Mittwoch, 24. April 2024

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Hippokrates

Albert Schweitzer, der elsässische Arzt, Philosoph und Theologe geht, damals fast 90-jährig, in der Quintessenz seines Denkens davon aus, dass sich Menschen beim Nachsinnen über sich und die anderen sich wechselseitig als Brüder erkennen, die, wie sie selbst, über sich und ihre Grenzen nachdenken. So begegnen sich Arzt und Patient - im Idealfall.

Von Christian Floto und Martin Winkelheide | 29.11.2008
    Ein solches Verhältnis wächst oft in Jahrzehnten teilnehmender Begleitung, beim klassischen Hausarzt von der Geburt der Kinder bis zum Abschiednehmen von den Eltern. Bei der Konsultation von Fachärzten oder Chirurgen im Krankenhaus kann ein solches Vertrauensverhältnis selten wachsen. Da muss in wenigen Minuten über zu erwartende Behandlungen mit ihren Beschwernissen und Risiken informiert werden und zugleich so viel Zuspruch erfolgen, dass der Patient die Unwägbarkeiten auf sich nimmt. In einer solchen Situation sehnt sich jeder Mensch nach Heilung. Da versagen meist kritische Reflexe, verwandeln sich Ärzte aus der Sicht der Betroffenen mitunter in die berühmten "Halbgötter in weiß", gleichen schon die Aussichten auf Linderung des Schmerzes einem Heilsversprechen. Auf das "salus aegroti" verpflichten sich bis heute die Ärzte im hippokratischen Eid: auf das Wohl, auf das Heil des Kranken. Was aber geschieht, wenn die Heilkunst zu Kunstfehlern führt - oft mit fatalen Folgen? Oder wenn ökonomische Kriterien zu konkurrierenden Entscheidungsparametern zu werden drohen? "Hippokrates" - eine "Lange Nacht" über ärztlichen Alltag und die Ehrfurcht vor dem Leben des anderen.

    Studiogäste:
    Prof. Dr. med. Wolfgang U. Eckart
    Direktor des Institutes für Geschichte der Medizin
    Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Prof. Hans-Jörg Geiger,
    Rechtswissenschaftler
    im Vorstand der Alexandra-Lang-Stiftung für Patientenrechte, die sich für Opfer von ärztlichen Behandlungsfehlern einsetzt.
    ehem. Staatsekretär im Bundesjustizministerium, ehem. Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz sowie des Bundesnachrichtendienstes.

    Prof. Dr. med. Dr. phil. Eckhard Nagel
    Direktor des Institutes für Medizinmanagement
    an der Universität Bayreuth
    und
    Leiter des Transplantationszentrums
    am Klinikum Augsburg

    Dr. med. Carola Riedner,
    Psychotherapeutin, Onkologin in München


    Der Eid des Hippokrates
    "Ich schwöre und rufe Apollon, den Arzt, und Asklepios und Hygeia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen werde.

    Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, ihn an meinem Unterricht teilnehmen lassen, ihm wenn er in Not gerät, von dem Meinigen abgeben, seine Nachkommen gleich meinen Brüdern halten und sie diese Kunst lehren, wenn sie sie zu lernen verlangen, ohne Entgelt und Vertrag. Und ich werde an Vorschriften, Vorlesungen und aller übrigen Unterweisung meine Söhne und die meines Lehrers und die vertraglich verpflichteten und nach der ärztlichen Sitte vereidigten Schüler teilnehmen lassen, sonst aber niemanden.

    Ärztliche Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.

    Auch werde ich niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht wenn ich darum gebeten werde, und ich werde auch niemanden dabei beraten; auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben.

    Rein und fromm werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.

    Ich werde nicht schneiden, sogar Steinleidende nicht, sondern werde das den Männern überlassen, die dieses Handwerk ausüben.

    In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen, frei von jedem bewussten Unrecht und jeder Übeltat, besonders von jedem geschlechtlichen Missbrauch an Frauen und Männern, Freien und Sklaven.

    Was ich bei der Behandlung oder auch außerhalb meiner Praxis im Umgang mit Menschen sehe und höre, das man nicht weiterreden darf, werde ich verschweigen und als Geheimnis bewahren.

