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Heizen mit Gas oder Öl
"Keine belastbaren Prognosen möglich"

Der Ölpreis ist momentan so niedrig wie selten, er liegt aktuell sogar unter dem Gaspreis. Dennoch sollte man nicht vorschnell die Heizung umrüsten, sagte Peter Kafke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen im DLF. Im langjährigen Mittel sei "da nicht so viel drin zwischen Öl und Gas".

Peter Kafke im Gespräch mit Jule Reimer | 04.09.2015
    Eine Euromünze steckt in einem Heizungsthermostat.
    Eine Euromünze steckt in einem Heizungsthermostat. (picture alliance / dpa / Jens Büttner)
    Jule Reimer: Die Gasgroßhändler können sich freuen. Im August zahlten sie in Online-Aktionen zum Teil Preise, die unter der Marke von zwei Cent je Kilowattstunde bei Gas lagen. Gleichzeitig wurde jetzt bekannt, dass die BASF-Tochter Wintershall sich mit Gazprom über ein Geschäft geeinigt hat.Da werden Anteile beim Handel getauscht gegen Anteile an Erdgasfeldern in Westsibirien.
    Öl wiederum ist so billig wie lange nicht, und ich fragte kurz vor dieser Sendung Peter Kafke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, ob sich denn jetzt ein Umrüsten auf die Gasheizung lohnt und wie sich die Preise wohl entwickeln.
    Peter Kafke: Dazu muss man ganz klar sagen: Zwei Cent pro Kilowattstunde, das wäre ein Traumpreis für Endverbraucher. Tatsächlich ist er im Moment etwas mehr als dreimal so hoch. Wir sind ungefähr bei sechseinhalb Cent für eine Kilowattstunde für den Haushalt.
    Heizöl liegt im Moment einen guten Cent billiger pro Kilowattstunde, aber der Heizölpreis ist natürlich wesentlich lebendiger am Markt. Der Gaspreis ändert sich langsam und hat dieses Niveau, was er im Moment hat, jetzt schon längere Zeit. Der Ölpreis ist unter den Gaspreis gefallen. Vorher war er fünf Jahre lang über dem Gaspreis.
    Und wenn man sich anguckt, wie lange lebt eine Heizung - das sind typischerweise 15 Jahre -, dann ist klar, dass man auf eine Bewegung von einem halben Jahr oder auch von einem Jahr nicht kurzfristig reagieren sollte in seiner Entscheidung.
    "Ölpreis ist nicht sicherer als Gas"
    Reimer: Bei Gas kommt aber trotz allem auch die Frage hinzu: Ein wirklich großer Anteil des Gases kommt ja aus Russland über die Ukraine beispielsweise, über andere osteuropäische Staaten. Wie sicher ist da die Versorgung?
    Kafke: Wir haben etwas mehr als ein Drittel der Gasversorgung in Deutschland aus Russland. Letztes Jahr waren es 38 Prozent. Die anderen zwei Drittel kommen aus westeuropäischen Staaten.
    Die Alternative dazu, das Öl, kommt überwiegend aus den OPEC-Staaten und da muss man sich natürlich fragen, ob die OPEC-Staaten politisch stabiler eingestuft werden als Russland. Das ist keine Grundlage für eine Entscheidung zu sagen, Öl ist politisch sicherer als Gas.
    Auf den Ölpreis haben ebenfalls viele Dinge einen Einfluss. Unter anderem ist der Ölpreis runtergegangen, weil in Amerika mit neuen Methoden sehr viel Öl gefördert wird, was früher als nicht zugänglich galt, und das wiederum hat dazu geführt, dass die OPEC-Staaten nicht etwa ihre Förderung gedrosselt haben in dem Überangebot, sondern eher versuchen, ein Preisniveau zu erreichen, wo die amerikanische Förderung nicht mehr wirtschaftlich ist.
    Das sind Effekte, wo es natürlich für den Verbraucher im Grunde genommen unsinnig ist zu versuchen, darauf zu reagieren. Wenn ich jetzt ein Börsen-Guru wäre und würde Sie beraten zum Investment, dann würde ich alle solche Dinge unter Haftungsausschuss sagen, aber hier würde ich sagen, ein Verbraucher sollte darauf nicht reagieren, und für die Entscheidungsdauer, die eine Heizung lebt, können wir keine Prognosen treffen, die wirklich belastbar wären und die den Ausschlag geben würden zu sagen, das eine oder das andere.
