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Hochschule Bochum
Aktive Pausen im Hörsaal

Viele Studierende klagen im Hochschulalltag über Konzentrationsschwäche, Verspannungen und Rückenschmerzen. Die Hochschule Bochum hat deswegen ein Konzept für mehr Bewegung im Hörsaal eingeführt. Die Reaktionen der Studierenden sind gemischt.

Von Simon Schomäcker | 15.01.2016
    Außenansicht der Hochschule Bochum.
    Die Hochschule Bochum sorgt für mehr Bewegung im Hochschulalltag. (Hochschule Bochum)
    Der Hörsaal vom Fachbereich Informatik an der Bochumer Hochschule. Die hölzernen, engen Stuhlreihen sind an diesem Morgen gut gefüllt mit Studierenden des ersten Semesters. Sie sitzen gerade in ihrer ersten Vorlesung. Doch die Veranstaltung dauert heute nicht anderthalb Stunden am Stück. Nach 45 Minuten stellen sich die angehenden Informatiker in ihren Sitzreihen auf. Sie blicken nach vorne zur Leinwand, auf der ein junger Mann auf einer Wiese zu sehen ist. Er führt Dehnübungen vor.
    Während der Film läuft, machen fast alle Studierenden und sogar Dozent Dr. Markus Eikelberg die Übungen mit. Bei den Studierenden lösten diese "aktiven Pausen" bisher eher gemischte Reaktionen aus. So auch bei Angelika und Jovan.
    Übungen extra für den Hörsaal
    Angelika: "Also ich habe jetzt das zweite Mal mitgemacht und ich muss immer dabei lachen, ich finde es lustig halt. Aber es ist auf jeden Fall was Neues, sich mal zu bewegen und eine kleine Pause zu haben."
    Jovan: "Ja, ist auf jeden Fall lustig. Ich halte jetzt noch nicht so viel davon. Aber man macht einfach mit."
    Die Übungen wurden eigens für die Durchführung im Hörsaal konzipiert, erklärt Pascal Meyer vom Sportmedizinischen Zentrum Bochum:
    "Gerade wenn man studiert oder denkt oder sich konzentriert, bewegt man sich halt kaum. Man hat immer diese alltäglichen Haltungen beim Sitzen. Und dann haben wir uns natürlich überlegt, welche Übungen können genau für diesen Bereich gerade in einer kurzen Zeit sinnvoll sein, um genau diese Strukturen, die nicht bewegt werden, in Bewegung zu bringen."
    Die Idee zu den "aktiven Pausen" entstand bereits im Herbst 2014 während eines hochschulinternen Gesundheitstages, erzählt Brigitte Kriebel von der Hochschulverwaltung. Gemeinsam mit der Knappschaft und dem Sportmedizinischen Zentrum Bochum organisierte die Hochschule die ersten Veranstaltungen.
    "Wir waren in sechs oder sieben Vorlesungen an diesem Morgen. Und das ist so super angekommen, dass zwei Professoren auf uns zugekommen sind und fragten, ob wir das nicht regelmäßiger machen könnten. Dadurch ist dann die Idee entstanden, dass wir zwei Kurzvideos produzieren, um die während der Vorlesung einspielen zu können."
    Körperliche Aktivität führt zu besserer Aufmerksamkeit
    Beide Filme wurden vom hochschuleigenen Medienzentrum produziert und stehen seit Dezember 2015 zur Verfügung. Sie beschäftigen sich jeweils mit unterschiedlichen Körperregionen, erklärt Pascal Meyer:
    "Einmal im Bereich der Schulter- und Nackenmobilisation, im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule. Und dann gab es ein zweites Video, was sich auf den Bereich der Rumpfmobilisation konzentrierte: Bauchmuskulatur, Rückenmuskulatur, seitliche Rückenmuskulatur, rotierende Muskulatur – also alles, was bei der sitzenden Tätigkeit sehr starr und einseitig belastet wird."
    Dozent Dr. Markus Eikelberg ist begeistert von den "aktiven Pausen".
    "Gerade in den ersten beiden Semestern sind die Studierenden überhaupt nicht gewohnt, sich anderthalb Stunden dort zu konzentrieren. Und wenn man dann in der Mitte eine Auffrischung vornimmt, dann ist es schonmal so, dass sie wieder zuhören. Und wenn man dann noch eine körperliche Aktivität einbaut, dann hat man in der zweiten Hälfte der Vorlesung wesentlich bessere Aufmerksamkeit."
    Zwar hält sich die Euphorie von Angelika und Jovan bisher in Grenzen. Dennoch möchten die beiden Studierenden die "aktiven Pausen" in Zukunft nicht missen.
    Angelika: "Also ich war jetzt nicht so müde und hatte nicht so große Schmerzen. Aber im Laufe des Tages sicherlich schon, da würde das auf jeden Fall jedem gut tun."
    Jovan: Es hilft schon ein bisschen.