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Herausgeber der FAZ
Frank Schirrmacher ist tot

Frank Schirrmacher, seit 1994 einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ist tot. Der Publizist und Autor verstarb am Donnerstag im Alter von 54 Jahren an einem Herzinfarkt. Seine Bücher "Ego" und "Das Methusalem-Komplott" waren Bestseller.

12.06.2014
    FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher starb im Alter von 54 Jahren
    FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher starb im Alter von 54 Jahren (dpa / picture-alliance / Fredrik von Erichsen)
    Genauere Umstände zu seinem Tod wurden zunächst nicht bekannt. Wie der Verlag dem Deutschlandfunk bestätigte, starb er im Alter von 54 Jahren.
    Schirrmacher trat Mitte der 80er Jahre in die Feuilleton-Redaktion der FAZ ein und wurde später ihr Leiter. Seit 1994 war er Mitherausgeber der Zeitung.
    Schirrmacher galt als einer der einflussreichsten Intellektuellen in Deutschland. Immer wieder mischte er sich in aktuelle Debatten ein - zuletzt besonders bei solchen über Gentechnik und den digitalen Wandel unserer Gesellschaft. Bekannt wurde er auch als Autor von Büchern wie "Das Methusalem-Komplott" (2004) oder "Payback" (2009). In seinem 2013 erschienen Werk "Ego" befasste er sich mit dem menschlichen Egoismus in der Zeit nach dem Kalten Krieg. Im Laufe seines Lebens wurde Schirrmacher mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2009 mit dem Ludwig-Börne-Preis.
    "Wichtige Debatten angestoßen"
    FAZ-Mitherausgeber Berthold Kohler äußerte sich bereits: "Wir sind tief erschüttert und fassungslos. Das ist ein entsetzlicher Verlust für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Frank Schirrmacher war ein großer Journalist, der mit seinen Texten wichtige Debatten in Deutschland angestoßen hat. Im Herausgeberkreis hat er mit seinen Ideen und seiner Energie immer wieder Impulse für die Entwicklung der Zeitung gegeben. Wir werden ihn als Kollegen und Persönlichkeit sehr vermissen."
    Die "Frankfurter Allgemeine" teilte mit: "Schirrmachers Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und Bedingungen, die die Lebensformen verändern – seien sie ökonomischer oder technologischer Art – ist legendär. (...) Sein analytischer Blick erfasste das Wesentliche im Wandel, seine Fähigkeit zur pointierten Darstellung komplexer Sachverhalte machte ihn zu einem führenden Intellektuellen unserer Zeit. Indem er das Feuilleton zu einem Forum der Zeitdiagnose ausbaute, war er ein Aufklärer in der besten Tradition des Wortes."
    Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel zeigte sich erschüttert über die Meldung von Schirrmachers Tod. "Das ist eine fürchterliche Nachricht", erklärte der Vizekanzler. "Deutschland hat einen großen Publizisten und Intellektuellen verloren. Und ich einen Freund", so Gabriel.
    Schirrmacher hinterlässt seine Ehefrau und zwei Kinder.
    Frankfurter Allgemeine Zeitung: Frank Schirrmacher gestorben http://t.co/ZfBidraZ0O— FAZ_NET komplett (@FAZ_NET) 12. Juni 2014
    Programmtipp: Über die Lebensleistung von Frank Schirrmacher sprachen wir in der Sendung "Kultur heute" ab 17.35 Uhr mit dem Publizisten und früheren Kulturstaatsminister Michael Naumann. Hier das vollständige Interview.