    Wenn ich diesen Eid erfülle und nicht breche, so sei mir beschieden, in meinem Leben und in meiner Kunst voranzukommen, indem ich Ansehen bei allen Menschen für alle Zeit gewinne; wenn ich ihn aber übertrete und breche, so geschehe mir das Gegenteil."

    Gelöbnis der deutschen Ärztinnen und Ärzte nach der Berufsordnung
    Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich feierlich:
    mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.
    Ich werde meinen Lehrern die schuldige Achtung und Dankbarkeit erweisen.
    Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben.
    Die Gesundheit meines Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein.
    Ich werde alle mir anvertrauten Geheimnisse auch über den Tod des Patienten hinaus wahren.
    Ich werde mit allen meinen Kräften die Ehre und die edle Überlieferung des ärztlichen Berufes aufrechterhalten.
    Meine Kolleginnen und Kollegen sollen meine Schwestern und Brüder sein.
    Ich werde mich in meinen ärztlichen Pflichten meinem Patienten gegenüber nicht beeinflussen lassen durch Alter, Krankheit oder Behinderung, Konfession, ethnische Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung oder soziale Stellung.
    Ich werde jedem Menschenleben von seinem Beginn an Ehrfurcht entgegenbringen und selbst unter Bedrohung meine ärztliche Kunst nicht in Widerspruch zu den Geboten der Menschlichkeit anwenden.
    Dies alles verspreche ich feierlich und frei auf meine Ehre.

    Aus der ärztlichen Eides-Formel der ehemaligen Sowjetunion, verkündet am 26. März 1971:
    "In dem Augenblick, in dem ich den hohen Titel des Arztes erhalte und meine ärztliche Tätigkeit beginne, gelobe ich feierlich:... die edlen Traditionen unserer nationalen Medizin zu bewahren und fortzuführen, mich bei allen meinen Handlungen von den Prinzipien der kommunistischen Moral leiten zu lassen und immer der hohen Berufung des sowjetischen Arztes sowie der Verantwortung gegenüber dem Volk und dem sowjetischen Staat eingedenk zu sein..."

    Euricius Cordus: Epigramm
    Drei Gesichter hat der Arzt:
    eines Engels,
    wenn er um Rat gebeten wird;
    bald ist er, wenn er hilft, Gott selbst.
    Später, sobald er von dem von seiner Krankheit geheilten ein Honorar fordert,
    erscheint er als entsetzlicher und schrecklicher Satan.

    Der Alltag eines Krankenhaus-Arztes
    Reportage aus dem Sankt Elisabeth-Krankenhaus Köln-Hohenlind
    Von Martin Winkelheide
    Im Westen von Köln. Das Sankt Elisabeth-Krankenhaus Hohenlind. Es ist noch dunkel - kurz vor sieben.
    Im Arztzimmer der Chirurgischen Klinik. Nils Kosse schlüpft in eine weiße Hose, den Arzt-Kittel zieht er über das T-Shirt. Seine Jeans hängt er in den Schrank.
    7 Uhr 15. Visite auf der Privatstation. Viele weiße Kittel. Vorneweg: Der Chefarzt, Prof. Christian Krieglstein, dahinter: die Assistenzärzte, die Studentinnen und Studenten im praktischen Jahr, und die für das jeweilige Zimmer zuständigen Pfleger und Schwestern. Bei einem Mann um die 50 soll die Gallenblase entfernt werden - vorher stehen aber noch Untersuchungen an. Eine Frau hat unklare Oberbauchschmerzen, eine ältere Frau eine offene Wunde am Bein. Ein Patient ist am Leistenbruch operiert worden. Morgen darf er wieder nach Hause.

