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Hoaxmap
Die Mär von den irischen Sklaven

Die Initiative hoaxmap.org sucht und sammelt im Internet Gerüchte, die sich als Falschmeldungen entlarven lassen. Zum Beispiel über eine Geschichte von Irischen Sklaven in den USA, die schon seit Jahren im Netz kursiert und immer wieder neu aufgebracht wird.

22.03.2017
    Haben Journalisten früher vor allem über Dinge berichtet, die tatsächlich passieren, so müssen sie heute immer mehr auch über Dinge berichten, die frei erfunden sind. Dabei müssen Gerüchte recherchiert und gegebenenfalls als Falschmeldungen widerlegt werden.
    Hoaxmap @mediasres
    Die Initiative hoaxmap.org sucht und sammelt im Internet solche Gerüchte, die sich als Falschmeldungen (englisch: hoax) entlarven lassen – oft mit Hilfe etablierter, sorgfältig recherchierender Medien und oft, obwohl diese Meldungen trotz ihrer Fragwürdigkeit manchmal sehr schnell eine weite Verbreitung finden.
    Wie hoaxmap.org das gelingt, darüber berichten Karolin Schwarz und Lutz Helm von "hoaxmap" regelmäßig bei @mediasres - zum Beispiel über eine Geschichte, die schon seit Jahren im Netz kursiert und immer wieder neu aufgebracht wird: England soll 1612 die ersten Iren als Sklaven in die USA gebracht haben.
    "Da steckt Rassismus dahinter"
    Vor allem rassistische Gruppen würden diese Falschmeldung für sich benutzen, meint Karolin Schwarz von hoaxmap.org
    "Da steckt Rassismus dahinter, weil rassistische Gruppen in den USA das nutzen mit der Erzählung: »Die weißen Leute waren auch Sklaven, warum seid ihr so empfindlich, ihr schwarzen Menschen.« Das Ganze wird aus rassistischen Motiven genutzt, einfach um den Schwarzen das Narrativ des Sklavenhandels auch ein bisschen wegzunehmen. Da werden Fotos aus dem Kontext gerissen, Fotos aus dem Holocaust verwendet, teilweise Fotos von Kindern, die in Minen gearbeitet haben in den USA, und die dann verwendet werden, um dieses Narrativ zu stärken."
    Verbreitung "über die rechte Filterblase hinaus"
    Die Geschichte würde vor allem in Foren weißer Nationalisten und in den Videos von Infowars.com verbreitet, das als meinungsstarkes Medium der Truther-Bewegung gilt, also jener Bewegung, die auch die geschichts- und naturwissenschaftlichen Erklärungen der Terroranschläge am 11. September 2001 ganz oder in wesentlichen Teilen bestreiten. Gleichzeitig werde die Falschmeldung aber auch "über die rechte Filterblase hinaus" via Facebook verbreitet.
    Facebook hat vor einigen Wochen damit begonnen,umstrittene Beiträge als "disputed", also widersprüchlich zu kennzeichnen, so auch die Beiträge über die irischen Sklaven. Wer auf die von Facebook angezeigte Warnung klickt, erhält Links zu Artikeln, welche die Falschmeldung widerlegen. Posten kann man die "Hoax" dennoch weiterhin.