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Hilfslieferungen
Ukraine inspiziert russischen Konvoi

Ukrainische Beamte haben mit der Untersuchung des russischen Lkw-Konvois begonnen. Anschließend soll das Rote Kreuz die Hilfsgüter übernehmen. Derweil kritisieren die Ukraine und die Nato eine mögliche Grenzverletzung durch russische Militärfahrzeuge scharf.

15.08.2014
    Fahrer des russischen Lkw-Konvois an ihren Fahrzeugen
    Fahrer des russischen Lkw-Konvois an ihren Fahrzeugen (dpa / Andrey Kronberg)
    Der russische Konvoi, der 2.000 Tonnen Hilfsgüter auf 280 Lkw geladen haben soll, wird seit Freitag von 59 ukrainischen Zoll- und Grenzbeamten überprüft. Die Lastwagen würden im russischen Grenzort Donezk in Anwesenheit von Vertretern des Internationalen Roten Kreuzes inspiziert, sagte ein Vertreter des ukrainischen Grenzwachdiensts. Russische Nachrichtenagenturen teilten mit, Russland sei bereit, alle notwendigen Unterlagen zu zeigen und die Fracht dem Roten Kreuz auszuhändigen.
    Vor der Inspizierung hatten Kiew und Moskau darüber gestritten, wo und wie die Hilfslieferungen über die Grenze gehen können. Die ukrainische Regierung hatte verlangt, dass die Güter vom Roten Kreuz kontrolliert werden müssten. Kiew befürchtet, dass der Konvoi mit seinen mehr als 200 Fahrzeugen eine verdeckte russische Invasion darstellen könnte. Unter den Gütern sind russischen Angaben zufolge unter anderem Babynahrung, Dosenfleisch, mobile Generatoren und Schlafsäcke.
    Nato-Generalsekretär: "Ein russischer Einfall" an ukrainischer Grenze
    Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bestätigte derweil Medienberichte über eine Verletzung der ukrainischen Grenze durch Russland. "In der vergangenen Nacht haben wir einen russischen Einfall erlebt, eine Überschreitung der ukrainischen Grenze", sagte Rasmussen nach Nato-Angaben in Kopenhagen. "Dies bestätigt nur die Tatsache, dass wir einen dauernden Fluss von Waffen und Kämpfern aus Russland in die Ostukraine sehen", erklärte Rasmussen. "Und es ist eine deutliche Demonstration der anhaltenden russischen Beteiligung an der Destabilisierung der Ostukraine."
    Der ukrainische Außenminister Pawel Klimkin wirft Russland gar weitere Grenzübertritte vor. "Wir haben fast in jeder Nacht Fälle, in denen Panzer, Waffen und Kämpfer über diese Grenze gebracht werden." Die Grenze müsse endlich effektiv von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kontrolliert werden, um dies zu beenden. Russland versuche, die Ukraine dauerhaft zu destabilisieren.
    Russland dementiert Grenzverletzung
    Die britischen Zeitungen "The Guardian" und "The Telegraph" hatten berichtet, dass ein Konvoi aus 23 gepanzerten Mannschaftstransportwagen begleitet von Tanklastwagen und anderen Versorgungsfahrzeugen die Grenze zur Ukraine überquert hat. Alle Fahrzeuge trugen demnach Kennzeichen des russischen Militärs. Nach Informationen des "Guardian" wartete der Armeekonvoi auf russischer Seite den Einbruch der Dunkelheit ab und fuhr durch eine Lücke im Grenzzaun über einen Feldweg in die Ukraine. Der Vorfall soll sich in der Nähe der russischen Stadt Donezk, rund 200 Kilometer vom ukrainischen Donezk entfernt, ereignet haben.
    So @RolandOliphant and I just saw a column of APCs and vehicles with official Russian military plates cross border into Ukraine.— Shaun Walker (@shaunwalker7) 14. August 2014
    Der für den Grenzschutz zuständige russische Inlandsgeheimdienst FSB wies die Berichte zurück. "Die Grenzverwaltung für das Gebiet Rostow bestätigt diese Informationen nicht", sagte Sprecher Nikolai Sinizyn der Staatsagentur Ria Nowosti.
    Ukrainischer Konvoi nähert sich seinem Ziel
    Ein dritter Konvoi mit Hilfsgütern der ukrainischen Regierung ist inzwischen an einem Sammelpunkt im Norden von Lugansk angekommen. Der Sicherheitsrat in Kiew teilte mit, 26 Fahrzeuge aus Charkiw hätten die Stadt Starobelsk erreicht. Mitarbeiter des Roten Kreuzes sichteten die Waren. Insgesamt hat die ukrainische Regierung 75 Lastwagen mit rund 800 Tonnen Hilfsgüter auf den Weg gebracht.
    (tj/nch/bor)