    Acht Uhr 15: Zeit für die Dienstbesprechung. Was ist während der Nacht passiert?
    Die Planungen für den Tag. Entlassungen, Untersuchungen, Operationen.
    Zurück im Arztzimmer - Gruppenbild für einen Oberarzt, der die Klinik verlässt. Danach ein schnelles Frühstücksbrötchen.
    9 Uhr. Nils Kosse setzt sich an den Schreibtisch. 30 Jahre ist er alt. Im vierten Jahr seiner Facharztausbildung.
    Telefonate. Ein Patient möchte an einer Studie an der Universitätsklinik teilnehmen. Die Entlassungsbriefe werden dennoch rechtzeitig fertig.
    Wundpflege. Die Wunde am rechten Fuß und Unterschenkel ist groß -
    Bakterien haben sich hinein gesetzt. Nils Kosse reinigt die Wunde.
    Mit einer Pinzette entfernt er vorsichtig Krusten, tote Hautstücke.
    Nils Kosse deckt die Wunde mit einer Spezialauflage, darüber wickelt er einen elastischern Mullverband.
    Es ist kurz vor elf. Nils Kosse wird schon erwartet - im Erdgeschoss. In der Ambulanz der Klinik.
    Im Vorraum warten acht Patienten. Sie sind von niedergelassenen Ärzten in die Indikationssprechstunde geschickt worden. Dort wird noch einmal geprüft, ob eine Operation wirklich notwendig ist. Es wird erklärt, wie sie abläuft. Und alle Formalitäten werden geregelt.
    Nach der Indikationssprechstunde - Berichte tippen, Telefonate. Und das Mittagessen?
    14 Uhr 10. Es geht wieder treppab. Nils Kosse muss im Operationssaal einen kranken Kollegen ersetzen.
    Das Tippen wird auf später verschoben.
    Im Operationssaal. Die Patientin liegt in Vollnarkose.
    Nils Kosse reinigt die tiefe Bauchwunde. Dann schneidet er einen Schwamm zurecht und legt ihn in die Wunde. Mit einer Folie dichtet er die Wunde ab und schließt eine Unterdruckpumpe an.
    Drei Minuten später wacht die Patientin wieder aus der Narkose auf.
    Zehn Minuten Pause.
    15 Uhr. Die nächste Operation: Nils Kosse will bei einem jungen Mann eine Fistel am Steiß entfernen.
    Ein Oberarzt schaut sich den Befund an. Es gibt mehrere Fistel-Kanäle: Es muss mehr Gewebe weggeschnitten werden als zunächst geplant.
    Nils Kosse geht zum Telefon. Er verständigt die Mutter des Patienten.
    Die Operation ist gelungen - in einer Stunde wird der junge Mann wieder auf Station sein.
    16 h 40. Ein Käsebrötchen.
    Dann geht es zur Ambulanz - Gefäßsprechstunde.
    Noch eine Blut-Abnahme. Und eine Entlassung: Die Mutter holt ihren Sohn aus dem Krankenhaus ab.
    19 Uhr. Die Patientenberichte müssen bis morgen warten.
    Niels Kosse macht Feierabend. Draußen ist es bereits dunkel.

    Internet:
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln- Hohenlind
    - Chirurgische Klinik


    Ärztefehler und die Folgen

    Der Tenor Mario Andretti

    Von Martin Winkelheide

    Der Rodolfo aus Puccinis "La Boheme". Das war seine Rolle. Am Opernstudio in Wiesbaden hat er sie oft gesungen. Am Anfang seiner Karriere. Da galt Mario Andretti schon als "deutscher Pavarotti".
    " Ja, ich stand 2000 vor dem internationalen Durchbruch. Mein Terminkalender war sehr voll. Es war eigentlich alles durchgeplant, da kam halt diese schicksalhafte Krankheit plötzlich dazwischen. Ich hatte noch einen Auftritt, eine Fernsehaufzeichnung der ARD beim Hessischen Rundfunk, und bin dann nach dieser Aufzeichnung, die über drei Tage ging, zusammengebrochen. "
    Das war Anfang Januar 2000. Der Notarzt diagnostiziert den Beginn einer Grippe, verordnet Bettruhe und ein Antibiotikum. Das Medikament hilft nicht, ein zweites Antibiotikum auch nicht. Mario Andretti geht es schlecht. Er hat Fieber.
    " Der kleine Finger wurde schwarz - das war schon ein Anzeichen, was ich heute erst weiß, dass das schon eine septische Embolie war. "
    Sein Hausarzt schickt ihn zu einem Hautarzt. Der sieht den Finger, schöpft Verdacht. Er befürchtet, Andretti könnte an einer schweren Blutvergiftung leiden, einer Sepsis. Er rät dazu, in eine Universitätsklinik zu fahren. Frankfurt oder Gießen. Ein Freund bringt ihn nach Gießen.
    " Da hat man halt, obwohl es auf dem Überweisungsschein stand, "Verdacht auf septische Embolie", hat man da leider die Sache unterschätzt, hat also quasi eine Fehldiagnose gestellt. Es wäre eine Allergie gegen Antibiotikum.

