussieht wie ein Kühlschrank. In der Mitte ein kleines Display. Bisher laufe alles gut mit der neuen Heizungsanlage, sagen Kristin und Christian Schössler. Aber etwas einfacher könnte die Bedienung schon sein.
    Man muss natürlich jetzt erst mal gucken: Wie reguliert man die, wie bekommt man die richtige Wärme hin. Wir sollen nicht immer an den Rädchen in den Zimmern stellen, sondern sollen es an der Anlage - und das ist dann natürlich erst mal so eine Einstellung."
    Vor einem halben Jahr ist das Ehepaar nach Gettorf gezogen, einer 7.000-Einwohnerstadt 15 Kilometer nördlich von Kiel.
    Entscheidung für Erdwärme
    Die neu errichtete Stadtvilla ist noch nicht ganz fertig, auf dem Grundstück liegen weiterhin Kabel, Baupaletten und Bauzäune. Aber das Haus ist bewohnbar - und beheizbar. Die Bauleute haben sich für den Energieträger Erdwärme entschieden. Der 37-jährige Christian Schössler begründet das so:
    "Weil wir ja auch den Umweltaspekt für wichtig ansehen, gerade der Minderung vom CO2-Ausstoß. Und das haben wir natürlich mit der Pumpe geschafft, und wir sind absolut zufrieden, was das angeht."
    Beide sind hochzufrieden mit der Baufirma, die das Haus errichtet hat und auch die meisten Arbeiten organisierte. Wie teuer genau das Heizen am Ende mit Erdwärme wird, haben sie nicht nachgerechnet. Doch der ökologische Aspekt stand für sie im Vordergrund. Und der Bauträger unterstützte das.
    "Uns wurde gesagt, dass sich das irgendwie circa nach 15 Jahren wieder rechnet. Aber es gab eben noch eine sehr schöne Förderungssumme vom Staat."
    Umhören im Freundeskreis
    Sehr wichtig war den beiden aber auch das Umhören im Freundeskreis. Eine Arbeitskollegin habe mit demselben Bauträger zusammengearbeitet und sich für das Heizen mit Erdwärme entschieden, sagt Kristin Schössler. Nicht nur beim Thema Heizung, sondern beim gesamten Hausprojekt seien Freunde und Bekannte ein guter Ratgeber.
    "Ich glaube, man muss nur die richtigen Leute fragen, ich glaub' schon, ja, doch. Also, auf jeden Fall, oder nicht?"
    "Also, wir sind ja gerade in einem Alter, wo viele aus unserem Freundkreis bauen, und da nehmen wir gerne diese Erfahrungswerte oder Berichte eher als im Internet irgendwie zu schauen; das ist ja doch dann eher gefährlich, sich nur da drauf zu verlassen."
    Johanna und Christian Heß sind zu einem anderen Schluss gekommen. Ihr zukünftiges Haus im Kieler Vorort Altenholz soll nicht mit Erdwärme oder Öl beheizt werden - sondern mit Gas.
    "Im Enddefekt sind wir dabei so vorgegangen, dass wir schon 'ne rationale Entscheidung getroffen haben."
    "Keine unabhängige Meinung" über Google
    Was die Internetrecherche angeht, ist jedoch auch Christian Heß der Ansicht: Sich per Suchmaschine zum Thema Bauen und speziell zu Heizungssystemen zu informieren sei schwierig.
    "Also, ich muss gestehen, ich hab' mich da sehr auf diese persönlichen Erfahrungen und 'n Stück weit auf das verlassen, was mir jetzt diese Baufirmen erzählt haben. Ich hab' da jetzt nicht groß zu gegoogelt; es ist finde ich auch ziemlich schwierig, da was zu finden, weil: Immer, wenn du irgendwelche Stichwörter in Google eingibst, dann kommen ja erst mal diese ganzen werbefinanzierten Sachen, die wollen dir ja auch diese ganzen Seiten was verkaufen, das ist ja keine unabhängige Meinung, die du da kriegst."
    Erdwärmepumpen arbeiten mit Strom
    Der 30-Jährige ist Bankkaufmann und hantiert jeden Tag viel mit Zahlen. Genauso hat er es auch bei der Entscheidung über das Heizungssystem getan. Ja, Gas sei als Energieträger nicht besonders nachhaltig, räumt Heß ein. Doch die Anlagen seien deutlich günstiger zu errichten als jene zur Nutzung von Erdwärme. Außerdem würden bei der Erdwärme Pumpen gebraucht - und die liefen mit Strom…
    "Und dann hatte ich halt einfach auch 'n bisschen die Sorge, dass die Strompreise einfach sehr viel stärker steigen. War halt in den letzten Jahren so, die Gaspreise, wenn man sich so die Verlaufskurve anguckt. Und im Enddefekt habe ich jetzt das genommen, wo ich einfach mutmaße, dass ich damit günstiger fahre."
    Und dann fügt er noch hinzu: Er sei ein etwas "fauler Mensch". Wenn er sich eine gewisse Zeit zu einem Thema informiert habe…
    "…dann habe ich auch irgendwann genug davon. Dass ist eigentlich so, dass wir relativ schnell eine Meinung haben und dann setzen wir die auch um."