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Hochschulausbau
Kostenexplosion an der FH Bielefeld

Der Hochschulcampus in Bielefeld ist die derzeit größte Baustelle in NRW. Mehr als eine Milliarde Euro investiert das Land dort. Das alte Unigebäude aus den 70er-Jahren wird kernsaniert, die FH Bielefeld wird neugebaut. Der Bau sollte eigentlich im Herbst 2013 fertiggestellt sein, aber es gibt massive Probleme.

Von Lars Faulenbach | 26.05.2014
    Ein Baustellenschild
    Die Neueröffnung der FH Bielefeld verzögert sich. (picture alliance / dpa - Julian Stratenschulte)
    "Beim Bäcker bin ich neulich gefragt worden, ob ich denn jetzt zuhause arbeite, weil unser Neubau ja noch nicht fertig ist. Und deshalb ist es uns ja auch wichtig, deutlich zu machen, dass wir noch einen sehr guten Lehrbetrieb realisieren, trotz aller Schwierigkeiten."
    Und die Schwierigkeiten sind derzeit enorm. Denn die FH hat durch den doppelten Abiturjahrgang viel mehr Studierende als bisher. Das neue Gebäude sollte der FH auch helfen, diesen Studentenberg zu bewältigen. Jetzt fehlen die neuen Räume natürlich, beklagt Rektorin Beate Rennen-Allhoff.
    "Wir haben jetzt Notlösungen geplant, wir haben zusätzliche Anmietungen getätigt, die Beschäftigten sitzen fast alle zu zweit in Büros, die eigentlich als Einzelbüros gedacht sind. Das tun sie auch deshalb, weil sie auch dazu beitragen wollen, dass die Studierenden weiterhin gute Studienbedingungen vorfinden, aber die Situation ist schwierig und außerordentlich belastend."
    Nicht zuletzt natürlich für die Studierenden, die häufig in überfüllten Seminarräumen nicht einmal ein Platz zum Sitzen finden. Julia Koch und Leonie Mensendiek zum Beispiel studieren Pädagogik der Kindheit und warten sehnsüchtig auf den Neubau.
    "Wär schön, wenn es langsam mal klappen würde. Wir merken es schon, dass einige Sachen echt hier erneuert werden müssten. Wenn man sich manchmal die Toiletten anguckt, das sind auch nicht die Schönsten gerade. Es ist eher ne Last manchmal."
    Für die FH bedeuten die Verzögerungen vor allem eine große finanzielle Last. Und das hat nichts mit den 100 Millionen zu tun, die der Bau wohl mehr kosten wird. Denn diese müsse das Land schultern und diese Mehrkosten lägen auch nicht in der Verantwortung der FH, betont Beate Rennen-Allhoff.
    "Was uns Schwierigkeiten bereitet ist, zu vermitteln, dass wir jetzt nicht in den Luxus pur ziehen, mit goldenen Wasserhähnen, wenn von höheren Kosten die Rede ist, sondern wir bekommen nicht mehr Fachhochschule und keine luxuriösere Fachhochschule, sondern genau die Fachhochschule, die seinerzeit vereinbart war."
    Trotzdem bedeuten die Verzögerungen auch für die FH jeden Tag bares Geld. Für die zusätzlichen Räume und viele andere Dinge, die mit dem geplatzten Umzug zusammen hängen, hat sie bisher 1,5 Millionen Euro ausgegeben. Zum Glück für Rektorin Beate Rennen-Allhoff, wird die FH finanziell vom Land unterstützt.
    "Aber es entsteht außerdem ein riesiger zusätzlicher Aufwand, ein riesiger Personalaufwand, denn wir müssen ja eben immer wieder umplanen. Und diesen zusätzlichen Personalaufwand, der die Beschäftigten auf Trab hält, können wir nur schlecht kompensieren."
    Zumal es unter den derzeitig provisorischen Bedingungen sehr schwer fällt, langfristige Entscheidungen zu fällen, auch personell. Deshalb warte Beate Rennen-Allhoff ungeduldig darauf, dass die FH endliche einen Termin genannt bekommt, zu dem die FH in den Neubau einziehen kann.
    "Diesen Zeitplan brauchen wir unbedingt, um beispielsweise unsere IT-Komponenten ausschreiben zu können, beschaffen zu können, einbauen zu könne, den Umzug planen zu können. Das bedeutet, dass wir acht Monate Vorlauf also brauchen, vom Zeitplan an gerechnet, zu dem wir einen verbindlichen Zeitpunkt genannt bekommen."
    Weil es den noch immer nicht gibt, heißt das für die Rektorin, dass es frühestens im kommenden Jahr etwas werden wird, mit dem Umzug. Für viele Studierende heißt dass, das sie ihr Studium sehr wahrscheinlich in den alten maroden Bauten aus den 50er und 60er-Jahren beenden werden. Viele, wie Elvira Smoljanovic nehmen das relativ gelassen hin.
    "Ich hab mich dran gewöhnt, ich find den Campus nicht so schön, aber ne angenehme Atmosphäre schafft man sich zuhause."
    Und einzelne Studenten, wie Thorsten Niemeyer werden das alte Gebäude sogar vermissen:
    "Das charmante, kleine, was hier am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Bielefeld ist, das wird wahrscheinlich verloren gehen. Ich habe persönlich hab das sehr gemocht all meine Studienzeit über."