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Herbstgutachten
Ökonomen erwarten verhaltenen Aufschwung

Die deutsche Wirtschaft wächst stabil, aber verhalten: In ihrem gemeinsamen Herbstgutachten prognostizieren die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für dieses und nächstes Jahr ein Wachstum von 1,8 Prozent. Im kommenden Jahr rechnen die Ökonomen mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit.

08.10.2015
    Kunden in einem Einkaufszentrum in Berlin.
    Vor allem der private Konsum führt zum Anstieg des Bruttoinlandproduktes. (picture alliance / dpa / Paul Zinken)
    "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem verhaltenen Aufschwung, der vor allem von den privaten Konsumausgaben getragen wird. Bremsend wirkt die schwache Weltkonjunktur", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser bei der Vorstellung des Herbstgutachtens für die Regierung. Der private Konsum profitiere von der spürbaren Ausweitung der Beschäftigung und steigenden Reallöhnen, "auch wegen des Kaufkraftgewinns aufgrund des gesunkenen Rohölpreises." Die Ökonomen mussten ihre Prognose aus dem Frühjahr leicht nach unten korrigieren: Damals waren sie noch davon ausgegangen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,1 Prozent steigt.
    Für das kommende Jahr erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute ebenfalls ein Wachstum von 1,8 Prozent. Sie rechnen jedoch damit, dass die Zahl der Arbeitslosen um rund 75.000 auf 2,875 Millionen wächst. "Die Arbeitslosigkeit im Verlauf des kommenden Jahres dürfte leicht steigen, weil die derzeit große Zahl von Asylsuchenden nach und nach am Arbeitsmarkt ankommt", heißt es in dem Bericht.
    Für die öffentlichen Haushalte zeichne sich für das Jahr 2016 ein Überschuss von 13 Milliarden Euro ab. Damit würde er deutlich geringer ausfallen als der für dieses Jahr erwartete Überschuss von rund 23 Milliarden Euro - "nicht zuletzt aufgrund zusätzlicher Ausgaben für die Bewältigung der Flüchtlingsmigration", wie es hieß.
    Verhaltener Blick auf die Weltwirtschaft
    Mit Blick auf die Weltwirtschaft zeigten sich die Institute eher skeptisch. Sie erwarten in diesem Jahr ein Wachstum von 2,6 Prozent, im nächsten Jahr von 2,9 Prozent. Zuwächse von drei Prozent oder weniger bei der Weltwirtschaft gelten unter Fachleuten als Rezession. Die Institute verwiesen vor allem auf den Strukturwandel in China, der das Wachstum in der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde bremse. Zudem hätten viele Schwellenländer als Lieferanten von Energie und Rohstoffen mit sinkenden Preisen in diesen Bereichen zu kämpfen.
    Die Gemeinschaftsdiagnose des Münchner Ifo-Instituts, des Berliner DIW, des Essener RWI und des IWH aus Halle dient der Bundesregierung als Grundlage für die eigene Konjunkturvorhersage. 2014 war die deutsche Wirtschaft um 1,6 Prozent gewachsen.
    (hba/tzi)