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Hilfe für Archäologen

Archäologie. - Schiffswracks zu bergen ist oft schwierig, da die Schiffe häufig in Gebieten gesunken sind, in denen rauer Wellengang vorherrscht. So wird das Wrack schnell zerstört oder von dicken Sedimentschichten bedeckt. Um einen schnelle Dokumentation zu ermöglichen, haben englische Ingenieure jetzt eine Software entwickelt, mit der auch Archäologen schnell und einfach solche seltenen Funde dokumentieren können.

Von Michael Stang | 17.07.2008
    Das Flaggschiff König Henry VIII - die "Mary Rose" – sank 1545 bei einem Seegefecht gegen die Franzosen während des italienischen Krieges auf The Solent. Seit Mitte der 60er Jahre versuchten Archäologen, das legendäre Kriegsschiff zu finden. Nach mehr als 28.000 Tauchgängen wurden 1982 große Teile der "Mary Rose" geborgen. Doch das Wrack war nicht vollständig. Erst 20 Jahre später entdeckten Archäologen die verloren geglaubten Überreste, die sich allerdings in schlechtem Zustand befanden. Bevor an eine Bergung zu denken war, mussten die vorhandenen Stücke dokumentiert werden. Peter Hold von der Plymouth Maritime Archaeological Interest Group wurde gebeten, die Überreste digital zu dokumentieren. Der Ingenieur kann sich ein Lächeln auf die Frage nicht verkneifen, was die Archäologen 2003 von seiner Methode hielten.

    "” Well, all archaeologists are interested in archaeology and not necessarily so interested in how they are recording, the techniques, the methods and the actual computing side.”"

    Archäologen interessieren sich halt für Archäologie und nicht unbedingt für die Art und Weise, wie sie ihre Daten verarbeiten können, sagt Peter Hold. Ihm gelang es mit seinem Geographischen Informations-System die noch vorhandenen Überreste zu dokumentieren, die zum Teil bei der späteren Bergung zerbrachen oder verlorengingen. Jetzt hat Hold sein Site-Recorder-Programm überarbeiten müssen, damit nicht nur IT-Spezialisten sondern auch Archäologen mit dem Programm selbstständig arbeiten, Schiffswracks aufnehmen und dokumentieren können. Entscheidendes Kriterium ist dabei der Zeitfaktor.

    "Schiffswracks verbleiben leider nicht so, wie man sie findet. Wenn man die Daten eines Wracks unter Wasser aufnehmen will, kann das immer die letzte Chance dafür sein, da beim nächsten Tauchgang manchmal alles mit Sediment bedeckt ist oder das ganze Schiff ist plötzlich zerstört. Deshalb ist es wichtig, alle Daten digital, schnell, sauber und so vollständig als möglich aufzuzeichnen."

    Peter Hold wollte deshalb seine Software so programmieren, dass Benutzer die Daten schnell, effizient und sauber aufnehmen können. Zudem sollte das System transportabel sein, damit Archäologen direkt am Boot ihre Daten eingeben können. Hold:

    "”So kann man alle möglichen Daten einspeisen, etwa Größe und Position des Wracks, aber auch Artefakte. Zudem kann man weitere Daten von Sonargeräten einfügen. Alle diese Daten vervollständigen das Bild von dem, was da im Meeresboden liegt. Damit versteht man auch, wo sich die restlichen Teile des Schiffs befinden müssen, was etwa für eine Bergung wichtig ist. Als letztes sind natürlich Fotos wichtig, die in den Datensatz integriert werden müssen. Alles zusammen fließt dann in unser Programm wie in eine Art großen Informationstopf.”"

    Alle eingegeben Daten werden auf ihre Richtigkeit geprüft, um Eingabefehler auszuschließen, und in einer Datenbank gespeichert. Das Programm gibt dem Nutzer jederzeit an, welche Seiten eines Wracks noch nicht vermessen worden sind. Aber nicht nur das Schiff als Ganzes soll erfasst werden, sondern auch Ladungen, Instrumente und Werkzeuge an Bord, sagt Peter Hold.

    "”Man kann die Objekte auch direkt als Zeichnungen darstellen. Je mehr Daten man hat, desto besser kann etwa eine Amphore in ihrer Liegeposition darstellen, sie aber auch als Objekt einzeln herausnehmen und bearbeiten. Das Programm ist auf eine bildliche Bearbeitung ausgerichtet. Aus den eingegebenen Daten kann man jederzeit eine Zeichnung erstellen, d.h. die Benutzer sehen keine Listen oder Zahlen, sondern bekommen alles so präsentiert, dass auch Archäologen damit arbeiten können.""

    Inzwischen konnte Peter Hold sein Programm bei der Dokumentation weiterer Schiffwracks einsetzen. Dabei sei es ihm gelungen, den einen oder anderen bislang technikfremden Archäologen von den Vorteilen einer digitalen Dokumentation zu überzeugen.