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HFF
Erste Filmuniversität in Deutschland

Die Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Konrad Wolf wird Universität. Damit sollen auch die Rahmenbedingungen zur Mitwirkung an großen Forschungsvorhaben verbessert werden. Das Land verleiht der Filmuniversität das Promotionsrecht im Studiengang Medienwissenschaft.

Von Axel Flemming | 08.07.2014
    Susanne Stürmer, Präsidentin der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" (HFF)
    Susanne Stürmer, Präsidentin der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" (HFF) (picture alliance / dpa)
    Marlene-Dietrich-Allee 11, Ecke Emil-Jannings Straße, an welchem Ort könnte die HFF, Verzeihung: Die "Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF" sonst beheimatet sein?
    Vor dem Haupteingang mit den schiefen Betonpfeilern, die wie Mikado-Stäbchen angemalt sind, ein paar Studierende, denen die Transformation ihrer Hochschule gar nicht so wichtig ist:
    "Naja, es gibt einen anderen Namen."
    "Für uns ist es eine ganz neue Sache und es ist eine Entwicklung, die Spaß macht und eine neue Sache ist, die spannend ist und deswegen ist es für uns interessant, für uns Tonleute auf jeden Fall."
    "Ich hab vorher auch Uni gesagt, weil es ein kürzeres Wort ist. Aber ich glaube, für den Studiengang Schauspiel ist es vor allem interessant, weil dann ein Forschungsteil dazu kommt, der sich mit Archivierung des Films beschäftigt. Das ist cool, das find ich spannend. Da würd ich auch gerne mal, wenn es da was zum Reinschnuppern gibt, mal reinschauen."
    Noch mehr Bedeutung misst der Umbenennung Susanne Stürmer zu, Prof. Dr.- soviel Zeit soll sein - noch-HFF-Präsidentin, ab dem Abend Universitätsleiterin der - ja, wie kürzt man das neue Gebilde denn ab?
    "Das würde ich ganz gerne vermeiden, dass "UFF" gesagt wird, und auch nicht "FUB" und auch keine anderen Abkürzungen. Wir nennen uns ganz selbstbewusst Filmuniversität, Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf."
    Sie spricht von einem qualitativen Sprung.
    Forschende Filmhochschule
    Oder in wissenschaftliche Sprache überhöht: Nicht zuletzt durch die Digitalisierung seien bewegte Bilder omnipräsent und der Film in Veränderung: in künstlerisch-kreativer Hinsicht, in Bezug auf die gesellschaftliche Relevanz, die technischen Rahmenbedingungen, die Rezeption, die wirtschaftlichen Parameter, die Verbreitung.
    "Wir sind unter den Filmhochschulen in Deutschland diejenige, die am allerbreitesten Film lehrt in allen seinen Varianten und Schattierungen. Wir haben elf Bachelor- und Master-Studiengänge, in diesem Bereich, wir sind die einzige Filmhochschule, die überhaupt auf Bachelor und Master umgestellt hat. Wir haben auch seit 20 Jahren Medienwissenschaft unter dem Dach unserer Hochschule, und wir sind auch schon lange eine forschende Filmhochschule. Diesen Forschungsaspekt werden wir aber mit Sicherheit im Status der Filmuniversität weiter ausbauen."
    "Die Filmuniversität Babelsberg wird die brandenburgische Hochschullandschaft in ihrer Pluralität und Interdisziplinarität bereichern und stärken", freut sich Ministerin Sabine Kunst, die nicht nur so heißt, sondern auch für Kunst, für Kultur und Wissenschaft in Brandenburg zuständig ist.
    "Sie ist somit die jüngste Universität und die erste Filmuniversität in Deutschland. Gleichzeitig die Hochschulinstitution, die am längsten ununterbrochen tätig ist..."
    ...nämlich seit 60 Jahren.
    Historischer Moment
    Und der Chef von Kunst, Ministerpräsident Dietmar Woidke gibt sich zur Umwandlung sogar überschwänglich:
    "Das ist schon ein historischer Moment, und nicht nur für das Land Brandenburg, sondern für Deutschland insgesamt. Damit soll erstmals in der deutschen Hochschullandschaft eine Hochschule als Universität etabliert werden, die sich auf ein ganz bestimmtes künstlerisches Fachgebiet konzentriert."
    Die Studierenden, die in der kleinen Cafeteria mit dem programmatischen Namen ‚Filmriss' sitzen, sind da nicht ganz so euphorisch:
    "Ich hab nur ein bisschen Angst, dass der Name jetzt verändert wird, dann das immens Geld gekostet hat, dass dadurch die Filme leiden und wir halt weniger Budget für die Filme bekommen."
    "HFF war auf jeden Fall ein Label, ich bin gespannt wie es jetzt wird, wenn's Filmuniversität wird und was da alles auf uns zukommt an Veränderungen. Ich weiß nicht, ob Universität unbedingt einen schicker macht, weil qualitätsmäßig sollten die Filme natürlich so bleiben und die Menschen sind ja dieselben."
    "Für mich hat's inhaltlich glaube ich keine Bedeutung mehr, ich bin fast durch mit meinem Studium, aber ich krieg dann immerhin ein Diplom von der Uni und nicht von der Kunsthochschule, das ist auch was!"