    Dann habe ich noch drei Tage zu hause gelegen. Bis dann mittlerweile zum 22. Januar 2000. Und dann kam mein eben erwähnter bester Freund, und der hat mich dann fünf vor 12 auf Deutsch gesagt in die Uniklinik nach Frankfurt gebracht, in die Notfallaufnahme. Und dann hat sich da herausgestellt, was wirklich Sache ist - weil die nächste Nacht hätte ich wohl nicht überlebt.

    Ich wurde im Nord-West-Krankenhaus in Frankfurt noch in Narkose gelegt, in der selben Nacht hat man mir die linke Niere, die Milz entnommen, das musste raus, weil das war alles verseucht, alles total vereitert, dann musste man mich ins künstliche Koma verlegen, Bei weiteren Untersuchungen wurde dann festgestellt, dass auch die Aortenklappe kaputt war, durch diese Staphylokokken.

    Infolge dessen im Gehirn auch mehrere septische Embolien stattgefunden haben, so lag ich dann dreieinhalb Wochen im Koma. Ja.

    Und ich mein, das sind Dinge, die man hinterher erst erfährt, aber die Überlebenschance, die man hatte, die lag wirklich bei zwei Prozent. "
    Maro Andretti überlebt. Er kommt in eine Reha-Klinik - nach Bad Camberg.
    " Dort hatte ich ein Empfangskomitee von Oberärzten, die sagten zu mir, - ich erzähle Ihnen hier nichts von irgendwelchen Erfindungen - die sagten zu mir, ich bräuchte mir nicht einzubilden, dass ich jemals wieder auf die Bühne gehen würde, und singen, haha, schon gar nicht, das waren deren Worte. Sehr aufbauend, gell? "
    Heute singt Mario Andretti wieder.
    " Das ist ja das Große, das Phantastische an der Sache, dass die Stimme gar nichts abbekommen hat von dieser ganzen Tragik. Ein Glück für mich, ja.
    Na ich streb es ja wieder an, dass ich meine Karriere wie gehabt fortsetzen kann als freischaffender Opern- und Konzertsänger. Wobei das Thema Oper für mich - das ist gelaufen. "
    Die lange Zeit im Koma, die Bakterien, die Entzündung, das Fieber. Das alles hat seine Spuren hinterlassen im Gehirn von Mario Andretti. Er kann sich die großen Opernrollen nicht mehr merken.
    " Das ist weg. Das ist unwiederbringlich zerstört.
    Und auf den Souffleur im Kasten können Sie sich nicht verlassen, bis der Ihnen das vorgetextet hat, was da abgeht in der ganzen Oper, ist die Musik schon vorbei. Das funktioniert leider nicht.
    Ich muss meine heutigen Auftritte überwiegend im Konzert- und Eventbereich muss ich jedes Mal neu mir eintrainieren. Einstudieren. "
    Seine Stimme ist ihm geblieben, dem "deutschen Pavarotti" Mario Andretti. Und er glaubt wieder an sich.
    " Ja gut, ich habe ja jetzt mein gesamtes Umfeld so hinter mir stehen, dass ich meine persönlichen Pläne umsetzen kann. Ich hab ja den Elan wieder, den ich vor der Krankheit hatte. Also kann ich meine Pläne wieder umsetzen.
    Allerdings nicht mit dem verrückten Eifer wie früher. Ich hab andere Ideale als vorher. "
    Für ihre Fehler sind Mario Andrettis Ärzte nie zur Rechenschaft gezogen worden. Der Fall gilt als verjährt.
    Internet:
    Homepage von Mario Andretti


