Donnerstag, 18. April 2024

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Herpes
"Man fühlt sich eigentlich noch schlimmer als es aussieht"

Für die meisten Betroffenen ist es einfach nur ein unangenehmes Gefühl, wenn die Lippen spannen und sich Bläschen bilden. Doch Vorsicht ist geboten, wenn der Herpes sich ausbreitet. Eine Reportage aus der Uniklinik Köln.

Von Barbara Weber | 10.05.2016
    Ein Mann und eine Frau küssen sich im Sonnenuntergang.
    Wenn akut Herpesbläschen vorhanden sind, ist die Ansteckungsgefahr bei engem Körperkontakt erhöht - zum Beispiel beim Küssen. (dpa / picture alliance / Patrick Pleul)
    "Ja, es fing ganz harmlos an mit ein bisschen Jucken in der Lippe und einem leichten Brennen. Und dann entwickelte sich erst mal ein ganz normaler Lippenherpes, der sich dann aber leider ausbreitete bis in die Nase und auch ins Gesicht rauf, also Richtung Auge auch hoch, also nicht ganz bis zum Auge, aber doch auf der Wange."
    Die 49-jährige Patientin leidet, wenn sie Herpes bekommt, nicht nur unter dem Brennen auf der Haut.
    "Man fühlt sich eigentlich noch schlimmer als es aussieht. Die Rückmeldung, die man bekommt, ist oft: 'Das sieht doch gar nicht so schlimm aus'. Man hat aber das Gefühl, man wäre total entstellt."
    Und möchte am liebsten jeden Kontakt zu Freunden und Kollegen vermeiden, außer natürlich zu mit dem Arzt:
    "Ja, wir hatten ja gesagt, dass wir uns nochmal sehen, nachdem Sie vor zwei Wochen bei uns waren."
    Der behandelnde Arzt Dr. Daniel Giller arbeitet in der Infektiologischen Ambulanz in der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln.
    "Es sieht ja auch schon viel besser aus. Jetzt wollte ich mal hören, wie die Therapie war, wie es Ihnen jetzt geht und wie Ihr Eindruck ist."
    Patientin: "Das hat erstaunlich gut angeschlagen. Die erste Besserung habe ich sofort gemerkt, eigentlich schon am ersten Abend, dass sich eine Heilung eingestellt hat, danach ging es etwas langsamer voran. Und jetzt habe ich eigentlich äußerlich keine Beschwerden mehr, aber ich hab' halt noch so einschießende Schmerzen, die nach wie vor da sind."
    Arzt: "Ja, das ist sehr häufig. Wir hatten bei ja einmal bei Ihnen Tabletten gegeben und eine Creme benutzt. Das hat ja sehr schön – über eine Woche haben Sie das benutzt."
    Patientin: "Genau!"
    Arzt: "Das ist eigentlich die Standardtherapie. Damit geht es eigentlich relativ rasch immer wieder zurück. Häufig ist es so, das ist ja eine Herpes-Erkrankung, also eine Viruserkrankung, die die Nerven befällt, die auch immer wieder neu auftreten kann, häufig auch dann an dergleichen Stelle. Viele Patienten berichten, dass es dann häufig zu solchen neuropathischen Schmerzen, also Schmerzen von den Nerven rühren, kommen kann, und es auch in dem Intervall haben, wo gar keine Herpesbläschen zu sehen sind, immer wieder mal Probleme geben kann.
    Patientin: "Ja, gibt es denn irgendeine Möglichkeit, wie ich diese Schmerzen behandeln kann, wenn die noch mal auftreten?"
    Arzt: "Die gibt es. Man kann normale Schmerzmittel nehmen, die man in der Apotheke kaufen kann, Ibuprofen, Paracetamol, so in der Richtung. Wenn die Schmerzen damit aber nicht gut eingestellt sind, kann man bestimmte Mittel nehmen, die gegen sogenannte neuropathische Schmerzen sind. Das muss man dann gucken, wie sich das entwickelt."
    Patientin: "Jetzt habe ich ja schon jahrelang mit dem Herpes zu tun, und diesmal war es besonders stark, gibt's denn jetzt etwas, was ich jetzt tun könnte, damit der nicht mehr auftritt?"
    Arzt: "Das ist eine Erkrankung, die in den Nerven festsitzt und immer wieder an dergleichen Stelle auftreten kann. Häufig sind Situationen, die mit Stress zu tun haben oder eine Erkältung ein Risikofaktor, dass das schnell noch mal auftritt."
    Auch ein ungeschütztes Sonnenbad gilt es als Risikofaktor zu meiden.
    Eine Frage sollte aber doch noch geklärt werden:
    Patientin:" Muss ich jetzt Angst haben, dass ich meinen Mann mit dem Herpes anstecke? Auch wenn der gerade nicht blüht, wie man so schön sagt, dass ich den trotzdem dann anstecke? Darf ich den jetzt nicht mehr küssen?"
    Arzt: "Das dürfen Sie, ansteckend ist eine Herpes-Erkrankung nur dann, wenn tatsächlich Bläschen da sind, weil das Virusmaterial in den Bläschen sitzt, und wenn Bläschen geöffnet werden oder aufgehen, dann ist das potenziell ansteckend für andere aber auch nur bei direktem Kontakt. Also Händedesinfektion reicht zum Beispiel für die Hände vollkommen aus oder Händewaschen. Küssen sollte man vermeiden in der Situation, wenn man Bläschen hat, aber ansonsten ist es nicht ansteckend."