Donnerstag, 18. April 2024

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Hoch-Technologie von Hochschulen

In dieser Woche zeigen in Hannover mehr als 6000 Aussteller aus Industrie und Wirtschaft, was sie Neues im Angebot haben. Von den 27 Hallen auf dem Gelände ist Halle 18 ganz für Forschung und Entwicklung reserviert. Dort präsentieren sich vor allem die Hochschulen unseres Landes mit ihren Forschungsprojekten und Innovationen. Zu sehen gibt es beispielsweise Modelle einer elektronische Nase, einen Roboter mit Emotionen oder einen Handtuchspender mit Brennstoffzelle.

11.04.2003
    Jedes Mal, wenn Jan Hülsemann sein Handtuchspender-Modell anschmeißt, bleiben die Leute stehen.

    Hier bauen wir einen Handtuchautomaten, der zur Zeit mit Batterieantrieb läuft. Das ist so ein Automat, vor den man nur die Hand halten muss, und er spuckt dann Handtücher aus. Zurzeit läuft er mit Batterieantrieb. Wir wollen ihn umbauen auf Methanolantrieb, also eine Methanolbrennstoffzelle, damit die Batterien nicht ständig weggeworfen werden müssen, und damit man eine längere Laufzeit erzielt. Wir werden noch dieses Jahr das Ding in die Serienfertigung geben können.

    Was der Umwelt-Campus Birkenfeld zusammen mit der Fachhochschule Trier hier präsentiert, scheint so revolutionär, dass sich schon vor dem Studenten sogar kleine Warteschlangen bilden. Händeschütteln, Kurzgespräche und Visitenkärtchentauschen im Minutentakt. Jan Hülsemann:

    Weil wir hier an einer Sache forschen, die wirklich up to date ist.

    Und zwischendurch der Anruf aus Trier vom Prof, ob denn auch alles bestens laufe. Viel weniger Stress hat Dagmar Kleemann an ihrem Messestand. Sie studiert Landschaftsarchitektur an der Fachhochschule Erfurt und wirbt für nachhaltige Landschaftsnutzung. Diese PR-Arbeit ist neu für sie und gar nicht so einfach, wie sie gedacht hat:

    Die Präsentation ist eine neue Erfahrung und leider auch im Rahmen dieser Industriemesse nicht unbedingt gefragt. Was wir feststellen konnten ist, dass der kommerzielle Aspekt eine sehr große Rolle spielt und die Natur am Rande nur einen relativ geringen Stellenwert hat.

    Durch Halle 18 auf der HannoverMesse zu laufen, das heißt auch: Eintauchen in wissenschaftliches Sprachgewirr. Nur manchmal wird das Sprachgewirr erfrischend deutlich unterbrochen. Von MEXI einem Roboter, der sogar Emotionen zeigt und einfach sagt, was er denkt.

    Guten Tag. Willkommen bei Campus und Karriere.

    Vielleicht wurde MEXI in diesem Fall doch etwas beeinflusst von menschlicher Hand. Aber immerhin hat er das geschafft, was er soll: Die Menschen an den Messestand der Universität Paderborn zu locken. Ganz ähnlich versucht es sein Roboterkollege Johnnie eine Etage tiefer.

    Johnnie ist unser jüngstes Kind, ein zweibeiniger Roboter mit intelligentem Sichtsystem. Er besitzt 18 angetriebene Gelenke, ein eigenes technisches Gleichgewichtsorgan, um den aufrechten Gang zu sichern. Er steigt am Ende auf eine Treppe, um auf einem Laufband mit höherer Geschwindigkeit etwa zwei Stundenkilometer zu laufen.

    Thomas Thümmel von der TU München freut sich. Denn Johnnie ist nicht nur das Forschungshighlight am Lehrstuhl für Angewandte Mechanik, sondern auch Anreiz für zukünftige Studenten. Thümmel:

    Die meisten Studenten kommen zu uns, weil sie wissen: Wir haben Johnnie entwickelt, wir haben so viel Know-how. Das begeistert einfach.

    Ganz ohne Roboter kommt Ingo Rechenberg aus. Er ist Professor für Bionik an der TU Berlin. Die Natur dient als Vorbild für seine Wissenschaft. Wie viel man sich von der Natur abgucken kann, entdeckte er vor zwei Jahren in der Sahara. Als er eine kleine Echse sah - den sogenannten Sandfisch - kam er ins Grübeln.

    Man muss sich doch eigentlich wundern, warum ein Sandfisch so extrem glänzend und glatt ist.

    Wie glatt er genau ist, wurde inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen.

    Die Sandfischhaut hat tatsächlich ein wesentlich kleineren Reibungswiderstand als zum Beispiel eine polierte Stahloberfläche.

    Klar, dass die kleinen Sandfische in dieser Woche auch auf der HannoverMesse zu Hause sind: In einem riesigen Bottich tauchen sie durch den Sand. Viel anschaulicher, als es ein Computer oder Hightech-Modell je simulieren könnte.

    [Autor: Andreas Hain]