    Jeder Fehler - ein Fehler zu viel
    Reportage aus dem Tower des Düsseldorfer Flughafens
    Von Martin Winkelheide
    Düsseldorf. Am Flughafen. Das Gebäude der Deutsche Flugsicherung.
    " Also jetzt momentan, ich habe mich gerade mal eingeloggt in unser Luftlagezentrum, haben wir jetzt im bundesdeutschen Luftraum insgesamt genau 508 Flugzeuge, die wir jetzt führen. "
    Im Erdgeschoss, das Büro von Michael Fuhrmann. Auf dem Computer-Bildschirm: kleine Flugzeug-Symbole. Ziffern geben die jeweilige Flughöhe an, aus winzigen Kreuzen lässt sich die Flugrichtung ablesen.
    " Wir betreiben in der Bundesrepublik vier Kontrollzentralen. Dort sitzen unsere Radar-Lotsen, die eben nicht wie wir hier im Tower den direkten Sichtkontakt haben, sondern die Maschinen mittels Radar führen, d.h. die Maschinen im Streckenverkehr führen. Und auch die An- und Abflugströme zu den einzelnen Airports regeln. "
    Jetzt sind wir im Aufzug, fahren jetzt hoch in die Towerkanzel.
    Der Tower am Düsseldorfer Flughafen ist der höchste in Deutschland.
    " Wenn wir gleich oben in der Kanzel stehen, dann haben wir eine Augenhöhe von ca. 84 Metern. Wenn das Wetter ganz gut mitspielt, dann kann man selbst von hier aus Düsseldorf den Kölner Dom sehen.
    Die letzte Strecke geht zu Fuß. "
    Die Treppe hoch. Dafür gibt es von der Kanzel aus eine unverstellte Aussicht auf die Stadt.
    " Also für uns natürlich das wichtigste, dass wir den kompletten Airport von hier im Blick haben, d.h. die gesamten Bahnsysteme einsehen können, aber eben auch die Vorfeldbereiche und die Parkpositionen. "
    Radarschirme zeigen den Luftraum über der Region um Düsseldorf.

    An großen Pulten: die Fluglotsen. Sie sind zu dritt. Aus der Kanzel sehen sie die Flugzeuge, die sie leiten. Nur bei Nebel und in der Nacht kommt das Boden-Radar zum Einsatz.
    " Da haben wir eben hier auf dem mittleren Schirm die Flugdaten der Maschinen, die jetzt in nächster Zeit hier in Düsseldorf gleich starten werden. "
    In wenigen Minuten soll eine Maschine der Lufthansa nach Birmingham starten. Das Flugzeug ist betankt. Die Passagiere sitzen auf ihren Plätzen. Die Bord-Geräte sind geprüft. Noch aber fehlt die Erlaubnis, die Triebwerke zu starten.
    " Das war jetzt die Lufthansa, die hier reingerufen hat, nach Birmingham. Der Pilot hat jetzt um seine Anlass-Freigabe gebeten, d.h. die Kollegin hat ihm noch einmal die komplette Abflugstrecke vorgelesen, die er zu nehmen hat, und er hat den so genannten "Squawk" bekommen. Das ist ein vierstelliger Zahlencode, der nachher dafür sorgt, dass wir die Maschine auf dem Radar eindeutig mit seiner Flugnummer auch identifizieren können. "
    Alle Anweisungen muss der Pilot wortwörtlich wiederholen - "zurücklesen", wie die Lotsen das nennen. Um Missverständnissen vorzubeugen.

