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Hitzewelle lässt Ozonwerte steigen

Das Spurengas Ozon schützt in höheren Luftschichten vor schädlicher UV-Strahlung. In unteren Luftschichten kann es die Atemwege reizen und Husten und Kopfschmerzen auslösen. Am vergangenen Wochenende wurde erstmals seit 2008 wieder an zwei Stellen in Deutschland "Ozonalarm" ausgelöst.

Von Ludger Fittkau | 05.07.2010
    "Trinken, trinken, trinken - von morgens, bis abends. Im Schatten bleiben, sich nicht bewegen, sofern es möglich ist."

    Rudi Janda war am Wochenende für das Deutsche Rote Kreuz in Kaiserslautern unterwegs und brachte vor allem alte Leute ins Krankenhaus, die mit Hitze und Luftschadstoffen Probleme hatten.

    Da beim Ozon schon zum Beginn des Wochenendes vor allem im Südwesten Deutschlands die sogenannte "Informationsschwelle" von 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft überschritten wurde, hatten Umweltbehörden vor körperlicher Anstrengung vor allem in den Mittagsstunden gewarnt. Rudi Janda hatte seinen Rot-Kreuz-Wagen für alle Fälle wettergemäß aufgerüstet:

    "Immer was zu trinken dabei und feuchte Tücher, zum Abkühlen ja."

    Im Ruhrgebiet und im südhessischen Riedstadt am Rhein lagen am Samstag die beiden bundesweit einzigen Ozon-Messstellen, wo der Alarmwert von 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft überschritten wurde. Im Pfälzerwald bei Kaiserslautern wurden Samstag 202 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen – ein Wert weit unter den Ozon-Spitzenbelastungen , die noch vor einem Jahrzehnt in Rheinland-Pfalz gemessen wurden. Diplom-Ingenieur Ludwig Hoffmann ist im rheinland-pfälzischen Umweltministerium zuständig für Luftqualitätsüberwachung:

    "Wir haben eindeutig einen Trend bei der Ozonentwicklung, der geht in zwei Richtungen: Wir hatten Werte über 300 – ich glaube, 1992 war der höchste Wert: 309 Mikrogramm in Rheinland-Pfalz. Diesen Wert werden wir nicht mehr erreichen. Das ist der eine Trend. Die ganz hohen Werte sind weg. Der zweite Trend ist, dass der Jahresdurchschnittwert leicht ansteigt, das sogenannte 'Hintergrundrauschen'. Dafür gibt es aber keinen Grenzwert. Weil Ozon ja nur eine Rolle spielt in Hochdruck-Wetterlagen, in der Regel zwei, drei Monate im Sommer, ein Jahresmittelwert ist also nicht so aussagefähig, aber dieser Wert steigt leicht an."

    Somit geht zwar die Ozonspitzenbelastung bundesweit seit Jahren kontinuierlich zurück - 2009 war das ozonärmste Jahr seit Jahrzehnten. An keinem einzigen Tag des vergangenen Jahres wurde der Alarmwert von 240 Mikrogramm überschritten. Etwas beunruhigend ist trotzdem für Ludwig Hoffmann vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium die Zunahme der Luftbelastung durch Dieselfahrzeuge, die sich auf die Ozonbildung auswirkt:

    "Der Hauptverursacher für die Emission von Vorläuferstoffen, aus denen sich Ozon dann letztendlich bildet, ist der Straßenverkehr. Das sind die NOx-Verbindungen, die beim Einsatz von Fahrzeugen, bei Verbrennungsmotoren eben emittiert werden. Und wir haben ein Problem, dass sich seit vielen Jahren die Zulassungszahlen von Dieselfahrzeugen erhöhen. Wir haben mittlerweile fast 50 Prozent der Neuzulassungen im Dieselbereich. Die sind alle ausgestattet mit sogenannten Oxidationskatalysatoren, das heißt, die emittieren viel mehr NO2, als ein Ottomotor oder ein Dieselfahrzeug ohne Oxidationskatalysator. Und wenn viel NO2 emittiert wird, bildet sich auch durch Sonneneinstrahlung, durch Photolyse-Reaktionen viel Ozon."

    Für die Vermeidung von Ozonbildung bleibt also hierzulande noch einiges zu tun. Zurückhaltung beim Kauf von Dieselfahrzeugen oder zumindest der Verzicht auf unnötige Autofahrten vor allem an heißen und sonnigen Tagen könnten Ansatzpunkte für Ozon vermeidendes Handeln sein. Am kommenden Wochenende zum Beispiel. Dann nämlich dürften die Ozonwerte wieder kräftig ansteigen.