Aus den Feuilletons

Neues Image für Lothar Matthäus

Der Ex-Fußballprofi Lothar Matthäus, aufgenommen beim Spiel Eintracht Frankfurt - Hamburger SV am 18.03.2017 in der Commerzbank-Arena in Frankfurt
Der Ex-Fußballprofi Lothar Matthäus war Kapitän der deutschen Weltmeisterelf von 1990. © picture alliance / dpa / Revierfoto
Von Arno Orzessek · 12.04.2017
Die "Welt" huldigt Lothar Matthäus. Die Verbeugung vor dem Weltfußballer fällt unerhört charmant aus und einige gängige Vorurteile über den "Loddar" werden korrigiert. Denn: Dem Kapitän der deutschen Weltmeisterelf von 1990 haftet sonst ein eher mieses Image an.
Sie mögen noch so unsterblich in die Hochkultur verliebt sein, liebe Hörer ... .
Vom "Loddar" alias Lothar Matthäus, dem zweimaligen Weltfußballer und Kapitän der deutschen Weltmeisterelf von 1990, haben Sie trotzdem schon einiges gehört – worunter Unrühmliches mit Sicherheit überwog.
Denn Matthäus haftet ein mieses Image an. So monochrom mies übrigens, dass es intimere Kenner der Ball-Szene immer schon dumpf fanden.

Die "Welt"-Autorin gerät ins Schwärmen

Aber nun erscheint im Feuilleton der Tageszeitung DIE WELT eine unerhört charmante Verbeugung vor Matthäus.
"Wir sitzen in Hamburg im Hotel 'Atlantic', und die Vorurteile fliegen nur so über Bord (schwärmt die WELT-Autorin Barbara Möller). Erstens: Er redet nicht in der dritten Person von sich (der Spruch 'Ein Lothar Matthäus braucht keine dritte Person, er kommt sehr gut allein zurecht', war ja sowieso zu gut, um wahr zu sein). Zweitens: Er ist auf unangestrengte Weise höflich und zugewandt. Drittens: Er dampfplaudert ganz und gar nicht. Aber er weiß natürlich um sein Image. (...) Es sei eben so, dass man ihn nie in Ruhe gelassen habe: 'Ich habe ja nie die Medien verfolgt, sondern die Medien mich.'"
Allein, warum eröffnet die WELT ihr Feuilleton ausgerechnet am Gründonnerstag mit der unbiblischen Matthäus-Story und einem großen Foto von dessen 1990er-Adidas-Tretern, die niemand als Anspielung auf die Fußwaschung Christi beim letzten Abendmahl missverstehen wird?
Nun, am Wochenende zeigt die ARD "Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen", also weltberühmte deutsche Sportschuhwirtschaftsgeschichte. Das ist der Grund.

Drei Filme spirituellen Inhalts

Wer es besinnlicher mag, mag die TAGESZEITUNG frequentieren, die drei Kinofilme mit spirituellem Inhalt bespricht.
Wir schenken uns die Einzelheiten. Nur soviel: Unter dem Bild, das Ewan McGregor als den Heiland in Rodrigo Garcias' "40 Tage in der Wüste" zeigt, steht die Unterschrift "Jesus, ist das öde."
Im Artikel fragt die TAZ-Autorin Jenny Zykla:
"Brauchen wir wirklich die Bilder von gequälten Körpern, das Jonglieren mit ungreifbaren und subjektiv immer wieder unterschiedlichen Begriffen wie Erbarmen, Vergebung und Schuld? Glauben wir tatsächlich, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist – und wenn ja, was hat es gebracht? Oder anders: Haben wir nicht alle genug von den verdammten Weltreligionen, egal von welchen?!"

Desillusionierte Bestandsaufnahme der Welt

Kaum weniger desillusioniert, wenn auch über einen völlig anderen Gegenstand, äußert sich Stefan Kornelius in dem Artikel "Welt ohne Zentrum" in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
"Es ist die Tragödie der Globalisierung seit 1989, dass die ihr innewohnenden Urgewalten nicht kanalisiert wurden. Die USA haben ihre Friedensdividende aus dem Kalten Krieg nicht investiert, um den alten Übeln einer zu engen Welt der verfeindeten Nationalstaaten eine Version globaler Governance entgegenzustellen. Wie die hätte aussehen sollen? Eine gute Frage, nicht viele haben sich an die Antwort gewagt in den letzten Jahrzehnten";
bedauert Stefan Kornelius.
Auf ähnlichem Abstraktionsniveau: Der Aufsatz "Wenn das Warten kein Ende nimmt" von dem Literaturwissenschaftler Albrecht Koschorke in der Wochenzeitung DIE ZEIT.
Koschorke fragt sich, ob die Ursache für den Rechtspopulismus darin zu suchen sei, dass das "Große Versprechen der Moderne" – nämlich: Fortschritt für alle – an Zugkraft verliert.
Aus Koschorkes langer Antwort hier nur kurz sein Vorbehalt gegen den Liberalismus.
"Die Aussicht auf Teilhabe, die der Liberalismus bietet, ist in Gesellschaften plausibel, die sich im Aufwind befinden. Wo aber der soziale Fahrstuhl ins Stocken kommt, wo sich die Räume verengen und der Kampf um Zukunftschancen zu einem Nullsummenspiel zu werden droht, schrumpft der Liberalismus auf die Besitzstandsideologie, die er immer auch war."

Die Auferstehung bejubelt

Wir begannen mit Lothar Matthäus - wir enden christlich.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG bespricht zwei Aufführungen von Frank Martins Passionsoratorium "Golgatha". Die Überschrift der NZZ aber tönt bereits österlich – und die Gläubigen unter Ihnen, liebe Hörer, werden ihr zustimmen. Sie lautet nämlich:
"Am Ende steht der Jubel über die Auferstehung."
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