    Betriebsprache im Tower ist Englisch - damit alle Piloten alles verstehen, ob sie nun für Lufthansa, British Airways, Aeroflot oder Air China fliegen.
    " Da erzielt man noch einmal einen Sicherheitsgewinn, dass eben auch jeder Pilot nachvollziehen kann: Was geschieht um mich herum? Indem er ganz einfach die Kontrollanweisungen auch mithört. "
    " Er hat die Rollfreigabe bekommen. Das ist in dem Falle eine relativ kurze Anweisung gewesen, weil die Maschine schon relativ nah an der Piste schon steht. Wenn die Maschine gleich auf dem Hauptrollweg ist, dann wird die Maschine übergeben an den Kollegen hier, der die Start- und Landefreigabe gleich erteilen wird. "
    Lotse:
    " Er ist mit seinen Vorflugkontrollen noch nicht fertig, da muss er eben noch warten. Er liest die Checkliste, ob technisch alles O.K. ist, - gerade ist er fertig geworden, und die Fluggäste müssen entsprechend auch angeschnallt sein, sitzen. Jetzt gerade hat er sein "Ready" von der Kabine bekommen, und jetzt kann er auch starten. "
    Michael Fuhrmann:
    " Er hat jetzt die Freigabe zum "Line-up" bekommen, das heißt, das war noch keine Startfreigabe, sondern er darf jetzt auf die Piste aufrollen, darf sich in Startposition stellen, und bekommt dann gleich vom Kollegen hier die Startfreigabe. Jetzt rollt er los und jetzt wird er auch gleich abheben. "
    Das Flugzeug gewinnt an Geschwindigkeit - und hebt ab.

    Unmittelbar nach dem Start, wenn das Fahrwerk eingefahren ist, wird der Pilot Kontakt aufnehmen mit der Flugleitzentrale in Langen. Die Radar-Lotsen dort werden den weiteren Flugweg kontrollieren.
    " Für Fehler, die er selber begeht, und die auch nachgewiesen werden können, ist der Fluglotse wirklich haftbar. Bei uns noch nicht geschehen, aber es kann bis zu Gefängnisstrafen hin führen über Zivilprozesse. Das ist durchaus möglich. "
    Nicht nur im Cockpit der Flugzeuge - auch im Tower werden alle Daten aufgezeichnet: Radar-Bilder, Telefonate, Funkverkehr, die Flugdaten.
    " ... so dass man im Fall der Fälle später immer analysieren kann, wer an welcher Stelle möglicherweise einen Fehler begangen hat. "
    Alle Unregelmäßigkeiten müssen gemeldet werden - etwa wenn beim Starten oder Landen die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände unterschritten werden.
    " Das müssen keine gefährlichen Situationen sein, aber es können eben Situationen sein, wo statt fünf Meilen vielleicht nur 4,8 Meilen waren, d.h. da ist keine unmittelbare Gefahr gewesen, dennoch versucht man zu untersuchen, wie ist es dazu gekommen, um das in Zukunft weiter abzustellen. "

    Internet:
    Die Alexandra-Lang-Stiftung für Patientenrechte ist eine gemeinnützige Stiftung für Menschen, die Opfer von schwerwiegenden ärztlichen Behandlungsfehlern, von Falschmedikationen oder von fehlerhafter Medizintechnik geworden sind.


    Literatur
    Eckart, Wolfgang U.:
    Geschichte der Medizin.
    Springer, Berlin (5. Aufl.) 2005.
    ISBN 3-540-21287-6
    Eckart, Wolfgang U.; Gradmann, Christoph (Hrsg.) 2006:
    Ärzte Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart.
    Springer, Berlin (3. Aufl.) 2006.
    ISBN 3-540-29584-4

    Ludwig, Udo:
    Tatort Krankenhaus. Wie Patienten zu Opfern werden.
    Deutsche Verlag-Anstalt, München 2008.
    ISBN 978-3-421-04386-3
    Möbius, Walter:
    Menschlichkeit ist die beste Medizin. Ein Wegweiser für Patienten und Ärzte.
    Piper Verlag, München 2008.
    ISBN 978-3-492-26283-5
    Schäfer, Annette:
    Wie Ärzte denken.
    in: Psychologie heute, November 2008, S. 30-35
    Schöne-Seifert, Bettina:
    Grundlagen der Medizinethik.
    Kröner, Stuttgart 2007
    ISBN 978-3-520-50301-5
    Steger, Florian:
    Das Erbe des Hippokrates. Medizinethische Konflikte und ihre Wurzeln.
    Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008.
    ISBN 978-525-20856-4

    Werner Bartens
    Auf Kosten der Patienten
    Wie das Krankenhaus uns krank macht.
    2008 Eichborn
    ISBN 978-3-8218-5660-5