Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Himmlisches Haar der Berenike
Eine Königin, ein Versprechen und die Freude der Götter

Gegen Mitternacht funkelt hoch im Südosten der rötliche Arktur im Bootes. Ziemlich genau im Süden leuchtet der noch hellere Jupiter. Etwas oberhalb der Linie Arktur-Jupiter befindet sich das Haar der Berenike. Diese unscheinbare Himmelsfigur wurde zwar schon in der Antike mehrfach erwähnt, galt aber lange als Teil des Löwen.

Von Dirk Lorenzen | 12.03.2016
    Das Haar der Berenike steht gegen 22 Uhr am Osthimmel.
    Das Haar der Berenike steht gegen 22 Uhr am Osthimmel. (Stellarium)
    Sie hat sich als eigenes Sternbild erst behaupten können, nachdem Tycho Brahe sie Anfang des 17. Jahrhunderts in seinen einflussreichen Sternkatalog aufgenommen hatte.
    Der Sage nach gehört die himmlische Haarpracht Königin Berenike, der Frau des ägyptischen Königs Ptolemaios III. Die beiden lebten im 3. Jahrhundert vor Christus.
    Als ihr Mann in den Krieg zog, gab die verzweifelte Berenike der Liebesgöttin Aphrodite ein Versprechen: Sie werde ihr wunderschönes langes Haar opfern, wenn ihr Mann siegreich heimkehre.
    Tatsächlich kam Ptolemaios triumphierend zurück. Berenike schnitt sich sofort die Haare ab und legte sie als Opfergabe in einen Tempel.
    Doch am nächsten Tag waren die Haare verschwunden. Der Mathematiker Konon in Alexandria wusste seinen Herrschern zu schmeicheln und behauptete einfach, die Götter hätten aus Rührung über das Opfer die Haare der Königin an den Himmel gesetzt.
    Allerdings waren die Götter wohl nur mäßig beeindruckt. Denn im Haar der Berenike gibt es nur wenige und zudem sehr leuchtschwache Sterne.
    Dafür enthält es aber den berühmten Coma-Haufen aus Tausenden von Galaxien. Fritz Zwicky hat dort erste Hinweise auf die Dunkle Materie entdeckt – das Haar der Berenike ist offenbar größtenteils pechschwarz.