Freitag, 29. März 2024

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Historikerin zu Deutschland und der Türkei
"Man ist an einem funktionalen Verhältnis interessiert"

Die Europäische Union wolle die Gespräche mit der Türkei in Gang halten, sagte die Historikerin Sabine Mangold-Will im DLF. Damit werde versucht, die türkische Seite dazu zu bringen, Begriffe wie "Staat" oder "Gesellschaft" inhaltlich so zu füllen, wie wir das tun.

Sabine Mangold-Will im Gespräch mit Maja Ellmenreich | 21.08.2016
    Wehende Fahnen der EU, Deutschlands und der Türkei vor der DITIB Moschee in Duisburg.
    Die Historikerin Sabine Mangold-Will sprach im Deutschlandfunk von einer "Begrenzung der Freundschaft mit der Türkei". (imago / Reichwein)
    Man müsse sich zudem eingestehen, dass in der islamischen Welt eine andere Normenordnung entstehe. In dieser Normenordnung sei die türkische Regierungspartei AKP und Präsident Erdogan nur ein Element. Das "Infragestellen der westlichen, normativen Ordung" sei hier gang und gäbe, so die Junior-Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal.
    Für die Historikerin gibt es im deutsch-türkischen Verhältnis Begrenzungen in der Wahrnehmung, die Folgen hätten. Eine Begrenzung der Freundschaft mit der Türkei liege darin, dass man in Deutschland letzlich an einem funktionalen Verhältnis interessiert sei. Dadurch gebe es nicht wirklich ein Interesse an dem, was tatsächlich in der Türkei passiere, "sondern man nimmt das raus, was man gebrauchen kann". Dadurch würden bestimmte Entwicklungen in der Geschichte nicht wahrgenommen, was aber auf der türkischen Seite ebenso der Fall sei.
    Das vollständige Interview können Sie mindestens sechs Monate nachhören.