    "Im Moment spielt das noch keine größere Rolle am Markt"
    Reimer: Ergeben sich denn beim Gas mittlerweile andere Lieferquellen? Es ist ja immer viel die Rede von Gas, das dann in flüssiger Form aus Katar kommen könnte oder aus Nigeria.
    Kafke: Das ist grundsätzlich vorstellbar. Das ist auch eine Preisfrage, wann das lohnt. Im Moment spielt das noch keine große Rolle am Markt. Im Moment spielt wahrscheinlich Biogas eine größere Rolle.
    Reimer: Sie haben die Lebensdauer einer Heizung angesprochen. Wenn ich jetzt eine ältere Ölheizung habe, würden Sie eine Umrüstung von Heizöl zu Gas empfehlen? Lohnt sich das?
    Kafke: Das kommt auf den Einzelfall an. Erst mal muss Erdgas vorhanden sein, dort wo ich die Entscheidung treffe. Dann kommt Erdgas in Betracht. Dann muss ich mir angucken, was für Anschlusskosten habe ich, erst mal, was für Anschlusskosten hat generell mein Versorger, und dann, wie sind die Anschlussbedingungen bei mir, wie lang ist eine Leitung, die zum Haus zu legen ist. Das muss also individuell bewertet werden. Grundsätzlich gilt, dass die Heiztechnik selbst bei Gas günstiger ist.
    Auf der anderen Seite muss man sich dann angucken, wie viel kann man sparen. Im langjährigen Mittel ist da nicht so viel drin zwischen Öl und Gas. Da wäre es dann spannender, zum Beispiel Pellets hinzuzunehmen in der Betrachtung, weil die im langjährigen Mittel unter dem mittleren Preis von Öl und Gas lägen. Wenn wir sagen, sechseinhalb Cent ungefähr im Moment für Gas und fünfeinhalb für Öl, dann liegen wir bei etwas mehr als viereinhalb Cent für Pellets.
    Bei einer Kilowattstunde kann ich einen Cent sparen gegenüber Öl oder vielleicht zwei Cent gegenüber Gas, und dann kann ich das mit meinen 20- oder 30- oder 40.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch hochrechnen, wie viel ich dann im Jahr sparen würde.
    "Man kann mehr tun, als nur eine Wartung zu machen"
    Reimer: Öl ist ja auch ein bisschen in Verruf, weil es einen höheren CO2-Ausstoß bei der Verbrennung produziert als Gas. Wenn ich eine ältere Ölheizung habe und die ordentlich gewartet habe, kann ich dann vielleicht doch auch mit dem Blick auf Klimaschäden ruhig schlafen?
    Kafke: Nein. Ich würde sagen, die Wartung einer Ölheizung - das besteht darin, zu gucken, ob die Düse okay ist, ob die Einstellungen stimmen, ob der Brennraum sauber ist -, da sparen Sie, wenn das alles nicht optimal war, typischerweise ein Prozent oder zwei vom Brennstoff, wenn es danach ordentlich gemacht ist. Wartung machen? Ja, ist die Antwort natürlich. Aber der CO2-Ausstoß einer Ölheizung ist eine Größenordnung größer als das, was Sie dort sparen. Das heißt, wir reden einmal über einstellige Prozente und bei dem anderen reden wir über 20 Prozent.
    Aber man muss sagen: Man kann trotzdem, wenn jetzt keine neue Heizung dran ist, aus Kostengründen oder weil die alte noch nicht alt genug ist, mehr tun, als nur eine Wartung zu machen.
    Man kann gucken, wie funktioniert der Kessel in meinem System, ist das gut abgeglichen, stimmen alle Einstellungen, gibt es eine Nachtabsenkung, sind alle Rohre im ungeheizten gedämmt, sind die Thermostatventile okay. Da reden wir dann über eine Einsparung tatsächlich in der Größenordnung von 10 bis 20 Prozent. Das wäre mein Tipp, es nicht nur bei der Wartung zu belassen, sondern mal gründlich auf die Heizung gucken. Da macht die Verbraucherzentrale auch ein Angebot dazu, was Heizcheck heißt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.