Donnerstag, 18. April 2024

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Himmelsschauspiel im Jahr 1080
Der alte Komet in der Nähe der Erde

„Der Besenstern stand etwas nordwestlich des Beamten der kaiserlichen Garde, innerhalb der Mauern des Palasthofes. Er sah aus wie weißer Dampf und hatte eine Ausdehnung von zehn Grad.“ So beschreiben chinesische Chroniken das Auftauchen eines hellen Kometen im August des Jahres 1080.

Von Dirk Lorenzen | 05.08.2020
Vielleicht ähnelte der Anblick des Kometen von 1080 dem von "Neowise" vor einigen Wochen, hier mit komplettem Sternbild Großer Bär
Vielleicht ähnelte der Anblick des Kometen von 1080 dem von „Neowise“ vor einigen Wochen, hier mit komplettem Sternbild Großer Bär (Möller, Almind)
In unseren Sprachgebrauch übersetzt heißt das, dass der Komet im Sternbild Haar der Berenike stand und sich bis in die Jungfrau ausdehnte.
Gemäß den chinesischen Quellen war der Komet ab dem 10. August zu sehen. Am 24. verschwand er abends unter dem Horizont und tauchte nur drei Tage später am Morgenhimmel wieder auf. Ab Mitte September war er nicht mehr zu erkennen.
Ob vor 940 Jahren auch in Europa jemand diesen Kometen gesehen hat, ist unbekannt. Es sind keinerlei Berichte überliefert – vielleicht sind sie verloren gegangen oder es war einfach ein verregneter Sommer.
Raketen wie die Ariane starten nach einem Countdown ins All
Raketen wie die Ariane starten nach einem Countdown ins All (ESA/Arianespace)
Die chinesischen Texte sind so präzise, dass sich die Bahn des Objekts berechnen ließ. Demnach zog der Komet am 5. August – also fünf Tage vor seiner Entdeckung – in recht geringem Abstand an der Erde vorbei. Er war dabei aber noch 25mal weiter entfernt als der Mond.
Dennoch gehört die Begegnung mit dem Kometen von 1080 zu den zwanzig nächsten, von denen die Fachleute wissen.
Der Komet befindet sich auf einer extrem lang gestreckten Bahn und zieht jetzt hinaus in die Oortsche Wolke – die eisigen Randbereiche des Sonnensystems. Zurück in der Nähe der Erde ist er frühestens in einigen hunderttausend Jahren.